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Der Lübecker Komponist und ehemalige Rektor der Musikhochschule Lübeck (MHL) Professor Dr. Friedhelm Döhl ist am vergangenen Dienstag im Alter von 82 Jahren gestorben.
Friedhelm Döhl war eine wichtige Stimme in der zeitgenössischen Musik und schuf ein umfangreiches und vielfältiges Œuvre für Soloinstrumente, Kammermusikensemble, Stimme, Orchester und Musiktheater. In mitreißend expressiver Tonsprache widmete Döhl sich in seinen Werken dem Nachdenken über Sein und Dasein, häufig in Beziehung zu anderen Kunstformen wie Literatur und bildender Kunst. Nach Stationen an der Freien Universität Berlin und als Leiter der Musikakademie Basel wurde er 1982 als Professor für Komposition an die MHL berufen, wo er bis 2004 tätig war. In Lübeck leitete Döhl eine internationale Kompositionsklasse, aus der namhafte Komponisten hervorgingen wie Peter Manfred Wolf, Kai Wessel, Burkhard Friedrich, Jan Müller-Wieland, Zheng Liu, Marc Aurel Floros, Reso Kiknadze, Peter Heeren, Armands Strazds, Yorck Kronenberg und Maximilian Marcoll.
Von 1991 bis 1994 gab er der Hochschule als Rektor bedeutende Impulse: In seiner Amtszeit wurden zusätzliche Professorenstellen geschaffen und namhafte Künstler an die MHL berufen, wie unter anderem Sabine Meyer und Reiner Wehle, Christiane Edinger und Nora Chastain. Er baute die Streicher- und Bläserklassen sowie die Verwaltung aus. In seiner Amtszeit wurden maßgebliche Bauabschnitte des großen Sanierungsvorhabens im Altstadtquartier Große Petersgrube/Obertrave realisiert, wie unter anderem die beiden hochschuleigenen Konzertsäle.
Döhl begründete Veranstaltungsreihen für Neue Musik an der MHL und rief 1992 das Brahms-Festival ins Leben, zu dem er immer wieder auch eigene Werke beitrug. Auf seine Initiative hin entstand die Brahms-Galerie im Konzertfoyer der MHL mit Werken unter anderem von Klaus Kröger, Erasmus Zipfel, Johannes Grützke, Günther Uecker, Armin Müeller-Stahl und Dietrich Fischer-Dieskau. 2001 erhielt er die Goldene Ehrengedenkmünze „Bene Merenti“ der Hansestadt Lübeck.
Rico Gubler, Präsident der MHL über den Komponisten: „Friedhelm Döhl war nicht nur der Initiator des Brahms-Festivals, kreativer und umsichtiger Rektor der MHL, eine prägende Dozierenden- und Komponistenpersönlichkeit, sondern für viele Personen an der Musikhochschule Lübeck ein langjähriger Weggefährte und Freund, der uns als warmherziger und mit jeder Faser seines Körpers der Kunst verschriebener Freund in Erinnerung bleibt. Friedhelm Döhl war eine jener Künstlerpersönlichkeiten, die unser Leben und unseren Weg prägten.“
Biografische Daten: 1936 in Göttingen geboren, Studium an der Musikhochschule Freiburg: Komposition bei Wolfgang Fortner, Klavier bei Carl Seeman − sowie an den Universitäten Freiburg und Göttingen: Musikwissenschaft, Literatur- und Kunstwissenschaft. Promotion 1966 mit einer Dissertation über Anton Webern. 1964 bis 1967 Dozent am Robert-Schumann-Konservatorium Düsseldorf (Gründung des Studios für Neue Musik). 1967/68 Rompreis Villa Massimo. 1968 und 1971 Förderpreise der Länder Nordrhein-Westfalen und Berlin. 1969 bis 1974 Professor am Musikwissenschaftlichen Institut der Freien Universität Berlin. Mitglied der Gruppe Neue Musik Berlin. 1974 bis 1982 Direktor der Musik-Akademie Basel (hier u.a. Gründung der Studios für Elektronische Musik, Außereuropäische Musik, Musik und Theater). 1980 bis 1983 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, Sektion Deutschland (Gründung des 'Ensemble Modern'). Seit 1982 Professor für Komposition an der Musikhochschule Lübeck (Einführung neuer Veranstaltungsreihen wie 'Forum junger Komponisten', 'Werkstatt Neue Musik'). Künstlerische Organisation der Reihe 'Musica Viva/Begegnungen' in Reinbek 1986 bis 1988, des NDR-Festivals 'Das Neue Werk' in Lübeck 1987. 1991 bis 1994 Rektor der Musikhochschule Lübeck (in dieser Zeit u.a. Gründung des Brahms-Festivals). Seit 1986 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Kompositionen für Soloinstrumente, Kammermusik, Vokalwerke, Orchester: Melancolia, Zorch, Ikaros, Tombeau, Passion, Cellokonzert, Klavierkonzert, zuletzt 'Symphonie für großes Orchester'/Lübeck 1998 (CD bei AM/Freiburg), Klang-Szenen, Musiktheater (Mikrodramen, Oper 'Medea'), Raum-Kompositionen, Requiem 2000. Zahlreiche Aufführungen und Rundfunk-Aufnahmen im In- und Ausland. Seit 2003 CD-Retrospektive 'Friedhelm Döhl Edition' bei Dreyer-Gaido (Münster/Osnabrück).
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Kulturwissenschaften, Musik / Theater
überregional
Personalia
Deutsch
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