idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Kürzlich entdeckter Parasit verursacht schwere Erkrankungen bei Tauben und anderen Vogelarten – Auch Erhaltungszuchtprogramme von Papageien betroffen
Ein bislang weitgehend unbekannter Parasit stellt nach der Studie eines Forscherteams unter der Leitung des Vogelmediziners Prof. Dr. Michael Lierz (Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen) eine erhebliche Gefahr für Brieftauben und andere Vogelarten dar. Der erst kürzlich entdeckte Parasit Sarcocystis calchasi verursacht eine schwere und meist tödliche Erkrankung, die mit einer Gehirnentzündung einhergeht. Übertragen wird die Krankheit von Habichten und Sperbern, die als Endwirte des Parasiten gelten. Zu den Vogelarten, die daran erkranken, zählen vor allem Brieftauben und Wildtauben, aber laut der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ erschienen ist, werden auch Papageienarten befallen. Dies stellt insbesondere eine Gefahr für Artenschutzprogramme und Erhaltungszuchten dar, da auch Papageien oft in Außenvolieren gehalten werden und dort in Kontakt mit Habicht- oder Sperberkot kommen können.
Zunächst waren natürliche Infektionen mit diesem Erreger ausschließlich aus dem Raum Berlin bekannt. In der DFG-geförderten Studie gelang eine erfolgreiche und vollständige epidemiologische Untersuchung des Erregers in Deutschland. Es zeigte sich, dass 7,34 Prozent von 368 Habicht- und Sperberproben positiv für S. calchasi-DNA waren. Ein vergleichbares Vorkommen mit 8,6 Prozent von 512 positiven Proben wurde bei den Ringeltauben festgestellt. S. calchasi ist flächendeckend in Deutschland sowohl bei den Endwirten als auch den freilebenden Zwischenwirten verbreitet. Eine Zunahme des Befalls konnte in vier aufeinanderfolgenden Jahren nicht festgestellt werden. Das deutet darauf hin, dass der Parasit offenbar schon länger verbreitet ist, und sich nicht, wie nach Entdeckung des Parasiten befürchtet, aktuell weiter ausbreitet.
Die auffällige schwerwiegende Erkrankung von Brieftauben ist vermutlich der potentiell höheren Infektionsdosis von in Volieren gehaltenen Vögeln im Vergleich zu freilebenden Wildtauben geschuldet. Für Wildtauben scheint der Erreger somit ein überschaubares Risiko darzustellen, während das Risiko für Tauben in Menschenobhut sehr hoch ist. Dies gilt nicht nur für Brieftaubenbestände, sondern vielmehr auch für stark bedrohte Taubenarten, welche in Erhaltungszuchtprogrammen in Menschenobhut gepflegt werden, wie zum Beispiel die Socorrotaube.
Kontakt
Prof. Dr. Michael Lierz, Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische
Frankfurter Str. 91-93, 35392 Gießen
Tel: 0641 99-38431
E-Mail: michael.lierz@vetmed.uni-giessen.de
Publikation
Parmentier SL, Maier-Sam K, Failing K, Enderlein D, Gruber AD, Lierz M. Prevalence of Sarcocystis calchasi in free-ranging host species: Accipiter hawks and Common Woodpigeon in Germany. Scientific Reports 8 (2018), 17610
https://www.nature.com/articles/s41598-018-35862-x
DOI:10.1038/s41598-018-35862-x
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Tier / Land / Forst
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).