idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.12.2018 10:48

Fakten zur Gesundheit von Migrantinnen und Migranten

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Gießener Medizinhistoriker PD Dr. Michael Knipper an Report der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ beteiligt – „Gesundheitszustand einer Welt in Bewegung“ – Vorstellung in Berlin

    Der Medizinhistoriker PD Dr. Michael Knipper der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) stellt am Mittwoch in Berlin gemeinsam mit der Organisation Ärzte der Welt eine umfassende internationale Studie zur Gesundheit von Migrantinnen und Migranten vor. Mit dem Report „Der Gesundheitszustand einer Welt in Bewegung“ will die Kommission zu Migration und Gesundheit der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ verbreiteten Mythen entgegen treten. Knipper gehört zu einem internationalen Wissenschaftlerteam, das für den „Lancet“-Report bestehende Daten zu Migration und Gesundheit untersucht und weitere Studien durchgeführt hat.

    Eine der Erkenntnisse des Berichts: Migration nutzt den Gesundheitssystemen der Einwanderungsstaaten insgesamt mehr als dass sie schadet. „Zugewanderte sind im Durchschnitt gesünder“, sagt Knipper, und das aus einem einfachen Grund: „Wenn man sich die globale Migration ansieht, dann sind die, die sich auf die Reise machen, oft diejenigen, die besonders stark und fit sind. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes kommen daher in dieser Gruppe seltener vor.“

    Die „Lancet“-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem umfassenden Report einen ‚Goldstandard‘ vorzulegen als Grundlage für eine zukunftsweisende Gesetzgebung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bemängeln vor allem, dass Mythen um die Gesundheit von Migrantinnen und Migranten weltweit als Argument für eine Politik der Ausgrenzung benutzt werden. Dagegen müsse verstärkt auf die gesundheitlichen Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten eingegangen werden „Einwanderer tragen für gewöhnlich mehr zu einer Wirtschaft bei, als sie kosten. Wie wir ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden gestalten, wird unsere Gesellschaften für Generationen formen. Es gibt kein dringenderes Thema in Bezug auf die globale Gesundheit", sagt „Lancet“-Chefredakteur Dr. Richard Horton.

    Mit Blick Deutschland kritisiert Michael Knipper bürokratische Hürden beim Zugang von Geflüchteten zu medizinischer Versorgung. „Die Gesundheitsversorgung gerade in abgelegenen Flüchtlingsunterkünften ist schlecht“, betont er. So sei nicht nur der Zugang zu psychotherapeutischer Behandlung erschwert, sondern die Gesundheitsversorgung sei grundsätzlich auf akute Probleme und Schwangerschaften reduziert. Die komplizierte Antragstellung in allen anderen Fällen führe letztlich dazu, dass die Behandlung von Migrantinnen und Migranten dem Zufallsprinzip folge. „Deutschland leistet sich hier eine teure Diskriminierungsbürokratie“, erklärt Knipper.

    Die Begleitung von Migrantinnen und Migranten ist vor allem dann wichtig, wenn es zu einer Infektion mit Tuberkulose gekommen ist. „Die Behandlung der Tuberkulose ist eigentlich einfach: Wichtig ist nur, dass verschiedene Antibiotika über einen längeren Zeitraum hinweg gegeben werden, und dass die Patientinnen und Patienten dabei unterstützt und begleitet werden.“ Vor allem letzteres sei im deutschen Gesundheitssystem schwierig. Mit einem verbreiteten Mythos räumt Knipper in diesem Zusammenhang auch auf: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Einheimische bei Migrantinnen und Migranten mit Tuberkulose anstecken, liegt praktisch bei Null.“

    Die zahlreichen Missverständnisse und Mythen im Bezug auf Migration erklärt der Mediziner damit, dass viel mit Ängsten gearbeitet werde: „Gleichzeitig ist es so, dass Menschenrechte, die von Geflüchteten eingefordert werden, häufig als Zumutung empfunden werden. Aus diesem Grund haben wir mit der ‚Lancet‘-Kommission versucht, Fakten und Argumente zu liefern.“

    Termin

    Mittwoch, 12. Dezember 2018, 17 Uhr, Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Kontakt

    PD Dr. Michael Knipper, Institut für Geschichte der Medizin
    Telefon: 0641 99-47706
    E-Mail: michael.knipper@histor.med.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://Weitere Informationen
    https://www.thelancet.com/commissions/migration-health


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).