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Wissenschaft
Einen Blick in eine ungewisse Zukunft hat Rektor Prof. Dr. Dr. h. c.* Herbert Eichele anlässlich der Akademischen Jahrfeier der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule am 10. November werfen müssen. Einer immer größer werdenden Studentenschaft - 8.100 Studierende insgesamt - stehen die aktuellen Sparzwänge der bayerischen Staatsregierung gegenüber, die vor allem kurzfristig nicht zu erfüllen sind.
Im aktuellen Wintersemester 2003/04 ist die Zahl der Studierenden an Bayerns zweitgrößter FH erneut gewachsen. 2.060 Neueingeschriebene bedeuteten eine Steigerung von 20% gegenüber dem Vorjahr - trotz Zulassungsbeschränkungen in Betriebswirtschaft, Informatik, Soziale Arbeit und Wirtschaftsinformatik sowie Eignungs- und Auswahltests in Architektur, Kommunikationsdesign, Mediendesign und -technik.
Der Ansturm geht derweil noch weiter. Ausgehend von der demographischen Entwicklung und dem politischen Ziel, die Studierquote zu Gunsten der Fachhochschulen noch zu erhöhen, müsste die GSO-FH bis 2013 mit über 12.000 Studenten rechnen. Und das, obwohl das Haus nur für 4.700 flächenbezogene Studienplätze ausgelegt ist. Ein mittelfristiger Rückgang dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, werden doch für die nächsten 20 bis 25 Jahre weiterhin hohe Zahlen prognostiziert. Angesichts der unzureichenden Personal- und Sachausstattung muss man in Nürnberg nun sogar Zulassungsbeschränkungen in Betracht ziehen. Dies ist laut Prof. Eichele jedoch in Anbetracht des hohen Bedarfs an akademisch gebildeten und hoch qualifizierten Fachkräften alles andere als wünschenswert: "Es wäre verheerend, Qualität hintan zu stellen", sagte der Rektor.
Sparzwänge drücken
Doch nicht nur die immer größer werdende Zahl der Studierwilligen bereitet Sorgen. Weit schwerer wiegen die leeren Staatskassen, die strikte Sparmaßnahmen auch für die Hochschulen vorgeben: Zehn Prozent des Gesamthaushalts sollen dort 2004 eingespart werden, 15 Prozent bis 2008. "Dies ist so nicht erfüllbar", wehrt Eichele ab und ergänzt: "Selbst wenn wir alle frei werdenden Stellen nicht mehr besetzen würden, bliebe kein Geld für den laufenden Betrieb unseres Hauses."
Die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule steht damit vor einer spannenden Zukunft. "Es gibt keinen Spielraum für Einsparungen!", macht Eichele deutlich. Von der Politik fordert er statt dessen "klare Entscheidungen zum Umbau des Hochschulsystems und damit auch des Fachhochschulsystems". Sollte zum "Massenbetrieb" übergegangen werden müssen und damit weg von der seminaristischen Ausbildung der FHs, stünden ad hoc gar nicht genügend Räumlichkeiten für Großvorlesungen zur Verfügung.
Doch auch ohne dieses Szenario sind Kapazitätserweiterungen in Nürnberg unumgänglich. Der Neubau für den Fachbereich Angewandte Chemie und ein zusätzliches Gebäude für die stark nachgefragte Informatik dulden keinen Aufschub. Sollten Investitionen ausbleiben, sieht Prof. Eichele gar den "Rohstoff Geist" gefährdet. "Qualitativ hochwertige Ausbildung ist nicht zu Discountpreisen zu haben!", mahnt er und fügt an, dass "Zukunftssicherung klare Prioritäten und schnelle Entscheidungen" brauche. "Politische Lippenbekenntnisse reichen nicht!"
Rotstift kann Fehlentscheidung sein
Unterstützung erhielt der Rektor von Ex-Staatssekretär Paul Wilhelm, der auf der Akademischen Jahrfeier die Ohm-Medaille überreicht bekam (siehe gesonderte Pressemitteilung). In seinem Grußwort sprach der frühere Landtagsabgeordnete von einer Fehlentscheidung, den Rotstift zu kurzfristig bei den Hochschulen anzusetzen und erteilte der großen Sparwelle 2004 eine Absage. Sinnvoller sei es, mittelfristig Wege aus der Krise zu finden. Über Schwerpunktbildung, Synergie-Effekte und eine engere Kooperation zwischen Universitäten und FHs könne dies möglich werden.
"Das Sparen darf kein Kaputt-Sparen sein", warnte Wilhelm und nannte hierfür drei Argumente: Einerseits dürften sich die Hochschulen den eigenen Ast nicht absägen und über zu große Kürzungen ihre Fähigkeit zur Erwirtschaftung von Drittmitteln schmälern. Andererseits könne der Staat die Hochschulen mit der auf sie zukommenden Masse an Studenten nicht allein lassen. Vor allem nicht vor dem Hintergrund, dass die Schulen in der Vergangenheit stets gut mit Lehrerplanstellen versorgt wurden. Schließlich, so führte Wilhelm noch an, sei der Freistaat doch stolz auf sein wissenschaftliches Potenzial und seinen internationalen Stellenwert in der Forschung: "Dies darf man nicht aufs Spiel setzen, sondern muss stattdessen weiterhin gute Leute fördern und anlocken". Damit konnte Wilhelm der Ohm-Fachhochschule noch etwas Mut zusprechen: "Meine 30-jährige politische Erfahrung gibt mir Grund zur Zuversicht, dass diese Argumente gewürdigt werden."
Rückfragen richten Sie bitte an die Pressestelle der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule unter Telefon 09 11 / 58 80 41 01 oder via Mail an presse@fh-nuernberg.de.
* Staatsuniversität Tomsk, TUSUR, Russland
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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