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02.10.2003 11:04

Grosser Fund unbekannter Brecht-Werke

Prof. Dr. Annemarie Etter Media Relations, Universität Bern
Universität Bern

    Unbekannte Brecht-Werke, Bilder und Texte sowie ein sehr frühes Brecht-Filmdokument in Zürich gefunden. Neue Erkenntnisse zu Bertolt Brechts Aufenthalten in Basel, Zürich, Chur, Carona und seiner Schweizer Zeit 1947 bis 1949.

    Der Theaterautor, Schriftsteller und Brechtforscher Werner Wüthrich stellte mit dem Leiter des Bertolt Brecht-Archivs Berlin, Erdmut Wizisla, die Ergebnisse der mehrjährigen Forschung, die Brecht-Funde sowie die Monographie "Bertolt Brecht und die Schweiz" Band I (Chronos Verlag, Zürich 2003) im Kornhausforum Bern vor.

    Die internationale Brecht- Forschung hatte seit Jahren Vermutungen, dass der deutsche Autor und Theatermann Bertolt Brecht auf der letzten Station seiner Emigration in Feldmeilen oder Zürich ein Arbeitsdepot zurücklassen musste. Werner Wüthrich fand im Januar 2002 diesen "vergessenen Koffer von Zürich" in einem privaten Nachlass. Dies geschah im Rahmen des Forschungsprojektes "Bertolt Brecht und die Schweiz", das Wüthrich im Auftrag von Prof. Dr. Andreas Kotte am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern seit 1998 betreibt. Wüthrich (1947) fand in dem in Kisten und Schachteln verpackten und bestens geordneten Nachlass eine Reihe unbekannter Brecht-Texte, textgeschichtlich bedeutsame Fassungen bekannter Brecht-Werke sowie Bilder, Bücher, Briefe und andere Dokumente.

    Der Leiter des Institutes für Theaterwissenschaft der Universität Bern, Prof. Dr. Andreas Kotte, schrieb als Herausgeber im Vorwort: "Es handelt sich um Original-Dokumente und Bücher von Brecht und Helene Weigel, die sie 1949 in Zürich zurücklassen mussten und die durch vielerlei politische und private Umstände zum Teil vergessen gingen, um Dokumente von Brecht, die er der Familie Reni und Hanswalter Mertens-Bertozzi 1949 aus Dankbarkeit für die Feldmeilener Wohnung geschenkt hat, um Typoskripte im Zusammenhang mit den Vermittler- und Übersetzertätigkeiten für Italien und andere Länder, um den Briefwechsel Reni Mertens-Bertozzi mit Brecht und mit Helene Weigel, um hektographierte Bühnenmanuskripte aus der Zeit um 1948, Puntila und Antigone, um zwei Bilder von Teo Otto aus dem Courage-Zyklus 1941 sowie um einige Bücher und Broschüren von Brecht und über Brecht. Die Koloman Wallisch-Kantate, die Aussagen gestattet über Brechts Kenntnisse von Wien und der ersten Republik Österreich, mehrere Skizzen und zwölf unbekannte Keuner-Geschichten lagen bei. Der Fund gibt Auskunft über einen wichtigen Wendepunkt im Leben Brechts: vom verfemten und ausgebürgerten Exilautor zum modernen Klassiker und Weltautor."

    Erdmut Wizisla, Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs der Stiftung Archiv der Akademie der Künste in Berlin, stufte Brechts vergessenes Zürcher Arbeitsdepot als bedeutend ein und spricht vom grössten Brecht-Fund seit Bestehen des Archivs. Erdmut Wizisla sagte in einem Fernseh-Interview: "Werner Wüthrich hat in Aufsehen erregender Weise die Lücke geschlossen, die in der Brecht-Forschung bestanden hat. Und das, was er herausgekriegt hat, übertrifft alle Erwartungen. Es sind neue Texte aufgetaucht, neue Sende- und Aufführungsdaten, so dass Brechts Zeit in der Schweiz - und übrigens die gesamte Brecht-Rezeption in der Schweiz -sich jetzt in einem völlig neuen Licht darstellt."

    Werner Wüthrich und Erdmut Wizisla informierten an der Medienkonferenz über weitere Ergebnisse des Forschungsprojektes "Bertolt Brecht und die Schweiz" sowie die geplante wissenschaftliche Aufarbeitung weiterer Funde. Da die Stiftung Archiv der Akademie der Künste in Berlin für das Bertolt-Brecht-Archiv in Ankaufsverhandlungen steht und noch rechtliche Fragen abzuklären sind, können zu den Inhalten der genannten Textkonvolute gegenwärtig keine weiteren Einzelheiten bekannt gegeben werden. Werner Wüthrich und Erdmut Wizisla hoffen aber, im nächsten Jahr das Zürcher Arbeitsdepot mit den neuen Brecht-Werken sowie die anderen Funde der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die beiden Brecht-Spezialisten bereiten zur Zeit eine Ausstellung im Strauhof in Zürich vom 17. März bis 30. Mai 2004 (Eröffnung am 16. März 2004) und in der Akademie der Künste in Berlin (voraussichtlich im Oktober 2004) vor. Ab Mitte März 2004 wird der Dokumentarfilm von Bruno Moll "Wer keinen Pass hat, ist ein Hund. Bertolt Brecht und die Schweiz" (PS Film GmbH, Zürich) in der Schweiz, Deutschland und Österreich in die Kinos kommen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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