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03.11.2003 13:18

Körpereigene Klimaanlage: Robben öffnen das Thermofenster

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wenn es Robben an Land zu heiß wird, öffnen sie die sog. Thermofenster: Teile ihrer Körperoberfläche erhitzen sich durch stärkere Durchblutung und geben Wärme ab. Das haben Bochumer Biologen gemeinsam mit Kollegen aus Köln und Neufundland mittels einer Infrarotkamera herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichten sie im "Journal of Experimental Biology".

    Bochum, 03.11.2003
    Nr. 337

    Körpereigene Klimaanlage
    Robben öffnen Thermofenster
    Heiße Flecken auf der Haut sorgen für Kühlung

    Wenn es Robben an Land zu heiß wird, öffnen sie die sog. Thermofenster: Teile ihrer Körperoberfläche erhitzen sich durch stärkere Durchblutung und geben Wärme an die Umgebung ab. Das haben Dr. Björn Mauck, HD Dr. Guido Dehnhardt (Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie und Neurobiologie), Prof. Dr. Ulf Eysel (Abteilung für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät der RUB) gemeinsam mit Kollegen aus Köln und Neufundland herausgefunden. Mit einer Infrarot-Wärmekamera untersuchten sie Seehunde, Kegelrobben und Sattelrobben. Über ihre Ergebnisse berichtet das "Journal of Experimental Biology".

    "Blubber" und Gegenstrom-Wärmetauscher in den Flossen

    Dafür, dass Robben auch im kalten Eismeer nicht frieren müssen, sorgen ihre zentimeterdicke, isolierende Speckschicht, der sog. Blubber, und ein Gegenstrom-Wärmetauscher in der Blutversorgung der Flossen: Speck wäre hier hinderlich, schließlich müssen die Flossen beweglich sein. Stattdessen sind die Arterien, die das Blut aus dem Körper in die Extremitäten leiten, von einem Netz von Venen umringt, so dass das in den Flossen abgekühlte Blut auf dem Rückweg in den Körperkern noch wertvolle Wärme "mitnehmen" kann. Wenn der Körper aber überschüssige Wärme produziert, wird ein alternatives Venensystem genutzt, das keinen Kontakt zu den Arterien hat .So kann das Blut in den Flossen überschüssige Wärme an die Umgebung abgeben und so den Körper kühlen.

    Verschiedene Kühlsysteme im Wasser und an Land

    Wenn es aber so richtig warm wird, reicht dieses System nicht aus, schon gar nicht an Land, denn die Luft leitet Wärme wesentlich schlechter ab als das an den Flossen vorbeiströmende Wasser. Legt sich die Robbe also an den Strand und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen, muss ein anderes Kühlsystem her. Wie das funktioniert, fanden die Forscher durch die Untersuchung von Sattelrobben in Neufundland, Kegelrobben im Zoo Münster und Seehunden im Kölner Zoo heraus. Mit einer Infrarotkamera ermittelten sie über einige Stunden hinweg die Temperatur der Körperoberfläche der Tiere an Land.

    Heiße Flecken auf der Körperoberfläche

    Es zeigte sich: Bei hohen Umgebungstemperaturen werden vermehrt Gefäße durchblutet, die oberhalb der isolierenden Speckschicht der Robben liegen. Die Wärmebilder zeigen, dass dies zunächst meist punktuell passiert. Die "Thermofenster" bilden sich häufig zuerst an Kopf, Nacken und Schultern der Robben. Nach und nach wachsen die Flecken und verschmelzen dann miteinander. Der Temperaturunterschied zwischen einem "Fenster" und seiner Umgebung kann fast 25 Kelvin betragen. An kalten Tagen kann man an den heißen Körperpartien sogar Wasserdampf über dem Fell der Tiere aufsteigen sehen. Die Forscher mutmaßen, dass es energetisch günstiger ist, die Temperatur nur stellenweise stark in die Höhe zu treiben, als den ganzen Körper mäßig zu erwärmen. Denn bei höherer Temperatur der Körperoberfläche kann das noch im Pelz der Robben vorhandene Wasser leichter verdunsten, sodass mehr überschüssige Körperwärme in diesen energie-intensiven Prozess fließen kann. Das nasse Fell der Tiere könnte somit also als eine Art "Kühlmittelspeicher" dienen.

    Titelaufnahme

    Björn Mauck, Kerstin Bilgmann, Daryl D. Jones, Ulf Eysel, Guido Dehnhardt: Thermal windows on the trunk of hauled-out seals: hot spots for thermoregulatory evaporation? In: The Journal of Experimental Biology, Band 206, Seite 1727-1738 (2003)

    Weitere Informationen

    Dr. Björn Mauck, Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie und Neurobiologie, Fakultät für Biologie, ND 6 / 33, 44780 Bochum, Tel. 0234732-27709, Fax: 0234/14-185, E-Mail: mauck@neurobiologie.ruhr-uni-bochum.de


    Bilder

    Im Infrarotbild sind die Thermofenster als rote Flecken zu erkennen.
    Im Infrarotbild sind die Thermofenster als rote Flecken zu erkennen.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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