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18.10.2003 10:18

Leopoldina-Forschungspreis - gestiftet von der Commerzbank-Stiftung - an Prof. Heike Pahl (Freiburg)

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina vergibt zum zweiten Mal den mit 15 000 Euro dotierten Preis. In diesem Jahr werden Forschungsarbeiten über Erkrankungen des blutbildenden Systems ausgezeichnet.

    "Forschung zum Nutzen des Patienten" war von Anfang an das Ziel der wissenschaftlichen Arbeit von Heike L. Pahl. Eine enge Zusammenarbeit von klinischer Medizin und Grundlagenforschung ist daher ihr ganz besonderes Anliegen. Die Schwerpunkte ihrer Forschung sind Erkrankungen des blutbildenden Systems, die sogenannten "Philadelphia-negativen chronischen myeloproliferativen Erkrankungen" (Ph-cMPE), von denen drei Krankheitsbilder bekannt sind. Charakterisiert sind diese Krankheitsbilder durch eine spezifische Vermehrung bestimmter blutbildender Zellen, wodurch es zu thrombotischen Komplikationen bis hin zum Tod kommen kann.

    Eines der Krankheitsbilder ist die "Polycythaemia vera" (PV), an der in den USA 2,3 von 100 000 Personen pro Jahr erkranken. Die Arbeitsgruppe von Frau Pahl konnte zeigen, dass diese Erkrankung sich so spezifisch molekularbiologisch nachweisen lässt (vermehrte Expression eines bestimmten Zelloberflächenmoleküls PRV-1), dass die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin die Quantifizierung dieses Moleküls seit dem vergangenen Jahr zur Diagnose empfiehlt. Eine schmerzhafte Biopsie des Knochenmarks ist in vielen Fällen nicht mehr nötig. Ein zweites Krankheitsbild ist die "Essentielle Thrombozytose" (ET), von der Heike L. Pahl und ihre Gruppe zeigen konnte, dass sie durch zwei getrennte molekulare Veränderungen hervorgerufen werden kann. In einem Fall besteht bei den Patienten ein erhöhtes Thromboserisiko. Für betroffene Patienten und Ärzte bedeutet daher die richtige Diagnose, für die die Arbeitsgruppe von Frau Pahl entscheidende Erkenntnisse erbracht hat, eine wichtige Hilfe für die Therapieentscheidung. Forschungsarbeiten zum dritten Krankheitsbild, der "Idiopatischen Myelofibrose" (IMF), wurden gerade erst begonnen.

    Die Forschungsergebnisse von Frau Pahl und ihrer Gruppe zu den "Philadelphia-negativen chronischen myeloproliferativen Erkrankungen" haben damit entscheidend dazu beigetragen, neue Therapieansätze verfolgen zu können.

    Heike L. Pahl erhält den zum zweiten Mal vergebenen und mit 15 000 Euro dotierten Leopoldina-Forschungspreis - gestiftet von der Commerzbank-Stiftung - für ihre, wie es in der Urkunde heißt, herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Erforschung der "Philadelphia-negativen chronischen myeloproliferativen Erkrankungen". Der erste Presiträger im Jahr 2001 war Professor Dr. Adriano Aguzzi (Zürich), der für seine Forschungsarbeiten zu Prionen-Erkrankungen ausgezeichnet wurde.

    Zur Preisträgerin: Heike L. Pahl (Jahrgang 1966) studierte von 1985 bis 1987 Biochemie und Volkswirtschaft am Wellesley College MA/USA, danach Genetik an der Harvard University Cambridge (MA), wo sie 1992 auch promovierte. Es folgten Postdoktorate am Laboratorium für Molekulare Biologie, dem Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Institut für Biochemie und Molekularbiologie in Freiburg (Br.). 1997 habilitierte sie sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. Anfang 1998 war sie Heisenberg-Stipendiatin. Seit 1998 hat sie eine Professur an der Anästhesiologischen Universitätsklinik der Universität Freiburg. Sie ist Gründungsmitglied der Jungen Akademie (2000), einer gemeinsamen Gründung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina aus dem Jahr 2000.

    Heike Pahls Forschungsergebnisse haben international großes Aufsehen erregt. Sie wurde zu Vorträgen auf zahlreiche internationale Kongresse eingeladen, so z. B. zu dem "Millennium Meeting on Myeloproliferative Disorders", dem "Congress of the European Hematology Association" und dem "Annual Meeting der American Society of Hematology (ASH)". Für die Jahrestagung der ASH, ein internationaler Kongress mit 15 000 bis 20 000 Teilnehmern, war sie Abstract-Gutachterin und Vorsitzende der "Scientific Session on Myeloproliferative Disorders". Im Jahr 2003 ist sie eine von 20 ausgesuchten Experten, die auf der ASH-Jahrestagung ein "Meet-the-Expert"-Treffen anbieten, eine große Auszeichnung, besonders für eine Europäerin. Gemeinsam mit amerikanischen und italienischen Kollegen ist Heike L. Pahl vom Präsidenten der ASH, Dr. Ronald Hofmann, gebeten worden, einen Program Project Grant zu chronischen myeloproliferativen Erkrankungen (cMPE), vergleichbar dem Antrag für einen DFG-Schwerpunkt, bei den National Institutes of Health (NIH) einzureichen. Sollte ihr Antrag erfolgreich sein, so stünden ihrer Forschungsgruppe am Freiburger Universitätsklinikum für die kommenden fünf Jahre jährlich 250 000 US $ für die Forschung zur Verfügung.

    Preis und Preisvergabe: Die Vergabe des mit 15 000 Euro dotierten Leopoldina-Forschungspreises - gestiftet von der Commerzbank-Stiftung - fand im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Leopoldina am 17. Oktober 2003 in Halle (Saale) statt. Die Jahresversammlung 2003 steht unter dem Themenschwerpunkt "Energie".

    Heike L. Pahl konnte den Preis nicht selbst entgegen nehmen, da zum gleichen Zeitpunkt in New York die seit langem festgelegte abschließende Sitzung der am NIH-Projekt beteiligten Forschungsgruppenleiter stattfand. Den Preis nahm ihre Mutter, Irmgard Pahl, entgegen. Die Diagnose einer PV bei ihrer Mutter veranlasste Heike L. Pahl seinerzeit, die Forschung auf diesem Gebiet aufzunehmen. Als Mutter zweier junger Söhne schätzt Heike Pahl den Beitrag besonders, den Eltern zum Erfolg ihrer Kinder leisten, und sie versteht es als Zeichen großer Wertschätzung und Verbundenheit, dass sich ihre Mutter bereit erklärte, an ihrer Stelle den Preis entgegenzunehmen.

    Mit dem Leopoldina-Forschungspreis - gestiftet von der Commerzbank-Stiftung - werden herausragende aktuelle Leistungen jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einem der in der Akademie Leopoldina vertretenen Disziplinen wie Naturwissenschaften, Medizin, Wissenschaftsgeschichte, Technikwissenschaften oder Empirische Sozialwissenschaften gewürdigt.


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina-halle.de/29_03.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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