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Wissenschaft
Forscher haben den deutschen Stromhandel analysiert: Regionale Preise und weniger Stromtrassen können zu einem großen volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen führen.
Das System, wie in Deutschland Strom gehandelt und verteilt wird, könnte effizienter sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Mathematikern und Volkswirten der Universität Trier und des Energie Campus Nürnberg. Die Großhandelspreise für Strom entstehen in Deutschland an der Strombörse in Leipzig. Dort handeln Stromproduzenten mit den -verbrauchern die Strommengen für den kommenden Tag.
„Was bei diesem Handel allerdings nicht berücksichtigt wird, ist die Frage, ob der Strom überhaupt transportiert werden kann“, schildert Martin Schmidt, Mathematik-Professor an der Universität Trier, das Problem. Im Norden Deutschlands wird unter anderem durch Windkraftanlagen vergleichsweise viel Strom produziert, während im Süden sehr viel Strom verbraucht wird. Doch aktuell fehlt es oft an den notwendigen Leitungen, um diesen Strom zu transportieren. So kann es dazu kommen, dass die Netze gar nicht die notwendigen Kapazitäten frei haben, um den Strom zum Endkunden zu bringen. Die Netzbetreiber müssen sich daher häufig mit den Kraftwerksbetreibern abstimmen, um die Handelsergebnisse so zu modifizieren, dass der Strom auch transportiert werden kann – und das bedeutet bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr an Mehrkosten.
„Eine mögliche Lösung wäre der Ausbau von Stromtrassen. Doch Hochspannungsleitungen, die quer durch das Land laufen, stoßen in den betroffenen Regionen auf Widerstand. Zudem ist dieser Ausbau sehr teuer. Letztendlich werden die Kosten mit den Netzgebühren auf die Stromverbraucher umgelegt“, erklärt Martin Schmidt. Er und seine Kollegen haben alternative Ansätze untersucht, die bereits in Teilen von Skandinavien oder Nordamerika praktiziert werden: Der Stromhandel könne dezentralisiert werden, sprich, Strom könnte zu regional unterschiedlichen Preisen gehandelt werden, falls die Netzkapazitäten zwischen den Regionen nicht ausreichen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass dadurch weniger neue Stromtrassen gebaut werden müssten.
Schon wenn Deutschland in nur zwei Regionen – eine nördliche und eine südliche – unterteilt würde, gäbe es ein Einsparpotential von bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Wissenschaftler bezeichnen diesen Wert als Wohlfahrtsgewinn. „Bisher ist das jedoch politisch noch nicht gewollt. Die Preise für Strom in Norddeutschland würden vorerst sinken, während Kunden in Süddeutschland mehr bezahlen müssten“, erklärt Martin Schmidt.
Der Vorschlag der Wissenschaftler hätte noch einen zweiten Vorteil: Bisher aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit nicht genutzte Energieerzeugungsanlagen im Süden Deutschlands wären dann konkurrenzfähig.
Auch alternative regionale Aufteilungen des Strommarkts – beispielsweise in drei, vier oder noch mehr Gebiete – haben die Wissenschaftler mit komplexen mathematischen Verfahren durchkalkuliert. „Mit mehr als zwei Gebieten würde sich der Wohlfahrtsgewinn noch steigern lassen, allerdings nicht in einem Ausmaß, dass sich der noch größere Systemwechsel lohnen würde“, erklärt Martin Schmidt. Die Vorschläge der Wissenschaftler und die entwickelten Methoden stoßen in der energiepolitischen Diskussion auf großes Interesse. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die künftige Entwicklung einen Teil der Ideen aufgreifen wird.
Prof. Dr. Martin Schmidt
Nichtlineare Optimierung (Mathematik)
Mail: martin.schmidt@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-3481
Die Wissenschaftler schlagen zwei potentielle Preiszonen für den deutschen Strommarkt vor.
Universität Trier
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaftsvertreter, jedermann
Energie, Gesellschaft, Mathematik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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