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Wissenschaft
• Eine unregelmäßige oder unzureichende Einnahme der verschriebenen Medikamente wirkt sich negativ auf den Verlauf einer Herzinsuffizienz aus.
• Eine engmaschige Betreuung in Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern kann das Problem abmildern, wie die soeben vorgestellten und publizierten Daten der PHARM-CHF-Studie zeigen.
• Die PHARM-CHF-Studie ist die erste Studie auf diesem Gebiet, die gemeinsam von Ärzten und Apothekern durchgeführt wurde.
Düsseldorf, 19.06.2019 – Etwa 30 bis 50 % der Herzinsuffizienz-Patienten in Europa nehmen die ihnen verschriebenen Medikamente nur unregelmäßig, in zu geringer Dosierung oder gar nicht ein. Diese fehlende Therapietreue schlägt sich schnell in einer Verschlechterung der Lebensqualität und des Krankheitsverlaufs nieder. Viele der Patienten leiden unter mehreren Begleiterkrankungen, so dass ein komplexer Medikationsplan entworfen werden muss. Diesen konsequent einzuhalten, stellt vor allem für ältere Patienten häufig eine Herausforderung dar.
Gemeinsam haben Kardiologen und Apotheker nun in der PHARM-CHF-Studie untersucht, ob ein Konzept der engmaschigen Betreuung von älteren Herzinsuffizienz-Patienten helfen kann, diese Problematik zu beheben.
Insgesamt 237 Patienten, die durchschnittlich 74 Jahre alt waren und im Mittel neun Medikamente einnahmen, wurden durch den behandelnden Arzt per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt eine Aufklärung über ihre Medikation in der Arztpraxis und nahm – wie gemeinhin üblich – ohne weitere Begleitung die Präparate ein. Die zweite Gruppe wurde zusätzlich durch Apotheker vor Ort intensiv betreut: zunächst überprüften die Mitarbeiter in den Apotheken die Gesamtmedikation der Patienten und stellten einen dezidierten Medikationsplan auf, dessen Einhaltung durch die Verwendung von Medikamentendispensern unterstützt wurde. Bei den (zwei)wöchentlichen Besuchen in der Apotheke wurden außerdem der Blutdruck und der Puls der Patienten gemessen und jegliche Probleme mit der Medikation besprochen.
Sobald Unregelmäßigkeiten, starke oder unerwartete Nebenwirkungen oder andere gesundheitliche Probleme auftraten, tauschten sich Ärzte und Apotheker umgehend darüber aus, bzw. die Patienten wurden angehalten, ihren Arzt zu konsultieren.
Die Intervention und intensive Betreuung zeigte eine beeindruckende Wirkung: Während eine gute Therapietreue in der Gruppe der normal behandelten Patienten im Verlauf der zwei Jahre andauernden Beobachtungszeit von 42 % auf 68 % anstieg, war bei den Patienten, die in den Apotheken begleitet wurden, eine Verbesserung von 43 % auf sehr gute 86 % zu beobachten. Zugleich nahm in dieser Gruppe über die gesamte Zeit hinweg die Lebensqualität der Patienten deutlich zu. In der Kontrollgruppe hingegen verschlechterte sie sich im zweiten Jahr messbar. „Eine chronische Herzinsuffizienz geht mit sehr belastenden Symptomen wie Kurzatmigkeit, enorm eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit, Wassereinlagerungen und häufigen Krankenhausaufenthalten einher“, beschreibt DGK-Pressesprecher Prof. Dr. Michael Böhm. „Eine konsequente Therapietreue lindert die Symptome deutlich und wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf und natürlich auf das Wohlbefinden der Patienten aus.“
Nach den eindeutigen Ergebnissen der interdisziplinären PHARM-CHF-Studie, die im Mai während des europäischen Herzinsuffizienz-Kongresses vorgestellt wurde, befürwortet die DGK eine Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Apotheken, wie sie in der Studie erprobt wurde. Sie spricht sich dafür aus, eine sichere Rechtsgrundlage für die adäquate Vergütung dieser Leistungen der Apotheken zu schaffen. „Kardiologen und Hausärzte würden eine solche pharmazeutische Dienstleistung begrüßen, da sie den Patienten hilft, die mit dem Arzt vereinbarte Therapie optimal umzusetzen, vor allem ihre Arzneimittel langfristig in der richtigen Dosierung einzunehmen“, sagte Prof. Dr. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Leipzig, während des Kongresses, der zusammen mit Prof. Dr. Martin Schulz von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände die Studie leitete.
Medienkontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
presse@dgk.org
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org
http://www.dgk.org
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
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