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20.03.2019 13:52

TU Berlin bekommt größtes Archiv zur Erforschung von visuellem Antisemitismus

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin erhält eine einzigartige Sammlung antisemitischer Bilder und einen neuen Standort in Berlin-Moabit

    Der belgische Sammler Arthur Langerman hat seine auf mehrere Millionen Euro geschätzte einzigartige Sammlung antisemitischer visueller Artefakte dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin übergeben. Das Arthur-Langerman-Archiv für die Erforschung des visuellen Antisemitismus (ALAVA) wird als Teil des ZfA zukünftig an einem neuen Standort in der Kaiserin-Augusta-Allee in Berlin-Moabit untergebracht sein. Auf rund 1.400 Quadratmetern Nutzfläche werden neben neuen Seminar-, Büro- und Ausstellungsräumen das ALAVA sowie die eigene Spezialbibliothek des Zentrums der wissenschaftlichen Forschung und Lehre neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen.

    Die Sammlung des in Brüssel lebenden Arthur Langerman ist das weltweit größte Privatarchiv von antisemitischen Bildern. Sie macht das visuelle Repertoire der Judenfeindschaft in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit, Boshaftigkeit und Konsequenz sichtbar. Bestehend aus nahezu 8000 Einzelstücken, darunter mehr als 5000 Postkarten, über Tausend handgezeichnete Skizzen, mehrere Hundert Plakate sowie zahllose Druckwerke und Gemälde, zeichnet sich die Sammlung nicht nur durch ihren Umfang, sondern auch durch ihre historische und regionale Vielfalt aus.

    Der historische Schwerpunkt erstreckt sich vom späten 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, umfasst aber auch Sammelobjekte aus der Zeit nach 1945. „Ohne Zweifel stellt die Sammlung Langerman, deren Bestandteile der Forschung teilweise bislang völlig unbekannt sind, einen Quellenfundus von einzigartigem Potenzial für die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen und für die Antisemitismusforschung im Besonderen dar“, betont die Direktorin des ZfA, Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum. Zwar gibt es zu antisemitischen Bildern bereits einige Forschungsarbeiten, doch lag bislang in der klassischen Antisemitismus- und Vorurteilsforschung der Fokus vor allem auf Textdokumenten. „Eine systematische Untersuchung von antisemitischen Gefühlen beziehungsweise der emotionalen Relevanz von Bildern hat es bisher nicht gegeben. Es geht aber auch darum, dass Sehen von Stereotypen zu schulen. Wir müssen Menschen in den Zustand versetzen, selbst die Mächtigkeit der Bilder zu hinterfragen“, ergänzt Prof. Dr. Uffa Jensen, stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung. Seine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Heisenberg-Professur an der TU Berlin widmet sich besonders diesem Bereich in historischer Perspektive und begründet eine visuelle Emotionsgeschichte.

    „Es ist uns an der TU Berlin ein großes Anliegen, Studierende für Themen wie Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren und im Rahmen unserer Forschung in Berlin mitzuwirken, ein Europa der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte zu gestalten“, betont TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen. Exklusiv durfte sich im vergangenen Semester eine Studierendengruppe des MA-Studiengangs „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung“ am ZfA mit Originalen aus Arthur Langermans Sammlung wissenschaftlich zum Thema „Antisemitische Bildpostkarten aus deutschen Kurorten“ auseinandersetzen.

    Berlins historische Verantwortung

    Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung Michael Müller sagte anlässlich der Übergabe des Arthur-Langerman-Archiv an der TU Berlin: „Angesichts steigender Zahlen von antisemitischen Vorfällen in Berlin und bundesweit bedarf es der besonderen Notwendigkeit einer kritischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Shoa und ihrer Ursachen. Es ist eine große Ehre für Berlin und die Berliner Wissenschaft, die Sammlung von Arthur Langerman beherbergen zu dürfen. Dafür danke ich dem Geber.“

    An der Übergabe nahmen auch der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, sowie die Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales, Sawsan Chebli, teil.

    „Es ist nicht nur für uns, sondern auch für Berlin als historische Stadt ein bedeutsamer Schritt von einem belgischen Holocaust-Überlebenden eine so umfangreiche Sammlung zu bekommen. Wir sind Arthur Langerman für sein entgegengebrachtes Vertrauen sehr dankbar“, betont Prof. Dr. Jensen.

    Noch hat das Zentrum für Antisemitismusforschung mit seiner weltweit größten Bibliothek zur Antisemitismusforschung seinen Sitz im TU-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz, doch das soll sich in diesem Jahr ändern. In der Nähe vom TU-Campus wird ein neues Gebäude bezogen, dass sowohl die konservatorisch und sicherheitstechnisch notwendigen Bedingungen für das ALAVA und die Bibliothek schafft, als auch genügend Raum für Forschung und universitäre Lehre bietet.

    Fotos zum Download unter:
    http://www.tu-berlin.de/?204187

    Weiterführende Informationen finden Sie hier:
    • zur Sammlung Langerman: http://www.tu-berlin.de/?id=189930; http://www.tu-berlin.de/?201724
    • zum Zentrum für Antisemitismusforschung und seiner Forschung: https://www.tu-berlin.de/?116066

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Stefanie Terp
    Pressesprecherin der TU Berlin
    Tel.: 030 314-23922
    E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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