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Wissenschaft
Öffentlicher Gesprächsabend zum Botho-Graef-Kunstpreis 2018 am 14. Juni, 19 Uhr, in der Bauhaus-Universität Weimar
Der nächste Artist Talk zum Botho-Graef-Kunstpreis 2018 der Stadt Jena ermöglicht eine Begegnung mit den Berliner Konzeptkünstlern Renata Stih und Frieder Schnock. Dieses Künstlergespräch findet am 14. Juni, 19 Uhr, in Weimar statt, dem zweiten wichtigen Wirkungsort des Jenaer Rechtsprofessors Eduard Rosenthal (1853-1926), dessen „Verschwundenem Bildnis“ der Preis gewidmet ist.
In Weimar, ab 1920 Landeshauptstadt Thüringens, wirkte Eduard Rosenthal nicht nur als Abgeordneter, vor allem wurde hier am 12. Mai 1920 der von ihm ausgearbeitete Entwurf der ersten Thüringer Landesverfassung mit nur unbedeutenden Änderungen angenommen. In Weimar erinnert bereits eine nach Eduard Rosenthal benannte Straße an den Vater der Thüringer Verfassung.
Die zum Wettbewerb eingeladenen Konzeptkünstler Renata Stih und Frieder Schnock interessieren sich besonders für die Zusammenhänge von Erinnerung und sozialem Umraum. International bekannt wurde das Künstlerduo mit seinem 1993 eingeweihten dezentralen Denkmal „Orte des Erinnerns“ in Berlin-Schöneberg. Es besteht aus 80 doppelseitigen Schildern, die jeweils auf einer Seite ein Bildmotiv und auf der anderen Seite antijüdische Verordnungen aus der Zeit des Nationalsozialismus zeigen. Verstreut über die Straßen des Bayerischen Viertels – in dem einst Albert Einstein, Hannah Arendt und Carl Einstein lebten – machen die Schilder die perfiden Maßnahmen der zunehmenden Entrechtung der Juden bis hin zur Deportation und Ermordung für die Passanten alltäglich sichtbar.
Rollendes Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Auch im Rahmen des internationalen Wettbewerbs für das Berliner Holocaust-Mahnmal 1994/95 legten Renata Stih und Frieder Schnock einen vielbeachteten Vorschlag vor. Anstelle eines monumentalen Denkmals, wie es später verwirklicht wurde, wollten sie auf dem dafür vorgesehenen Areal eine Bushaltestelle einrichten, von der aus rote Busse zu den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten fahren. Auf diesen Bussen sollte vorne das jeweilige Fahrziel – zum Beispiel Auschwitz oder Buchenwald – und die Aufschrift „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ stehen. Auf diese Weise sollten Bürger und Touristen sich an den realen Tatorten über den Völkermord an den europäischen Juden informieren können, anstatt sich mit einem – wie die Künstler sagen – „künstlich geschaffenen Gedenkort“ begnügen zu müssen.
Seither haben Renata Stih und Frieder Schnock, die auch in der Lehre tätig sind, zahlreiche weitere Erinnerungsarbeiten für den öffentlichen Raum sowie für Museen entwickelt. Am 14. Juni stellen sie ihre Konzepte in der Reihe der Artist Talks in der Bauhaus-Universität Weimar vor. Das Gespräch führt die Kunstprofessorin Liz Bachhuber. Sie kennt schon lange das Künstlerduo, das im Wintersemester 2003/04 eine Gastprofessur an der Bauhaus-Uni innehatte.
Termin auf einen Blick:
Artist Talk mit Renata Stih und Frieder Schnock: Donnerstag, 14. Juni, 19 Uhr, Bauhaus-Universität Weimar, Geschwister-Scholl-Straße 7 (Winkelbau, Atelier HP05)
Der Eintritt ist frei.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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