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Wissenschaft
Biotechnologie Hand in Hand mit konventionellen Methoden
Geisenheim, 11. September 2003: Die Biotechnologie liefert für Pflanzenzüchtung und Lebensmittelherstellung wichtige Impulse, die mit konventionellen Methoden allein nicht vorstellbar wären. Dies ist der Tenor einer Expertenrunde, die anlässlich der Fachtagung "Pflanzenbiotechnologie im Spannungsfeld von Forschung, Anwendung und fundamentaler Ablehnung" der Forschungsanstalt Geisenheim zusammengetroffen ist.
Bei allen Erfolgen, die Pflanzenzüchter in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich Ertrag und Qualität der Ernten erzielt haben, stehen auch in Zukunft große Aufgaben an, die voraussichtlich nicht allein mit herkömmlichen Methoden bewältigt werden können. Prof. Dr. Wolfgang Friedt von der Gießener Justus-Liebig-Universität: "Die Biotechnologie erweitert die Methoden der Pflanzenzüchtung und schafft damit die Voraussetzungen für weitere Fortschritte." Welche Techniken eingesetzt werden, ob Gentechnik oder konven-tionelle Züchtung, müsse aus der speziellen Situation heraus entschieden werden, so Prof. Dr. Hans Günter Gassen von der Technischen Universität Darmstadt: "Ein ideolo-gisch motivierter Rückgriff auf die Methoden der Väter schafft jedoch keine Abhilfe."
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany vom Molekularbiologischen Zentrum an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe resümiert: "Die Gentechnik bei Lebensmitteln ist weltweit Realität. Auch in Deutschland sind sechzig bis siebzig Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel bereits mit der Gentechnik in Berührung gekommen." Mit Hilfe der Gentechnik könne es in naher Zukunft möglich sein, neuartige Lebensmittel herzustellen, die für Allergiker unproblematisch sind, so Jany.
Von einem entsprechenden Forschungsprojekt berichtete Dr. Dirk Becker von der Universität Hamburg. Für Menschen, die an der Krankheit Zöliakie leiden, ist handelsüblicher Weizen aufgrund des darin enthaltenen Gluten nicht verdaulich. "Da es durch herkömmliche züchterische Methoden nicht möglich ist, die Zöliakie auslösenden Eiweiße aus dem Weizen zu entfernen, wird mit Hilfe gentechnischer Methoden daran gearbeitet, das entsprechende Eiweiß entweder zu entfernen oder ihm seine Zöliakie-auslösende Wirkung zu nehmen", erläuterte Becker.
Die Gentechnik zielt auf konkreten Nutzen, gleichzeitig birgt sie Risiken - wie jede Technologie. Daher werden gentechnisch veränderte Pflanzen besonders gründlich ge-prüft und beobachtet. Hierzu erarbeiten Behörden gegenwärtig auf EU-Ebene ein gemeinsames Konzept. Für die bisherige Sicherheitsforschung zieht Ökotoxikologe Dr. Detlef Bartsch von der RWTH Aachen das Fazit: "Transgene Pflanzen sind nicht risikofrei, aber spezifische Risiken der Grünen Gentechnik im Vergleich zu traditionellen Landnutzungssystemen sind nicht nachzuweisen."
Für Kirchenrat Dr. Roger J. Busch, Geschäftsführer am Institut für Technik, Theologie, Naturwissenschaften (TTN) in München liegt der Dissens um die Gentechnik nicht allein bei den naturwissenschaftlichen Fakten. Vielmehr gehe es um "dahinter" liegende moralische Grundhaltungen und Emotionen. Der Ethiker schlägt zur Orientierung ein konkretes Leitbild vor: "Die drei Zieldimensionen der Nachhaltigen Entwicklung - ökologische Stabilisierung, ökonomischer Wohlstand, soziale Sicherheit - sind die Bewährungsfelder ethisch angemessenen Handelns."
Einig waren sich die Experten in der von Prof. Dr. Max-Bernhard Schröder (Forschungsanstalt Geisenheim) moderierten Runde darüber, dass auf das enorme Innovationspotenzial der Biotechnologie nicht leichtfertig verzichtet werden dürfe.
Kontakt:
Prof. Dr. Max-Bernhard Schröder
Forschungsanstalt Geisenheim
Telefon: 06722 502 461
botanik@fa-gm.de
http://www.gruene-biotechnologie.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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