idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.02.2019 14:45

Anti-Baby-Pille beeinflusst Emotionserkennung von Frauen

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Universität Greifswald

    Obwohl mehr als 100 Millionen Frauen die Anti-Baby-Pille zur Empfängnisverhütung nutzen, ist relativ wenig darüber bekannt, wie die Anti-Baby-Pille das Verhalten und Erleben dieser Frauen beeinflusst. Eine Reihe von kürzlich erschienen Studien legt nahe, dass die Anti-Baby-Pille die Verarbeitung emotionaler Reize und die Regulation emotionaler Reaktionen beeinflussen könnte. Ein Forschungsteam der Universität Greifswald, der Universität Rostock und der Universität Potsdam hat nun in der Zeitschrift Frontiers in Neuroscience eine Studie veröffentlicht, die Hinweise darauf liefert, dass die Anti-Baby-Pille die Emotionsverarbeitung von Frauen beeinflussen könnte.

    Die Studie https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2018.01041/full, die von Dr. Alexander Lischke https://psychologie.uni-greifswald.de/43051/lehrstuehle-ii/klinische-und-physiol... vom Institut für Psychologie https://psychologie.uni-greifswald.de/ der Universität Greifswald geleitet wurde, konnte zeigen, dass Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, schlechter im Erkennen von emotionalen Gesichtsausdrücken waren als Frauen, die nicht die Anti-Baby-Pille nahmen. Interessanterweise waren die Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, vor allem bei der Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken, die generell schwierig zu erkennen waren, beeinträchtigt. Bei der Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken, die generell leicht zu erkennen waren, waren dagegen keine Beeinträchtigungen feststellbar. Die Ergebnisse zeigen, dass die Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, sehr spezifische Einschränkungen bei der Emotionsverarbeitung aufwiesen. Zudem handelte es sich eher um subtile, als um massive Einschränkungen, weshalb fraglich ist, inwieweit diese Einschränkungen tatsächlich Auswirkungen auf das Sozialverhalten dieser Frauen haben könnten.

    Dr. Lischke weist daher ausdrücklich darauf hin, dass aufgrund der vorliegenden Ergebnisse nicht davon ausgegangen werden kann, dass Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen, „emotionsblind“ und damit zu „Problemfällen“ in Beziehungen werden. Um derartige Aussagen treffen zu können, sind weitere Studien notwendig, in denen nicht nur der Einfluss der Anti-Baby-Pille auf die Emotionsverarbeitung, sondern auch auf die Beziehungsgestaltung untersucht wird.

    In weiteren Studien möchte Dr. Lischke auch den Mechanismus untersuchen, der möglichen Beeinträchtigungen in der Emotionserkennung und Beziehungsgestaltung zu Grunde liegt. Es scheint zwar plausibel zu sein, dass die Anti-Baby-Pille über eine Modulation der Zyklushormone Estrogen und Progesteron die Aktivität in emotionsverarbeitenden Hirnregionen und damit die Emotionserkennung beeinflusst. Ob dies aber tatsächlich der Fall ist, muss noch nachgewiesen werden. Weitere Studien sind dringend notwendig, vor allem mit einem experimentellen Untersuchungsdesign und umfangreicheren Stichproben, um endgültige Schlussfolgerungen über den Einfluss der Anti-Baby-Pille auf das Erleben und Verhalten von Frauen treffen zu können. Da heute immer mehr Frauen die Anti-Baby-Pille unmittelbar nach Beginn der Pubertät und häufig bis zu Beginn der Menopause einnehmen, sind diese Studien nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Öffentlichkeit von Interesse.

    Weitere Informationen
    Pahnke, R., Mau-Moeller, A., Junge, M., Wendt, J., Weymar, M., Hamm, A. O., & Lischke, A. (2018). Oral contraceptives impair complex emotion recognition in healthy women. Front Neurosci. doi: 10.3389/fnins.2018.01041

    Ansprechpartner an der Universität Greifswald
    Dr. Alexander Lischke
    Institut für Psychologie
    Physiologische und Klinische Psychologie/Psychotherapie
    Franz-Mehring-Straße 47, 17489 Greifswald
    Telefon +49 3834 420 3720
    alexander.lischke@uni-greifswald.de
    https://www.researchgate.net/profile/Alexander_Lischke


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).