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06.11.2003 14:11

Wenn Essen zur Qual wird

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu Essstörungen am 13.11. an der Universität Jena

    Jena (06.11.03) "Manchmal wenn ich vor dem Fernseher Schokolade in mich hineinstopfe, dann bin ich glücklich." Die junge Frau, die das schreibt wird die Schokolade jedoch alsbald wieder ausbrechen oder sich durch strenge Diät oder übermäßigen Sport für den Genuss bestrafen. 54 Kilogramm bei einer Größe von 1,70 m war ihr Schlankheitsrekord. Ein trauriger Rekord, wie Prof. Dr. Gerhard Jahreis bestätigt. Dem Ernährungswissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena liegen die Tagebuchaufzeichnungen einer Schülerin mit Essstörungen vor. Anlässlich der von ihm organisierten 11. Ernährungsfachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird Jahreis Auszüge aus dem Tagebuch vorlesen. Der Leiter der Thüringer DGE-Sektion möchte so die Teilnehmer der Tagung, die am 13. November an der Universität Jena stattfindet, an das diesjährige Thema "Essstörungen bei Jugendlichen und Erwachsenen" heranführen. Im Anschluss daran werden Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen die Ursachen, Prävention und Behandlung von Essstörungen erläutern und diskutieren.

    "Wir beobachten verstärkt eine erschreckende Fixierung auf das Essen in der Gesellschaft", berichtet Jahreis. Wird dem Essen jedoch ein unangemessen hoher Stellenwert eingeräumt, bereitet dies schweren Essstörungen den Weg. "Eine der zentralen Fragen wird sein, ob und wie frühzeitig verhindert werden kann, dass Jugendliche überhaupt anfangen sich über ein gesundes Maß hinaus zu kasteien", erläutert Jahreis. "Denn Magersucht kann tödlich sein", bringt er es auf den Punkt. Alarmierend sind beispielsweise Untersuchungen der Psychologen, die 10 % der jungen Frauen ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Essstörung attestieren.

    "Viele Frauen haben die realistische Wahrnehmung ihres eigenen Körpers und die Zufriedenheit mit ihrer Figur verlernt", hat Prof. Dr. Bernhard Strauß erfahren. Der Psychologe der Uni Jena berichtet auf der Tagung über eine Jenaer Studie, in der über 700 Jugendliche zu Essverhalten, Rollenverhalten und Zukunftsperspektiven befragt worden sind. Besonders für Mädchen in der Pubertät bestehe die Gefahr, dass die Diskrepanz zwischen dem realem Körperbild und dem idealen Körperbild - wie es etwa durch Frauenzeitschriften, Werbung etc. vermittelt wird - eine Krise auslöst. Strauß' Meinung nach stellen "Schulen als zentraler Aufenthaltsort der Jugendlichen einen geeigneten Ort dar, um Maßnahmen der Aufklärung, Prävention, Früherkennung und erste Hilfestellungen zu geben." "Dass die Lehrer dieses Signal verstanden haben, zeigen die vielen Anmeldungen zur diesjährigen Tagung", unterstreicht Prof. Jahreis.

    Prof. Dr. Bernhard Blanz wird sich dem Problem von der medizinischen Seite nähern. Er behandelt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Jenaer Universitätsklinikums magersüchtige Patienten. In seinem Vortrag wird er über Therapien berichten, bei der die Betroffenen zunächst wieder "normales Essverhalten" erlernen müssen. Weitere Fachvorträge werden sich mit dem Umgang Essgestörter in den betroffenen Familien beschäftigen sowie familiendynamische Aspekte bei der Entstehung und Therapie von Essstörungen behandeln.

    "Die bisher über 480 eingegangenen Anmeldungen bestätigen, dass wir ein hochaktuelles Problem thematisieren", so Prof. Jahreis. Er verzeichnet damit einen Teilnehmer-Rekord der Fachtagung, die sich traditionell an Ernährungsberater, Psychologen, Ärzte und auch Lehrer richtet.

    Die Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ist die Kapazität des Veranstaltungsortes, die Aula im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben1), ausgeschöpft. Das Programm findet sich auf den Internetseiten des Instituts für Ernährungswissenschaften (http://www2.uni-jena.de/biologie/ieu/ew) über die Menüleiste: DGE/Sektion Thüringen/Ernährungsfachtagung.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Gerhard Jahreis
    Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena
    Dornburger Str. 24, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949610
    E-Mail: Gerhard.Jahreis@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www2.uni-jena.de/biologie/ieu/ew


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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