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Wissenschaft
Auf Antrag der Hochschule Fresenius hat das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fünf Dozenten aus dem Fachbereich Wirtschaft & Medien zu Professoren berufen. In einer gemeinsamen Antrittsvorlesung haben die Hochschullehrer vergangene Woche Vorträge aus ihren Disziplinen gehalten.
Was hat Marketing eigentlich mit Finanzen zu tun? Dieser Frage ging Prof. Dr. Harald Watzek in seiner Antrittsvorlesung nach. Dabei stellte er verschiedene Unternehmensstrategien anhand etablierter Medienunternehmen wie der Süddeutschen Zeitung und neuen Marktplayern wie Twitter vor. Zu den zwei bekannten Strategien Preis- und Qualitätsführerschaft könne sich in dieser Branche die neue Richtung des Speed-Führers entwickeln. „Nur wer zuerst neue Informationen online stellt, gilt als erste Quelle, wird entsprechend zitiert und hat dadurch erhöhte Aufmerksamkeit inklusive finanziellem Erfolg“, so der Medienexperte. „Marktführer sind dann diejenigen, die am schnellsten agieren und produzieren. So verbreitet Twitter Nachrichten in Echtzeit, wohingegen die Printausgaben von Tageszeitungen in der Regel erst einen Tag später über Ereignisse berichten.“
Prof. Dr. Julia Kirn ging in ihrer Antrittsvorlesung auf die Wirkweisen von Influencer-Marketing in der Ansprache von jungen Zielgruppen ein, für die YouTube und auch YouTube-Stars eine zentrale Rolle spielen. YouTube-Stars erreichen Millionen junger Menschen, werden von Teenagern angehimmelt und von den meisten über 30-Jährigen kaum verstanden. „YouTuber sind aber mittlerweile mehr als nur Teenie-Stars: Sie stellen Marktmechanismen auf den Kopf und verändern werbliche Medienkommunikation grundlegend durch ihre Fähigkeit, auf der einen Seite unterhaltsame Inhalte zu produzieren und gleichermaßen eine besonders belastbare, authentische Vertrauensbeziehung zu ihren Zielgruppen aufzubauen“, erklärte die Kommunikationswissenschaftlerin. Hier sei ein neues gesellschaftliches Phänomen entstanden, um Produkte und Dienstleistungen über besonders subtil beeinflussende Kommunikation zu vermarkten. Jüngste Abmahnwellen aufgrund von nicht korrekt gekennzeichneten Product Placements würden aber das Geschäftsmodell von Influencern insbesondere aus ethischer Sicht infrage stellen. Kirn ging auf Chancen und Möglichkeiten der Professionalisierung der jungen Branche ein und stellte einen Best Case aus dem Kulturbereich vor.
In ihrem Vortrag „Ich mag keine blonden Therapeuten“ widmete sich Prof. Dr. Lena Sabaß der therapeutischen Beziehung zwischen Psychotherapeuten und ihren Klienten. So verdeutlichte sie, dass die Therapiebeziehung oftmals in manualisierten, standardisierten Therapien, die vermehrten Wert auf reine Therapietechniken legten, wenig berücksichtigt werde. Dies führe jedoch gerade bei schweren Störungen zu einem schlechteren Therapieerfolg und zu Therapieabbrüchen. Die Psychologin und Psychotherapeutin plädierte deswegen dafür, die Wichtigkeit der Therapiebeziehung störungsunabhängig zu berücksichtigen. Am besten funktioniere dies mit der sogenannten Allgemeinen Psychotherapie nach Klaus Grawe. Deren Herzstück sei die „Motivorientierte Beziehungsgestaltung“, bei der sich der Therapeut komplementär zu den wichtigsten Zielen des Klienten verhalte und dadurch unmittelbar ein verbessertes Wohlbefinden des Klienten schaffe.
Prof. Dr. Johannes Bruhn beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage, ob heutige Systeme, die künstliche Intelligenz verwenden, moralfähig sind. Nach einer Spezifizierung des Konzeptes „Moralfähigkeit“ präsentierte Bruhn aktuelle Tendenzen in Forschung und Praxiseinsatz von KI-Systemen. Dabei wurde deutlich, dass künstliche Intelligenz derzeit vor allem bei eng begrenzten Aufgaben ihre Stärken ausspielen kann. „Heutige KI-Systeme sind hochspezialisierte Experten, die klar definierte Klassifikations- und Transformationsaufgaben bewältigen können – in vielen Fällen verblüffend viel besser als Menschen“, so Bruhn. Wesentliche menschliche Fertigkeiten wie etwa die Übertragung von Gelerntem auf neue, unbekannte Situationen seien aber noch im Anfangsstadium der KI-Entwicklung. Diese Kompetenzen seien aber wichtige Voraussetzungen für die Moralfähigkeit von menschlichen und auch virtuellen Akteuren. Unter anderem deshalb könne von einer Moralfähigkeit heutiger KI-Systeme keine Rede sein. In seinen Schilderungen machte Bruhn für die zukünftige Entwicklung deutlich, dass ein erheblicher Teil der KI-Forschergemeinde davon ausgehe, dass Informationsverarbeitung auf menschlichem Niveau noch in diesem Jahrhundert erreicht werden könne. Spätestens dann müsse die Menschheit die Herausforderung gemeistert haben, Computer moralfähig zu machen.
„Nudging“ lautete das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Thomas Fenzl. Nudges sind kleine subtile Reize, mit denen das Umfeld, in dem Entscheidungen getroffen werden, so verändert wird, dass menschliches Verhalten gezielt in eine beabsichtigte, vorhersagbare Richtung beeinflusst wird. Dies soll jedoch geschehen, ohne dass dabei die Handlungsalternativen eingeschränkt oder durch andere Anreize wie finanzielle oder soziale Vorteile manipuliert werden. Zum Beispiel sollen Kunden in Supermärkten durch entsprechende Anreize, wie einen für Obst und Gemüse markierten Bereich im Einkaufswagen, zum Kauf gesunder Lebensmittel motiviert werden. In der Antrittsvorlesung wurden die zugrundeliegenden psychologischen Wirkmechanismen erklärt, sowie der Frage nachgegangen, in welchen Settings Nudges mit welcher Wirkung eingesetzt werden können. Dabei wurde insbesondere auf die Wirksamkeit von Nudges im Zusammenhang mit Ehrlichkeit, Kooperationsbereitschaft und Einhaltung sozialer Normen eingegangen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Wirtschaft
überregional
Personalia
Deutsch
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