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Mütter weiten ihr Arbeitsangebot nicht aus, wenn ihnen eine kostenlose Kindertagesbetreuung zur Verfügung steht. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht hat. Zwar steigert die Beitragsfreiheit die Kita-Besuchsquote von Kleinkindern, doch das familienpolitische Ziel einer Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit wird verfehlt. Die Autorinnen halten es für sinnvoller, die Kita-Gebühren nach Haushaltseinkommen zu staffeln und die eingesparten Mittel in die Betreuungsqualität zu investieren.
Die Studie von Anna Busse und Christina Gathmann, Ökonominnen an der Universität Heidelberg, untersucht anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2010 bis 2015, wie sich die Abschaffung der Gebühren für Kindergärten und Kindertagesstätten in verschiedenen Bundesländern auf die Betreuungssituation, Erwerbstätigkeit und kindliche Entwicklung ausgewirkt haben. Das letzte Kindergartenjahr ist inzwischen in neun der elf alten Bundesländer beitragsfrei. Drei dieser Länder haben die Beitragsfreiheit bereits auf jüngere Kinder ausgeweitet.
Die Einführung des kostenlosen letzten Kindergartenjahres hatte auf die Besuchsquote, die in dieser Altersgruppe bereits vor der Beitragsfreiheit bei 97 Prozent lag, praktisch keinen Einfluss. Bei den Zwei- bis Dreijährigen erhöhte die Reform hingegen die Besuchsquote um 8 Prozentpunkte. Besonders stark fiel der Anstieg bei Kindern aus einkommensschwachen Familien aus. „Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, da Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten in einem qualitativ hochwertigen Betreuungsangebot besser ihre Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln können“, erklärt Wirtschaftsprofessorin Christina Gathmann. Insbesondere Mädchen profitieren der Studie zufolge von der außerhäuslichen Betreuung.
Insgesamt habe die Einführung der Beitragsfreiheit aber hauptsächlich zu „Mitnahmeeffekten“ geführt, die zwar das Familienbudget erhöhen, jedoch die gewählte Kinderbetreuung nur unwesentlich beeinflussen. Außerdem fanden die Forscherinnen kaum positive Wirkungen auf die Erwerbsbeteiligung oder die wöchentliche Arbeitsstundenzahl von Müttern. Eher scheinen die Familien das zusätzliche Einkommen zu nutzen, um das Arbeitsangebot der Mütter zu verringern.
Das Ziel, durch die Bereitstellung beitragsfreier Betreuungsplätze die Erwerbstätigkeit und damit die ökonomische Eigenständigkeit von Frauen, vor allem von Alleinerziehenden, zu erhöhen, werde jedenfalls durch diese Politik nicht erreicht, so das Fazit der Untersuchung. Die Förderung des Kita-Besuchs von Kindern aus ärmeren Familien sei kostengünstiger durch die vielerorts bereits übliche Staffelung der Gebühren nach Haushaltseinkommen zu erreichen. Die so eingesparten Mittel könnten dann in die Qualität der Kinderbetreuung investiert werden, von der alle Vorschulkinder profitieren würden.
Download der englischsprachigen Studie:
Anna Busse, Christina Gathmann: Free Daycare and its Effects on Children and their Families
IZA Discussion Paper No. 11269
http://ftp.iza.org/dp11269.pdf
Pressekontakt:
Mark Fallak
Head of Communications, IZA
(0228) 3894-223
fallak@iza.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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