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05.11.2003 13:07

Anstrengungen zur Zukunftssicherung der beruflichen Bildung intensivieren!

Dr. Ilona Zeuch-Wiese Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

    BIBB-Tagung zur Zukunft der Berufsausbildung in Deutschland

    "Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist ernst: Die Arbeitsämter meldeten zum Abschluss des diesjährigen Geschäftsjahres bundesweit 35.000 noch nicht vermittelte Jugendliche. Hinzu kommen 46.700 junge Menschen, die wegen fehlender Lehrstellen eine Alternative z.B. im Besuch einer Schule oder in berufsvorbereitenden Maßnahmen suchten, ihren Vermittlungswunsch jedoch nach wie vor aufrecht erhalten. Allen diesen Lehrstellensuchenden standen bisher nur 15.000 offene Ausbildungsplätze gegenüber. Die Kammern und die Arbeitsverwaltung arbeiten mit Hochdruck daran, die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber in Lehrstellen unterzubringen. Diesem Engagement der Menschen vor Ort, die alles nur mögliche versuchen, um noch offene und wieder frei gewordene Lehrstellen zu mobilisieren, möchte ich an dieser Stelle meinen höchsten Respekt aussprechen." Mit diesen Worten eröffnete der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Prof. Dr. Helmut Pütz, die Fachtagung "Zukunft der Berufsausbildung in Deutschland - Empirische Untersuchungen und Schlussfolgerungen", die das BIBB am 4. und 5. November im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn durchführte.
    Rund 200 Expertinnen und Experten aus Kammern und Forschungseinrichtungen waren der Einladung des Instituts gefolgt, um gemeinsam die schwierige Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu erörtern und über Probleme und Lösungsansätze aus der Sicht der Anbieter und der Nachfragenden in der beruflichen Bildung zu diskutieren.
    Festgestellt wurde: Die Akzeptanz der dualen Berufsausbildung bei den Betrieben ist weiterhin hoch! Nicht nur ausbildende, sondern auch nicht ausbildende Betriebe seien grundsätzlich vom Nutzen eigener Ausbildung überzeugt. Probleme bereiteten jedoch
    die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Betriebe mit einer schlechten Auftragslage, die nicht wüssten, ob sie in drei bis fünf Jahren noch existieren, seien kaum für die Ausbildung zu gewinnen;
    der wirtschaftliche Strukturwandel: Während traditionell ausbildungsfreundliche Branchen schrumpften oder Teile ins Ausland verlagerten, fehle es in neuen und wachsenden Wirtschaftsbereichen an Ausbildungstradition.

    Die auf der Tagung anwesenden Expertinnen und Experten warnten vor der trügerischen Hoffnung, mit einem erneuten Anziehen der Konjunktur werde das Ausbildungsniveau gleichsam von selbst wieder steigen. Dies werde nicht der Fall sein. Deshalb müsse den Unternehmen klar gemacht werden, dass ein langfristig sinkendes Ausbildungsvolumen große Gefahren für die Gesamtwirtschaft mit sich bringe und zur gefährlichen Wachstumsbremse werden könne. In den Regionen müsse daher ganz besonders solchen Betrieben geholfen werden, die zwar ausbilden wollen, sich dies aber noch nicht zutrauten. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung entwickelte Programm STARegio (s. BIBB-Pressemitteilung 40/2003 vom 31.10.2003) weise daher genau in die richtige Richtung.
    Hervorgehoben wurde von den Tagungsteilnehmern/innen außerdem das unverändert große Interesse der heranwachsenden Generation an einer betrieblichen Ausbildung. Viel stärker als bisher vermutet suchten die Jugendlichen nach Wegen, trotz vieler abschlägiger Bescheide doch noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Fehle es in der Region an Lehrstellen, würden sich bis zu 40 % auch in einem Umkreis von mehr als 100 km um einen Ausbildungsplatz bewerben. 45.000 Bewerber/innen hätten im letzten Jahr 2002 ihre Lehrstelle außerhalb des eigenen Arbeitsamtsbezirkes angetreten. So reiche z.B. das Einzugsgebiet des Hamburger Lehrstellenmarktes weit bis nach Vorpommern und in die Oberlausitz hinein, aber auch bis nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Können die Jugendlichen trotz aller Bemühungen jedoch ihren Wunsch nicht realisieren, würden sie mehr oder weniger unfreiwillig auf alternative Angebote (insbesondere in berufsbildenden Schulen) ausweichen oder in sogenannten "Warteschleifen" (z. B. berufsvorbereitenden Maßnahmen) ausharren. Ihre Zahl lag im Jahr 2002 bei 65.000. Alle diese Jugendlichen hatten wenigstens 20, im Durchschnitt sogar bis zu 40 schriftliche Bewerbungen versandt.
    Die Ausbildungsreife der jungen Menschen, ein von den Betrieben besonders häufig genanntes Problem, war ebenfalls Gegenstand der Tagungsdiskussion. Die anwesenden Expertinnen und Experten waren sich einig in der Einschätzung, dass Verbesserungen im allgemeinen Schulsystem nur langfristig greifen können; kurzfristig sei daher der Ausbau von Fördermaßnahmen angebracht.

    Die Ergebnisse der Fachtagung werden vom Bundesinstitut für Berufsbildung veröffentlicht.

    Weitere Informationen zum Thema:
    "Jugendliche in Ausbildung bringen" - Sonderheft der Zeitschrift des BIBB, Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), Juni 2003. Kostenlos zu beziehen im BIBB per E-Mail (bwp@bibb.de) oder telefonisch ( Frau Leppich, 0228/107-1723); außerdem als pdf-Datei abrufbar im Internet über unten stehenden Link.

    Joachim Gerd Ulrich: "Ergänzende Hinweise aus der Lehrstellenbewerberbefragung 2002 zur Interpretation der Berufsbildungsstatistik: das Problem der latenten Nachfrage". In: "Nutzung und Nutzen des Internets bei der Berufswahl und bei der Lehrstellensuche" - Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste (ibv), Nr. 13/03 vom 25. Juni 2003, S. 1 775-1 784.
    Als pdf-Datei abrufbar über unten stehenden Link.

    Joachim Gerd Ulrich, Klaus Troltsch: "Stabilisierung des Lehrstellenmarktes unter wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen? Aktuelle Analysen der Berufsberatungsstatistik zur Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt", veröffentlicht als Heft 5, 2003 der BIBB-Reihe "Forschung Spezial". Die Veröffentlichung ist zum Preis von 11,20 Euro zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11, Fax: 0521/911 01-19, Email: service@wbv.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bibb.de/de/5757.htm
    http://www.arbeitsamt.de/hst/services/bsw/ausbverm/veroeffentlichungen/ausbildun...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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