idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.12.2018 12:23

Antike Sprache wird digital

Till Bayer Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    DFG-Forschungsprojekt „Wörterbuch des Sabäischen“ an der Universität Jena wird bis 2021 weiter gefördert

    In der Bibel wird im ersten Buch der Könige geschildert, wie die Königin von Saba an Salomos Hof reist, um den Herrscher Israels mit Fragen auf die Probe zu stellen. Als Geschenke führt sie neben Gold und Edelsteinen auch Balsam mit sich. Heute ist zwar unklar, ob die biblische Gestalt der Königin wirklich existiert hat. Sicher ist hingegen, dass der Reichtum der Sabäer auf dem Handel mit Weihrauch, Balsam und anderen Aromata beruhte. Aufschluss darüber geben Inschriften in der sabäischen Sprache, die zwischen ca. 1.000 v. Chr. und 600 n. Chr. im Süden der Arabischen Halbinsel gesprochen wurde. Orientalistinnen und Orientalisten der Friedrich-Schiller-Universität Jena übersetzen diese Inschriften mit dem Ziel, ein Online-Wörterbuch des Sabäischen zu erstellen. Über eintausend Texte mit fast 80.000 Wörtern hat die Forschungsgruppe bereits übersetzt und online gestellt. Weitere sollen in den kommenden drei Jahren dazukommen. Dafür erhält das Projekt nun eine Förderung in Höhe von 680.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

    Inschriften erzählen von Kultur des vorislamischen Arabiens

    „Das Sabäische ist der wichtigste Dialekt des alten Südarabien, weil er über einen so langen Zeitraum gesprochen wurde und mit circa 6.000 bekannten Inschriften gut dokumentiert ist“, erklärt Prof. Dr. Norbert Nebes, der die Forschungsgruppe leitet. Die altsüdarabische Kultur stelle das Bindeglied zwischen Altem Orient und Islam dar und sei in ihrer Blütezeit im frühen ersten Jahrtausend v. Chr. bis nach Äthiopien vorgedrungen. An der Beschäftigung mit dem Sabäischen fasziniert Nebes besonders, dass die zumeist in Stein und Bronze gehauenen Inschriften nicht nur die Sprache an sich vermitteln, sondern zugleich Einblicke in die komplexe Gesellschaft des vorislamischen Arabiens ermöglichen. Beispielsweise halten die Texte die Verordnungen und Erlasse der Gottheiten und Herrscher fest oder berichten von Kriegszügen gegen die südarabischen Nachbarn.

    Dem Wörterbuch des Sabäischen können Interessierte solche Informationen zu Kultur und Gesellschaft entnehmen. Denn als Belegwörterbuch leitet es die Nutzer über die Suchfunktion nicht nur unmittelbar zur deutschen Übersetzung des Stichwortes weiter, sondern bietet vollständig übersetzte Inschriftentexte mit Belegen an. Auf diese Weise erschließt sich zugleich der kulturelle Kontext eines Wortes. Eine weitere Besonderheit des Wörterbuches ist die Bearbeitung der Einträge, von denen bislang über 2.350 erfasst sind. Anders als bei herkömmlichen Wörterbüchern erfolgt sie nicht von A bis Z. Stattdessen werden nacheinander alle Texte einer Gattung – etwa der Widmungs-, Bau-, oder Gedenkinschrift – übersetzt und online gestellt.

    Bereits hunderte Zugriffe im Monat

    Damit Übersetzungen in solchem Umfang geleistet werden können, unterstützen die Orientalistinnen Dr. Anne Multhoff und Mariam Kilargiani Prof. Nebes bei der Arbeit. Außerdem ist Heiko Werwick Teil des Teams. Als Informatiker pflegt er die Website des Wörterbuches, die im September 2016 online gegangen ist und bereits 300 bis 400 externe Zugriffe im Monat verzeichnet. „Das Wörterbuch dient nicht nur der Orientalistik, sondern ist auch für die Altertumswissenschaften und die Theologie nützlich“, erklärt sich Norbert Nebes den Erfolg. Mit der weiteren Finanzierung erhalten er und sein Team die Möglichkeit, diesen Nutzen noch auszubauen. Dazu soll bis zum Jahr 2021 ein Großteil der verbliebenen Inschriften übersetzt werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Norbert Nebes
    Institut für Orientalistik, Indogermanistik, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Löbdergraben 24a
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944851
    E-Mail: norbert.nebes[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://sabaweb.uni-jena.de/ - Zum sabäischen Online-Wörterbuch


    Bilder

    Ausschnitt aus dem Tatenbericht des Yitha'amar Watar (715 v. Chr.) in Sirwah (Jemen).
    Ausschnitt aus dem Tatenbericht des Yitha'amar Watar (715 v. Chr.) in Sirwah (Jemen).
    (Foto: DAI, Norbert Nebes)
    None

    Die Forschungsgruppe „Wörterbuch des Sabäischen“: (hinten von links) Heiko Werwick, Dr. Anne Multhoff und Mariam Kilargiani, vorne: Prof. Dr. Norbert Nebes.
    Die Forschungsgruppe „Wörterbuch des Sabäischen“: (hinten von links) Heiko Werwick, Dr. Anne Multhof ...
    (Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).