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16.07.2019 11:05

Warum zwei von drei Babys links gewiegt werden

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mehr als zwei Drittel aller Menschen tragen ein Baby vorzugsweise auf dem linken Arm. Bei Frauen sind es sogar drei Viertel, ebenso unter Rechtshänderinnen und Rechtshändern. Das ist das Ergebnis einer Analyse von 40 Studien aus den vergangenen 60 Jahren, die ein Team aus der Biopsychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) durchgeführt hat. Als einen Grund für diese Vorliebe nehmen die Experten an, dass die Verarbeitung von Emotionen vor allem in der rechten Gehirnhälfte erfolgt, die mit der linken Körperseite verknüpft ist. Das Team um Erstautor Julian Packheiser berichtet im Journal Neuroscience and Biobehavioral Reviews vom 26. Juni 2019.

    Erste Studie von 1960

    Seit 1960 haben sich international Forscherinnen und Forscher damit beschäftig, ob und warum Menschen beim Wiegen von Babys eine Seitenvorliebe haben. Manche Studien belegten eine Vorliebe, andere nicht. „Um den Effekt zu klären, haben wir alle Studien zu diesem Thema gesucht, die wir finden konnten“, sagt Julian Packheiser. 40 Untersuchungen bezogen die Bochumer Forscher in ihre Analyse ein.

    Unterm Strich konnten sie festhalten, dass zwischen 66 und 72 Prozent aller Menschen einen Säugling mit dem linken Arm halten. Bei Rechtshändern sind es mit 74 Prozent sogar noch mehr, während es bei Linkshändern nur 61 Prozent sind. Ähnlich ist das Verhältnis bei Männern und Frauen: 64 Prozent aller Männer und 73 Prozent aller Frauen halten ein Baby mit dem linken Arm. „Es kann natürlich sein, dass es Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Händigkeit gibt“, erklärt Packheiser. Immerhin haben Männer eine um 23 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Linkshänder zu sein als Frauen. „Dieser Zusammenhang wurde aber leider in keiner Studie betrachtet“, so der Forscher.

    Emotionen könnten entscheidend sein

    Über die Gründe für die Seitenvorliebe wurde schon viel spekuliert. Vielleicht halten Rechtshänderinnen und Rechtshänder das Baby nur deswegen links, damit sie die rechte, geschicktere Hand frei haben. Da Emotionen vorrangig in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden, könnte es aber auch sein, dass Menschen dazu neigen, ihr Baby in ihr mit der rechten Hirnhälfte verknüpftes linkes Gesichtsfeld zu bringen. Das könnte besonders für Mütter gelten, die schon während der Schwangerschaft eine starke emotionale Bindung zu ihrem Kind aufbauen.

    Was Männer anbelangt, setzen die Bochumer Forscher die Ergebnisse der Analyse in Beziehung zu einer eigenen Studie zu Umarmungen. Darin hatten sie herausgefunden, dass Männer, denen es unangenehm ist, andere Männer zu umarmen, sich wegen der starken negativen Emotionen eher von links in den Arm nehmen. „In weiteren Studien müsste man also den emotionalen Kontext des Baby-Haltens mit einbeziehen“, sagt Julian Packheiser.

    Förderung

    Die Arbeiten wurden gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Graduiertenkollegs „Situated Cognition“ (GRK 2185/1) und eines Grants OC 127/9-1.

    Originalveröffentlichung

    Julian Packheiser, Judith Schmitz, Gesa Berretz, Marietta Papadatou-Pastou, Sebastian Ocklenburg: Handedness and sex effects on lateral biases in human cradling: Three metaanalyses, in: Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 2019, DOI: 10.1016/j.neubiorev.2019.06.035

    Pressekontakt

    Julian Packheiser
    Abteilung Biopsychologie
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 24917
    E-Mail: julian.packheiser@rub.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Julian Packheiser
    Abteilung Biopsychologie
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 24917
    E-Mail: julian.packheiser@rub.de


    Originalpublikation:

    Julian Packheiser, Judith Schmitz, Gesa Berretz, Marietta Papadatou-Pastou, Sebastian Ocklenburg: Handedness and sex effects on lateral biases in human cradling: Three metaanalyses, in: Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 2019, DOI: 10.1016/j.neubiorev.2019.06.035


    Weitere Informationen:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763419301691 - Paper online


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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