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Wissenschaft
Die so genannten Plesiosaurier – bis zu 15 Meter lange Meeressaurier – waren vermutlich warmblütig. In diese Richtung deutet zumindest eine aktuelle Studie der Universität Bonn. Möglicherweise hatten sie sogar ähnlich hohe Stoffwechselraten wie heutige Vögel. Als sie vor 65 Millionen Jahren zusammen mit den Dinosauriern ausstarben, nahmen sie diese Eigenschaft mit ins Grab: Heutige Reptilien sind alle wechselwarm. Die Ergebnisse sind nun beim Journal „PeerJ“ veröffentlicht.
Vögel und Säuger haben eine Gemeinsamkeit: Sie können die Wärme, die sie benötigen, unabhängig von der Temperatur ihrer Umgebung selbst produzieren. Biologen sprechen auch von Endothermie oder Warmblütigkeit. Schildkröten, Schlangen oder Krokodile sind dagegen wechselwarm, genau wie alle anderen heute lebenden Reptilien: Ihre Körpertemperatur passt sich der Umgebung an. Sie haben also keinen inneren Ofen, der sie auf Betriebstemperatur bringt. Das ist der Grund, warum man Eidechsen morgens oft beim Sonnenbad beobachten kann.
Noch nicht abschließend geklärt ist die Frage, ob Warmblütigkeit im Laufe der Evolution nur von Säugetieren und den Vorfahren der Vögel „erfunden“ wurde. Es mehren sich die Indizien, dass auch manche Meeressaurier endotherm gewesen sein könnten – so auch die so genannten Plesiosaurier. Diese bis zu 15 Meter langen Reptilien lebten im Wasser. Sie hatten vier paddelähnliche Gliedmaßen, mit denen sie wie eine Meeresschildkröte auf Unterwasserflug gehen konnten (daher auch der deutsche Name „Paddelechsen“). Bekannt sind sie aber vor allem für ihren enorm langen Hals, über den manche Arten verfügten.
„Plesiosaurier weisen bestimmte Merkmale auf, die eigentlich für endotherme Tiere charakteristisch sind“, sagt Corinna Fleischle. Sie hat am Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn ihre Master-Arbeit über die Reptilien geschrieben. „So waren sie über verschiedene Klimazonen hinweg verbreitet und scheinen Brutpflege betrieben zu haben.“ Ein weiterer Hinweis ist ihr schnelles Wachstum, das man anhand der Wachstumsmarken in ihren Knochen nachvollziehen kann.
Ein zwingender Nachweis, dass Plesiosaurier warmblütig waren, stand aber bislang aus. Fleischle hat nun jedoch zusammen mit ihrem Betreuer Prof. Dr. Martin Sander fossile Knochen der Tiere unter die Lupe genommen und mit modernsten statistischen Methoden ausgewertet, die ein viel verlässlicheres Ergebnis liefern als die bisherigen qualitativen Beobachtungen. „Unter dem Mikroskop waren unter anderem zahlreiche Kanäle zu erkennen, in denen damals die Blutgefäße verliefen“, erklärt sie. „Eine derart hohe Vaskularität deutet auf Endothermie hin.“
Hohe Stoffwechselrate
Wenn man die Zahl der Hohlräume mit der bei heute lebenden Tieren vergleicht, ist es sogar möglich, die Stoffwechselrate der Reptilien zu taxieren. „Wir schätzen, dass dieser Wert bei den Plesiosauriern ähnlich hoch war wie heute bei Vögeln“, sagt Corinna Fleischle. Damit lief ihr Stoffwechsel möglicherweise sogar hochtouriger als der des Menschen – ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass die Tiere endotherm gewesen sein dürften.
Die ersten Plesiosaurier entstanden vor gut 200 Millionen Jahren in der Trias-Zeit. Ein paar Millionen Jahre später kam es zu einer globalen Umweltkatastrophe, bei der 80 Prozent aller Tierarten ausstarben. Die Paddelechsen überlebten jedoch – möglicherweise wegen ihrer Warmblütigkeit. Am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren kam es zu einem weiteren Massenaussterben, dem unter anderem die großen Dinosaurier zum Opfer fielen. Diesmal mussten auch die Paddelechsen daran glauben. Dabei nahmen sie auch das Merkmal der Warmblütigkeit mit ins Grab.
Publikation: Corinna V. Fleischle, Tanja Wintrich und P. Martin Sander: Quantitative histological models suggest endothermy in plesiosaurs; PeerJ; DOI: 10.7717/peerj.4955
Kontakt:
Corinna Fleischle
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Tel. 01573/4404041
E-Mail: corinna@fleischle.de
Prof. Dr. Martin Sander
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Tel. 0228/733105
E-Mail: martin.sander@uni-bonn.de
Corinna Fleischle mit dem Fossil eines Plesiosauriers aus der Sammlung des Steinmann-Instituts.
(c) Foto: Michael Scheil/Uni Bonn
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geowissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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