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19.07.2018 08:41

Kopfverletzungen durch E-Bike-Unfälle: Stürze für Senioren besonders gefährlich

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

    Darmstadt – E-Bikes ermöglichen schnelles Fahrradfahren ohne große Anstrengung – das ist besonders für Senioren interessant, die beim Radfahren mit ihren Kräften haushalten müssen. Allerdings unterschätzen ältere Elektroradler oft die Geschwindigkeit der motorisierten Fahrräder und sind deshalb häufiger in schwere Unfälle verwickelt. Aber auch scheinbar leichte Stürze können zu gefährlichen Kopfverletzungen führen. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) erklärt, warum Senioren nach einem Sturz auf den Kopf zum Arzt gehen sollten.

    Mehr als 700.000 E-Bikes wurden im Jahr 2017 verkauft – das sind fast 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit steigt auch die Zahl der Unfälle: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind 2017 bis September 55 Pedelec-Fahrer ums Leben gekommen, die meisten Opfer waren älter als 65 Jahre.

    „Senioren bauen körperlich ab und rüsten technisch auf. Gerade ältere Menschen unterschätzen die 25 km/h, die ein Pedelec erreicht“, erklärt Professor Dr. med. Stefan Knecht, Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch und Pressesprecher der DGKN. „Und wer körperlich nicht mehr ganz fit ist, traut sich dank motorisierter Unterstützung eher schwierige und anstrengende Strecken zu – das kann zu Kontrollverlust und Stürzen führen.“ Pedelecs haben ein anderes Antriebs- und Bremsverhalten als ein normales Fahrrad, wer damit nicht vertraut ist, sollte in jedem Fall ein paar Übungsrunden drehen.

    Kommt es zu einem Unfall, müssen auch bei einem leichten Sturz auf den Kopf eine Gehirnerschütterung und vor allem eine schwere Kopfverletzung wie ein Schädelbruch oder eine Hirnblutung ausgeschlossen werden. „Bewusstlosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen sind klassische Symptome einer Gehirnerschütterung“, erklärt Knecht. „Aber auch wenn der Betroffene keine dieser Beschwerden feststellt, kann eine Hirnverletzung vorliegen.“ Knecht rät, im Zweifel immer einen Arzt aufzusuchen. „Der Arzt kann einschätzen, wie schwer eine Gehirnerschütterung ist und mit einer Bilduntersuchung wie einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) kann er eine schwere Gehirnverletzung ausschließen.“

    Die Autoren einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2017 fordern sogar, bei Patienten über 65 Jahren nach einem Sturz auf den Kopf grundsätzlich ein CT-Scan durchzuführen – auch dann, wenn der Patient nicht das Bewusstsein verloren hat und stabil scheint. Grund dafür seien strukturelle Veränderungen im alternden Gehirn: Die Blutgefäße sind weniger elastisch und damit anfälliger für Verletzungen. Zudem schwindet im Alter die Gehirnmasse insgesamt. Dadurch könnten untypische neurologische Befunde auftreten, die es erschweren, das Ausmaß der Verletzung ohne CT korrekt einzuschätzen.

    Nach dem CT-Befund entscheidet der Arzt über eine weitere Therapie: Bei einer leichten Gehirnerschütterung reichen ein paar Tage Schonung – am besten ohne langes Lesen oder Fernsehen. Operiert werden nur schwere Verletzungen, trotzdem ist der Bild-Befund wichtig: Senioren nehmen häufig Medikamente wie zum Beispiel Gerinnungshemmer ein und diese müssen im Fall einer Gehirnblutung vorübergehend abgesetzt werden.

    „Am besten ist es natürlich, wenn es gar nicht erst zu einer Verletzung kommt. Neben umsichtigem Fahren ist der Fahrradhelm wichtig“, sagt Knecht. Nur 17 Prozent der Deutschen radeln mit Helm. Im Falle eines Sturzes kann der aber über Leben und Tod entscheiden.

    Quelle:
    Sartin R, Kim Ch, Dissanaike Sh. Is routine head CT indicated in awake stable older patients after a ground level fall? Am J Surg 2017; Volume 214, Issue 6, Pages 1055–1058

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    Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.

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    Kontakt für Journalisten:
    Carina Tenzer
    DGKN Pressestelle
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-361
    Fax: 0711 8931-167
    tenzer@medizinkommunikation.org
    http://www.dgkn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgkn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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