idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Hauptverantwortung für Doping liegt bei den Verbänden
Der jüngste Doping-Skandal um die verbotene Einnahmen des Designer-Steroid THG durch Leichathleten ist nicht Ausdruck des Fehlverhaltens einzelner Sportler, sondern im System des Leistungssports selbst begründet. Zu dieser Einschätzung kommen die beiden Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Dilger (Universität Münster) und Dipl.-Kfm. Frank Tolsdorf (Universität Witten/Herdecke) in einer aktuellen empirischen Untersuchung. In ihrer aktuellen Studie belegen die beiden Forscher, dass "es systematische, in der Organisation des sportlichen Wettbewerbs und der diesen begleitenden Medien, Werbung, staatlichen Förderung etc. liegende Anreize und Selektionsmechanismen für den Gebrauch von Dopingmitteln gibt." Dagegen hätten Sportverbände vor allem ein Interesse daran, Dopingsünden als das Fehlverhalten einzelner Athleten erscheinen zu lassen, um ihre eigene Verantwortung möglichst gering zu halten und ihren Sport als "sauber" darzustellen.
Dilger und Tolsdorf untersuchten die Auswirkungen verschiedener Wettbewerbssituationen und anderer Parameter auf das Dopingverhalten von Leichtathleten. Die Ergebnisse zeigen: Es wird umso eher gedopt, je höher die Leistungsdichte der Spitzensportler ist, je mehr die Leistung durch Dopingmittel ansteigt, je laxer die Kontrollen sind, je geringer die Strafen ausfallen, je weniger Dopingmittel die Gesundheit schädigen und je kürzer die noch zu erwartende Karriere ist. In die Studie flossen Informationen von 151 Dopingsündern der letzten vier Jahre ein wie deren ausgeübte Sportarten, Geschlecht, Alter zum Zeitpunkt der positiven Dopingkontrolle etc.
Eine angestrebte Zusammenarbeit mit Verbänden und Behörden stellte sich als unproduktiv heraus. Kein Zufall, wie Dilger und Tolsdorf vermuten. Nach ihrer Einschätzung haben Verbände, Behörden und Wettkampfveranstalter kaum Anreize, Dopingmittelmissbrauch im Spitzensport großflächig zu ermitteln oder gar entsprechende Informationen preiszugeben.
Kontakt: Dipl.-Kfm. Frank Tolsdorf, Tel.: 02302/926-564, mobil: 0174/422-0446;
Prof. Dr. Alexander Dilger, Tel.: 0251/83-24303
Das Diskussionspapier mit dem Titel "Doping als Wettkampfphänomen" wird in Kürze an der Privaten Universität Witten/Herdecke erscheinen. Eine frühere Version der Studie ist als PDF-File bei den Autoren erhältlich.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Sportwissenschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).