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11.11.2003 12:28

Zur Rezeption der Bevölkerungswissenschaften in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Augsburger Soziologe Jürgen Cromm forscht im DFG-Schwerpunkt "Bevölkerungsforschung" über "Wissenstransformation in Erziehung und Bildung" ---

    Wie wurden die Bevölkerungswissenschaften, ihre Themen und ihre Ergebnisse in den ersten sechs Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Deutschland außerhalb der Wissenschaft rezipiert? Wie wurden sie über diesen Zeitraum hinweg thematisiert umgesetzt und eventuell instrumentalisiert? Diese Fragen untersucht das vom Augsburger Soziologen Prof. Dr. Jürgen Cromm gemeinsam mit Dr. Steffen Pappert und Regula Stucki bearbeitete Teilprojekt "Wissenstransformation in Erziehung und Bildung" eines DFG-Schwerpunktprogrammes zur Bevölkerungsforschung.

    SCHULISCHES LEHRMATERIAL ALS GRUNDLAGE

    "In der ersten Phase unseres Projekts", berichtet Cromm, "untersuchen wir, wie zwischen 1900 und 1960 in Deutschland bevölkerungswissenschaftliche Aussagen und Ergebnisse sowie bevölkerungs- und familienpolitische Inhalte und Ziele in die schulische Erziehung und Bildung Eingang gefunden haben, insbesondere wie sich das Thema 'Bevölkerung' in den Schulmedien gespiegelt hat." Die Untersuchung versteht sich insofern als Beitrag zur Erforschung des außerwissenschaftlichen Diskurses der Bevölkerungswissenschaften. Dass sie sich anfangs auf die Analyse schulischen Lehrmaterials stützt, hat zunächst den Grund, dass dieses Medium sowohl eine erzieherische als auch eine politische Dimension hat; weiterhin handelt es sich bei Schulmedien um "Pflichtmedien", die zum einen die nachwachsende Generation in ihrer ganzen Breite erreichen und zum anderen auch Aussagen über die Rezeption der Bevölkerungswissenschaften durch Vertreter verschiedener Fachgebiete ermöglichen.

    BEVÖLKERUNGSPOLITISCHE UMSETZUNG PROGNOSTIZIERTER GEFAHREN

    Seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und verstärkt nach 1918 sahen Wissenschaftler Handlungsbedarf, um den prognostizierten Gefahren der quantitativen und der qualitativen Bevölkerungsentwicklung zu begegnen. Fast alle diese Wissenschaftler - gleich welcher Couleur - maßen dabei neben der Aufklärung und der Bildung der Überzeugungsarbeit sowie der "Umstimmung der Gesinnung" eine wesentliche Bedeutung zu. Wie diese Ideen als Teilbereich der (Bevölkerungs-)Politik umgesetzt wurden, zählt zu den wichtigen Fragestellungen der Studie.

    INSTRUMENTALISIERUNG IM NATIONALSOZIALISMUS

    Soweit die Bevölkerungswissenschaften im untersuchten Zeitraum aus der Nationalökonomie, der Statistik, der Medizin, der Biologie, der Anthropologie und den Sozialwissenschaften gespeist wurden, erfasst die Untersuchung auch die Eugenik und die Rassenkunde. Sie thematisiert auch etwaige Instrumentalisierungen und Verstrickungen im Kontext der politisch-ideologischen Erziehungsfunktion, die der Vermittlung bevölkerungswissenschaftlicher Inhalte im Nationalsozialismus zugewiesen wurde. Der Vergleich der wissenschaftlichen Aussagen und der einschlägigen Medieninhalte über sechs Jahrzehnte hinweg wird auch Aufschlüsse über Kontinuitäten und Brüche geben.

    INTERDISZIPLINÄRER DFG-SCHWERPUNKT

    Das Augsburger Projekt "Wissenstransformation in Erziehung und Bildung" ist Teil des interdisziplinären DFG-Schwerpunktprogrammes "Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts 'Bevölkerung' vor, im und nach dem 'Dritten Reich" (SPP 1106), das an der TU Berlin koordiniert wird (http://www.bevoelkerungsforschung.tu-berlin.de). Beteiligt sind insgesamt 14 Projekte von Historikern, Soziologen, Demographen, Medizinern und Rechtswissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
    _____________________________________

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Prof. Dr. Jürgen Cromm
    Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
    Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Tel. 0821/598-4098
    juergen.cromm@phil.uni-augsburg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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