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16.10.1998 00:00

Jungigel nicht im Haus überwintern - Der Igel ist kein Haustier

Dr. P. W. Wohlers Pressestelle
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

    Der Igel ist kein Haustier und sollte im Herbst nicht zur Überwinterung in den Keller oder andere Räume gebracht werden. Auch kleinere Jungigel überleben im Winter wesentlich besser als allgemein bekannt ist. Mit diesem Aufruf wenden sich vier Igelfachleute aus der Stadt Münster an alle Igelfreunde.

    Mit Beginn der kalten Jahreszeit sind Igel entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit auch über Tag aktiv, denn insbesondere die Jungtiere müssen sich für den bevorstehenden Winterschlaf noch einige Fettreserven anfressen. Das ist die Zeit, in der vermeintlich hilflose Jungigel der Natur entnommen werden, um sie über den Winter zu bringen. Zwar ist solche Hilfe sicherlich gut gemeint, aber aus Naturschutz- wie auch aus Tierschutzsicht eher umstritten.

    Zum einen ist die Überwinterungshilfe nicht erforderlich. Zum anderen erfordert eine fachgerechte und erfolgreiche Pflege der Tiere im Haus große Erfahrung und ist zeitaufwendig. Auch ist der Natur wenig geholfen, wenn einzelne Tiere, die allein nicht überlebensfähig sind, durch menschliche Hilfe über den Winter kommen. Der Winter stellt eine biologisch wichtige Auslese dar, die zur Gesunderhaltung der Population beiträgt und damit der Arterhaltung dient.

    Der Igel gehört zu den "geschützten Tierarten", die weder gefangen, verletzt noch getötet werden dürfen. Der Gesetzgeber beschränkt eine Aufnahme von Igeln ins Haus auf absolute Ausnahmen. Ausschließlich verletzte oder kranke Igel dürfen nach dem Bundesnaturschutzgesetz zeitweise aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen.

    Igelforscher haben bewiesen, daß auch kleinere Jungtiere in der freien Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben als allgemein angenommen wird. Auch haben im Haus überwinterte Igel erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie im Frühjahr wieder in die Natur entlassen werden.

    Für den Zeitpunkt des Winterschlafs ist nicht der Monat entscheidend, wie oft angenommen wird, sondern die Außentemperatur. Die erste Frostperiode ist häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus paßt sich der Igel an. Demzufolge ist es normal, daß sie auch noch im November oder wieder im Februar anzutreffen sind. Bei unseren milden Wintern ist der Winterschlaf des Igels relativ kurz und somit auch das Überwinterungsgewicht nicht von so großer Bedeutung.

    Wer dem Igel wirklich helfen will, sollte dazu beitragen, daß seine Lebensräume erhalten und verbessert werden. Dazu gehört, daß man etwas Fallobst liegen läßt und auch mal einige Schnecken im Garten akzeptiert und diese nicht bekämpft. Im Garten schädigen Schnecken im Herbst sowieso kaum noch, sind aber eine Hauptnahrungsquelle für Igel. Übertriebene Aufräumaktionen im Spätherbst in Gärten und Parkanlagen nehmen dem Stacheltier seine Lebensgrundlagen. Selbst ein kleiner, naturnah gestalteter Hausgarten kann Igeln helfen. Unter Hecken oder Gebüschen, in Kompost-, Reisig- oder Holzhaufen können Igel sich verbergen und zum Winterschlaf zurückziehen. Eine Laubschicht unter Sträuchern ist besonders wichtig. Hier überwintern viele Kleinlebewesen, von denen sich die Igel ernähren.

    Vier Igelfachleute aus Münster stehen für Auskünfte zur Verfügung: Dr. Dag Enck vom Allwetterzoo Tel. 0251 89 04 25, Dr. Hubert Gemmeke von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Tel. 0251 87 106 45, Matthias Genius vom Amt für Grünflächen und Naturschutz Tel. 0251 49 26 715 und Doris Hoffe, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Münster und Umgebung e. V. Tel 0251 32 49 04.

    Um Belegexemplar wird gebeten


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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