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30.10.2003 13:53

Sprachbehindertenpädagogen treffen sich in Bremen

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    In der "Ständigen Konferenz der Dozentinnen und Dozenten für Sprachbehindertenpädagogik" - so die offizielle Bezeichnung - sind 90 deutschsprachige Wissenschaftler und Praktiker an sprachheilpädagogischen Studienstätten aus Deutschland, Schweiz, Österreich, Norwegen und Estland organisiert. 40 von ihnen werden an der Tagung "Sprachbehindertenpädagogik: Konzeptualisierung des Faches" teilnehmen, die vom 30. Oktober bis zum 1. November 2003 in Bremen stattfindet. Sie wird federführend von Professor Gerhard Homburg aus dem Studiengang Behindertenpädagogik / Sprachheilpädagogik im Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen organisiert. Veranstaltungsorte sind das Schulschiff Deutschland und die International University in Bremen-Grohn. Ziele der Dozentenkonferenz sind der fachliche Austausch über aktuelle Probleme und Lehrinhalte, Abstimmen von berufspolitischen Fragen sowie die Förderung des Ansehens der Sprachbehindertenpädagogik in der Öffentlichkeit. In Bremen stehen folgende Themen auf dem Tagungsprogramm: Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen und die Anforderungen an die Studienorganisation (Stichwort: Modularisierung), Berufsbild Sprachheillehrer, Anforderungen des Arbeitsmarktes und Kooperation mit der klinischen Linguistik.

    Um welche inhaltlichen Aspekte geht es beispielsweise beim Thema Arbeitsmarkt? Sprachbehindertenpädagogen arbeiten als Sprachheillehrer im Arbeitsfeld Schule. Sie sind als diplomierte Sprachtherapeuten ein Teil der Gesundheitsberufe, die sich den Bedingungen des Arbeitsmarktes stellen müssen, der stark wächst und sich zugleich erheblich wandelt. So ergeben sich steigende Ansprüche an die Ausbildung, weil Berufsanfänger alle sprachlichen Störungsbilder behandeln, umfangreiche Praxiserfahrungen nachweisen und neue diagnostische Verfahren beherrschen sollen. Obwohl zum Beispiel die Bremer Absolventinnen und Absolventen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben oder potenzielle Existenzgründerinnen und -gründer sind, haben die Universitäten wegen der knappen Ausstattung mit Lehrpersonal große Mühe, eine marktgerechte Ausbildung anzubieten. Diese aktuelle Aufgabe kann nur im Zusammenwirken von Universitäten und der Berufsvertretung geleistet werden. So müssen fachliche und therapeutische Standards entwickelt werden, um die Versorgungsqualität - unabhängig von der Diskussion um Kostendämpfung - zu sichern.

    Ein anderes Thema ist die Frage, ob eine Kooperation der Sprachheilpädagogik mit der klinischen Linguistik sinnvoll und möglich ist. Klinische Linguisten haben eine enge Spezialqualifikation in der Therapie neurologisch bedingter Sprachstörungen. Sie bieten Sprachtherapie an, ohne Pädagogen zu sein. Das Studium der Sprachbehindertenpädagogik umfasst schon lange neben den Fächern Medizin, Psychologie, Sonderpädagogik auch die Linguistik. Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die klinische Linguistik auch für die Pädagogik öffnet. In München entsteht gegenwärtig ein Studiengang mit Sprachheilpädagogik und klinischer Linguistik. Diskussionsstoff für die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer: Ist eine solche gegenseitige Öffnung auch an anderen Studienorten denkbar oder wünschbar? Sollen die Professoren der klinischen Linguistik auch zur Mitgliedschaft in der Dozentenkonferenz eingeladen werden?

    Ein weiteres Thema betrifft die Interkulturalität. Die Sprachbehindertenpädagogik wird gegenwärtig von einem "monolingualen Habitus" getragen. Mit Hilfe neu entwickelter Verfahren lässt sich der verzerrte Sprachentwicklungsstand eines sprachbehinderten Kindes bestimmen und eine Therapie festlegen. Für die Förderung mehrsprachiger Kinder oder von Kindern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch fehlen derzeit noch tragfähige Verfahren. Konzepte für die pädagogische Arbeit lassen sich aber durchaus an der Begegnung der unterschiedlichen Kulturen entwickeln.

    Am zweiten Kongresstag wird über Internationalität diskutiert. Dabei geht es einmal um die Einführung neuer Bachelor- und Master-Abschlüsse, wie sie von der Europäischen Union gefordert werden. Darüber hinaus wird auch über die Notwendigkeit gesprochen, dass sich die deutsche Sprachbehindertenpädagogik verstärkt an internationalen Förderprogrammen beteiligen muss. Denn ein Großteil der Grundlagenforschung findet im angloamerikanischen Sprachraum statt. Durch Auslandssemester, Dozentenmobilität und gemeinsame Forschungsprojekte soll diese Entwicklung vorangebracht werden.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften
    Studiengang Behindertenpädagogik / Sprachheilpädagogik
    Prof. Dr. Gerhard Homburg
    Tel. 0421 218 2195
    E-Mail: ritam@uni-bremen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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