idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.02.2019 08:48

Früher Arbeitsplatzverlust beeinträchtigt Gesundheit langfristig

Samira Rosenbaum Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Soziologen der Universität Bamberg untersuchen Erwerbsbiographien

    Zahlreiche Studien legen nahe, dass Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit zu einer schlechteren Gesundheit führen. Soziologen der Universität Bamberg greifen diese Forschung nun auf und fragen: Hat der Verlust des Arbeitsplatzes auch dann noch Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn er schon Jahrzehnte zurückliegt und gegebenenfalls anschließend weitere Anstellungen folgten? Jonas Voßemer und Prof. Dr. Michael Gebel vom Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Methoden der empirischen Sozialforschung, an der Universität Bamberg zeigen in einer aktuellen Studie: Der unfreiwillige Verlust des Arbeitsplatzes in einer frühen Phase des Berufslebens beeinträchtigt die Gesundheit langfristig. Mehr als 30 Jahre später lassen sich noch Auswirkungen auf die Gesundheit ausmachen, die auf diesen Bruch in der Biographie zurückzuführen sind.

    Für ihre Studie verwendeten die Forscher Daten der SHARELIFE Erhebung, der dritten Welle des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE). Bei dieser länderübergreifenden Studie wurden rund 28.000 über 50-jährige Europäer rückwirkend zu ihrem sozialen und familiären Netzwerk, ihrer Gesundheit und ihrem sozio-ökonomischen Status über ihren gesamten Lebenslauf befragt. Die Analysen, die Voßemer und Gebel gemeinsam mit Dr. Olena Nizalova von der University of Kent in England und Olga Nikolaieva von der ukrainischen Kyiv School of Economics durchführten, zeigen: Personen, die ihre Stelle in den ersten zehn Jahren ihres Berufslebens unfreiwillig verloren, gaben mit einer im Mittel 6 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit bei der Befragung an, einen mittelmäßigen oder schlechten Gesundheitszustand zu haben als Personen, die in dieser Phase keinen Arbeitsplatzverlust erfuhren, aber ansonsten vergleichbare Eigenschaften hatten.

    Die Forscher konnten außerdem zeigen, dass dies sowohl für Arbeitnehmer gilt, die entlassen wurden, als auch für diejenigen, deren Betrieb schloss. Das spricht dafür, dass der Einfluss von Störfaktoren in den Analysen vermieden werden konnte. Denn bei einer Schließung sind alle Arbeitnehmer betroffen, sodass es weniger wahrscheinlich ist, dass der Arbeitsplatzverlust auf persönliche Merkmale der Arbeitnehmer zurückzuführen ist, die auch deren Gesundheit beeinflussen. Welche Schlussfolgerung lassen die Ergebnisse zu? Voßemer sagt: „Im Einklang mit früheren Studien zeigen wir, dass Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit nicht nur finanzielle Konsequenzen haben. Unsere Studie deutet außerdem daraufhin, dass diese Folgen lange weiterbestehen können.“ Diese Ergebnisse, falls sie in weiterer Forschung bestätigt werden, legen nahe, dass die Politik in ihrer Abschätzung der Kosten von Arbeitsplatzverlusten und Arbeitslosigkeit sowohl die gesundheitlichen Folgen als auch deren Dauerhaftigkeit berücksichtigen sollte.

    Die Studie ist Teil des internationalen und interdisziplinären EU-Projektes EXCEPT (Social Exclusion of Youth in Europe: Cumulative Disadvantage, Coping Strategies, Effective Policies and Transfer), das von der Europäischen Union mit rund 2.4 Millionen Euro gefördert wurde.

    Die Studie ist online nachzulesen unter https://doi.org/10.1016/j.alcr.2018.01.001

    Weitere Informationen zum EU-Projekt EXCEPT finden Sie unter www.uni-bamberg.de/empsoz/forschung/except-projekt/


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jonas Voßemer, M.A.
    Lehrstuhl für Soziologie, insbes. Methoden der empirischen Sozialforschung
    Tel.: 0951/863-2868
    jonas.vossemer@uni-bamberg.de


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1016/j.alcr.2018.01.001


    Weitere Informationen:

    https://doi.org/10.1016/j.alcr.2018.01.001
    http://www.uni-bamberg.de/empsoz/forschung/except-projekt/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).