idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.11.2003 09:51

Schlaganfall - Stroke Unit des Universitätsklinikums Bonn leistet Hilfe

Dr. Andreas Archut Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    In Bonn und Umgebung erleiden pro Jahr rund 1.000 Menschen einen Schlaganfall. Das Universitätsklinikum Bonn betreibt für diese Patienten rund um die Uhr eine Spezialstation, die so genannte Stroke Unit. Sie ist in der Neurologischen Klinik im Neurozentrum angesiedelt und wurde jetzt als einzige Stroke Unit in Bonn und Umgebung in den "Bettenbedarfsplan" des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Die 1999 gegründete Bonner Stroke Unit ist durch die Deutsche Schlaganfallhilfe zertifiziert. Bis zu 300 Patienten werden dort seitdem im Jahr behandelt.
    Es kommt ganz unerwartet - eine Schwäche der Hand, Sprach- oder Sehstörungen, heftige Kopfschmerzen oder Schwindel sowie Gangunsicherheit, Alarmzeichen, die keiner ignorieren darf. Schlaganfall ist die vierthäufigste Todesursache in Deutschland und ein Hauptgrund für die Pflegebedürftigkeit im Alter. "Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Für den Patienten sollte ein Spezialteam alle dringend erforderlichen Maßnahmen rasch, zur richtigen Zeit und im rechten Maß ergreifen. Das ist das Konzept einer Stroke Unit", sagt Professor Dr. Thomas Klockgether, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Bonn.

    Auslöser eines Schlaganfalls ist vielfach eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn durch einen Verschluss von Blutgefäßen. Eine Hirnregion wird lokal nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Zucker versorgt. Es kommt zu Störungen von Hirnfunktionen. Bei Sauerstoffmangel beginnen die äußerst empfindlichen Gehirnzellen nach kurzer Zeit abzusterben. "Ein Hirninfarkt entspricht in seinem Wesen dem Herzinfarkt. Beide werden durch eine Gefäßerkrankung verursacht. Die Risikofaktoren sind nahezu identisch: erhöhter Blutdruck, Zuckerkrankheit, Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Übergewicht und Bewegungsmangel", erklärt Professor Klockgether.

    Weil Schlaganfälle häufig keine Schmerzen verursachen, werden sie oft zu spät erkannt. Der Arzt hat nur wenig Zeit, ein Blutgerinnsel medikamentös aufzulösen und so die weitere Zerstörung von Gehirngewebe zu verhindern. "Eine so genannte Thrombolyse ist nur in den ersten drei, in Ausnahmefällen sechs Stunden nach Auftreten der Symptome möglich", betont Professor Klockgether. Gewissheit gibt es in der Bonner Stroke Unit, wo die Ursache des Schlaganfalls mit moderner Diagnostik ermittelt wird. "Mit Hilfe des Kernspintomografen wissen wir innerhalb von Minuten, wo der Schlaganfall im Gehirn lokalisiert ist und wie groß er ist", erklärt Professor Klockgether.

    In der Bonner Stroke Unit stehen Neurologie, Neuroradiologie und Neurochirurgie in räumlicher Nähe Tag und Nacht für den Patienten bereit. In der Stroke Unit werden der Kreislauf und andere wichtige Körperfunktionen ständig überwacht. "So können wir schnell auf Komplikationen reagieren oder sie möglichst vermeiden", sagt Professor Klockgether. Studien haben gezeigt, dass Stroke Units das Risiko von Tod oder Folgeschäden minimieren. Bei jedem siebten Schlaganfall liegt eine Hirnblutung vor. Am Universitätsklinikum Bonn sind dann gleich Neurochirurgen zur Stelle, um gegebenenfalls sofort eine Operation durchzuführen.

    Der Patient beginnt mit Hilfe von Krankengymnasten und Sprachtherapeuten bereits auf der Stroke Unit frühzeitig mit der Rehabilitation. "Diagnose, Behandlung, Pflege und Therapie greifen in der Stroke Unit ineinander. Wir sparen dadurch für den Patienten wertvolle Zeit", sagt Professor Klockgether.

    Das Mehr an Leistung und Sicherheit für den Patienten wird in der Gesundheitsreform bislang ignoriert. Denn die Behandlung eines akuten Schlaganfalles in Stroke Units soll in den geplanten Fallpauschalen nicht gesondert vergütet werden. Professor Klockgether befürchtet: "Wenn hochspezialisierte Stroke Units wie unsere in Zukunft unterfinanziert bleiben, müssten sie womöglich geschlossen werden."

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Thomas Klockgether
    Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Bonn
    Telefon: 0228/287-5736
    E-Mail: klockgether@uni-bonn.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).