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Vor genau zwanzig Jahren führte die damalige rot-grüne Regierung die automatische deutsche Staatsbürgerschaft für hier geborene Kinder ausländischer Eltern ein. Der Arbeitsökonom Dr. Christoph Sajons untersuchte, wie sich diese Änderung auf das Arbeitsmarktverhalten der betroffenen Eltern auswirkte.
Als die rot-grüne Bundesregierung im Mai 1999 ein neues Gesetz zur Staatsbürgerschaft einführte, war der Wille zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt ein wichtiger Beweggrund dafür. Nach dem neuen Gesetz bekamen neugeborene Kinder von Migrantinnen und Migranten, die mindestens acht Jahre in Deutschland lebten und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besaßen, automatisch einen deutschen Pass. Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands hat damit eine Regierung neben dem Abstammungsprinzip – ius sanguinis – auch das Geburtsortprinzip – ius soli – legitimisiert und dadurch die Startbedingungen von Generationen von Migrantenkindern in Deutschland nachhaltig verbessert. Doch wirkt sich das auch auf die Integration der ausländischen Eltern dieser „neuen Deutschen“ aus?
Dieser Frage ist der Mannheimer Arbeitsökonom Dr. Christoph Sajons vom Institut für Mittelstandsforschung in seiner neuen Studie nachgegangen, die vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Labour Economics veröffentlicht wurde. Darin untersucht er, ob und wie sich die Situation ausländischer Eltern auf dem Arbeitsmarkt durch die neue Regelung verändert hat. Gingen sie nach der Geburt eines deutschen Kindes weiterhin ihrer gewohnten Arbeit nach? Wenn ja: wie viele Stunden pro Woche? Das Ergebnis seiner Studie: Während es bei den Vätern keine nennenswerten Veränderungen in ihrem Arbeitsmarktverhalten gab, blieben viele Mütter nach der Geburt etwas länger zu Hause.
Früher gab es noch nicht das heutige Angebot an Kindertagesstätten, deshalb seien häufiger die älteren Geschwisterkinder oder andere Familienmitglieder mit der Betreuung der Neugeborenen betraut gewesen. „Ein Grund für das veränderte Arbeitsverhalten der Mütter könnte sein, dass sie mehr Zeit in ihre Neugeborenen investieren wollten“, vermutet der Autor der Studie. Die Kinder hätten durch die deutsche Staatsbürgerschaft bessere Chancen, auf eine gute Schule zu gehen, einen soliden Beruf zu ergreifen und in der Gesellschaft anzukommen. „Ein Baby mit deutschem Pass verändert die Zukunftsperspektiven einer ganzen Familie“, so Sajons.
„Insgesamt hat sich das neue Gesetz positiv ausgewirkt. Sowohl die Einstellung der Familien als auch die Kinder selbst scheinen von der Staatsbürgerschaft durch Geburtsrecht zu profitieren“, resümiert Sajons den bisherigen Stand der Forschung. Auch wenn nicht alle Probleme mit nur einer Maßnahme gelöst werden könnten, würde das Gesetz damit dazu beitragen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Im Rahmen der Studie untersuchte Sajons das Arbeitsmarktverhalten der ausländischen Eltern von etwa 1.200 Kindern, die in den Jahren 1997 bis 2002 in Deutschland geboren wurden – also unmittelbar vor Einführung des Gesetzes und in den Jahren danach.
Dr. Christoph Sajons
Institut für Mittelstandsforschung (ifm)
Universität Mannheim
Tel. +49 621 181-2891
E-Mail: sajons@uni-mannheim.de
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0927537117301951
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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