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Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als hunderttausend Menschen an der Schilddrüse operiert. Für viele Schilddrüsenerkrankungen ist es die beste und sogar die einzige Behandlungsmöglichkeit. Warum sich Patienten interdisziplinär, also von verschiedenen Fachärzten, untersuchen, beraten und behandeln lassen sollten, bevor die Entscheidung zur Operation fällt, darüber spricht eine Expertin auf der Pressekonferenz anlässlich der 89. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) am 8. Mai in Lübeck.
Etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind an der Schilddrüse erkrankt. Das kleine Organ auf Höhe der Luftröhre direkt unterhalb des Kehlkopfs produziert dann hierbei nicht selten zu viel oder zu wenig Hormone. „Schilddrüsenhormone sind an der Aufrechterhaltung verschiedener lebensnotwendiger Körperfunktionen beteiligt“, erläutert Privatdozentin Dr. med. Magis Mandapathil von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Asklepios St. Georg (Hamburg) im Vorfeld der 89. Jahrestagung. „Störungen haben unter anderem Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und den körperlichen Antrieb.“
Häufig ist den Betroffenen nicht bewusst, dass sie an der Schilddrüse erkrankt sind. „Die Diagnose wird meist anlässlich einer Routineuntersuchung beim Hausarzt oder bei einer Blutuntersuchung gestellt“, berichtet Dr. Mandapathil. Die Ärzte überweisen die Patienten dann an einen Facharzt, der sie über die weiteren Behandlungsmöglichkeiten informiert. „Erkrankungen der Schilddrüse können sehr komplex sein. Sie fallen daher in die Zuständigkeit verschiedener Fachärzte“, erklärt die Expertin. Endokrinologen können medikamentös eine Unterfunktion oder Überfunktion des Organs einstellen. Nuklearmediziner können die Hormonproduktion durch Radiojod auf Dauer stoppen. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Allgemeinchirurgen sind besonders gefragt, wenn eine vergrößerte Schilddrüse Beschwerden beim Schlucken und Atmen macht, andere Therapieoptionen versagen oder der Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht. Dann sind auch Pathologen, Strahlentherapeuten und Onkologen an der Betreuung beteiligt.
In vielen Städten haben sich Schilddrüsenzentren gebildet, in denen Experten aller Fachbereiche zusammenarbeiten. „Eine solche Kooperation ermöglicht eine sorgfältige und zielgerichtete Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen,“ so Dr. Mandapathil. Besonders wichtig sei dies, wenn eine Operation erwogen wird. In Deutschland ist dies am häufigsten bei einer durch Knotenbildung vergrößerten Schilddrüse der Fall. Seltener bei einem Morbus Basedow oder Schilddrüsenkrebs.
„Die Operation sollte am besten an einem Schilddrüsenzentrum von einem erfahrenen Operateur erfolgen“, betont Dr. Mandapathil. So können Komplikationen vermieden werden, die oft lebenslange Folgen haben, wie beispielsweise eine Verletzung des Stimmbandnervens. Diese kann eine dauerhafte Heiserkeit, den Verlust der Stimmhöhe oder eine schnelle Stimmermüdung bis hin zur Atemnot zur Folge haben. Bei einer Verletzung der Nebenschilddrüsen kann es zu einem Kalziummangel kommen. Insbesondere bei der chirurgischen Behandlung von Schilddrüsenkrebs, welche stets stadien- und tumorgerecht den aktuellen Leitlinien entsprechend zu erfolgen hat, kann bedingt durch die Ausdehnung des Tumors in die benachbarten Strukturen, wie der Luftröhre, Kehlkopf, der Speiseröhre oder Stimmbandnerven, oder der Absiedlung von Tumorzellen in den seitlichen Hals eine chirurgische Kooperation von Allgemeinchirurgen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten in der prä-, intra- und postoperativen Versorgung der Patienten essentiell zur Erzielung optimaler Ergebnisse sein.
Die Erfahrung des Chirurgen ist besonders gefragt, wenn moderne Operationstechniken eine spätere Narbe am Hals vermeiden sollen. Hierzu wurden in den letzten Jahren verschiedene Techniken entwickelt. Dr. Mandapathil erklärt: „Die Operation kann heute in ausgewählten Fällen von der Achsel aus, über einen Schnitt hinter dem Ohr oder sogar durch die Mundhöhle mittels Endoskopen oder einem Operationsrobotor erfolgen und für ein tadelloses kosmetisches Ergebnis sorgen. „Doch auch hier sollten die Sicherheit des Patienten und der Therapieerfolg immer an erster Stelle stehen“, so Dr. Mandapathil.Auch diese neuen alternativen Verfahren profitieren in ihrer Durchführung, insbesondere abhängig vom Zugangsweg, von einer Kooperation von Allgemeinchirurgen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten.
Über interdisziplinäre Konzepte in der chirurgischen Therapie von Schilddrüsen-erkrankungen und die Rolle der HNO-Ärzte in dieser Zusammenarbeit, spricht Privatdozentin Dr. med. Magis Mandapathil am 8. Mai 2018 auf der Pressekonferenz anlässlich der 89. Jahresversammlung der DGHNO KHC. Die Interdisziplinarität steht ebenfalls im Fokus beim Rundtischgespräch „Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenmalignomen“ am 11. Mai 2018, bei dem HNO-Ärzte, Nuklearmediziner, Neurologen, Endokrinologen und Chirurgen vertreten sein werden.
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie e.V., Bonn (DGHNO KHC)
Stephanie Priester, Heinke Schöffmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel: 0711 89 31-605/-442
Fax: 0711 89 31 167
E-Mail: priester@medizinkommunikation.org, schoeffmann@medizinkommunikation.org
https://www.hno.org/kongress/index.html
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