idw - Informationsdienst
Wissenschaft
In der Summerschool Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Jena setzten sich Medizinstudierende von 18 deutschen Universitäten intensiv mit der hausärztlichen Tätigkeit auseinander.
Engagiert erklärt die Tutorin Maxi Ott im SkillsLab der Medizinischen Fakultät Jena die „Normal-Null-Methode“ im orthopädischen Untersuchungskurs, einige der Workshop-Teilnehmer haben sie in ihrem Studium schon kennengelernt. Der Kurs ist Teil der Summerschool Allgemeinmedizin, die unter dem Motto „Von der Wiege bis zur Bahre“ in der letzten Augustwoche am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena stattfand.
„Wenn eine 80-Jährige ihre Arme nicht mehr ganz über den Kopf strecken kann, sich dadurch aber im Alltag nicht eingeschränkt fühlt, dann muss man hier auch nichts tun“, bringt Maxi Ott ihre Erfahrung ein, die sie als Physiotherapeutin vor ihrem Medizinstudium sammeln konnte. Für Professorin Jutta Bleidorn, die Direktorin des Jenaer Institutes, ist das ein gutes Bespiel für das Augenmaß, dass man als Hausarzt entwickeln muss. „Wir begleiten und behandeln Menschen ein Leben lang, in den ganz verschiedenen Lebensabschnitten. Welche und wieviel Behandlung und Betreuung die Patienten benötigen, hängt eben auch von der Lebensphase ab“, begründet sie die Wahl des diesjährigen Mottos.
Das spiegelte sich im vielseitigen Programm der Summerschool wieder, die das Jenaer Organisationsteam um Dr. Inga Petruschke, Dr. Sven Schulz und Prof. Jutta Bleidorn für die 25 Teilnehmer von 18 Hochschulstandorten in Deutschland vorbereitet hatte. So widmeten sich verschiedene Workshops Themen wie z.B. den Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern, Erwachsenen mit psychischer Erkrankung oder der Perspektive von Menschen, die Familienangehörige mit Demenz betreuen. Im ärztlichen Trainingszentrum SkillsLab konnten die Teilnehmer neben der orthopädischen Untersuchung das chirurgische Nähen oder die Beurteilung eines Röntgenbildes üben und ein Anamnesegespräch mit einer Schauspielpatientin führen, die eine selbstmordgefährdete Patientin verkörpert.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt der Besuch der Hausarztpraxen von Dr. Jana Henße und Dr. Rudolf Wolter in Camburg dar. Die Möglichkeit, die gestandenen Allgemeinmediziner nach ihren Beweggründen zur Berufswahl, ihrem Arbeitsalltag und ihrer Praxisorganisation zu befragen, nutzen die Studierenden ausgiebig. Sie erhielten ehrliche Antworten z.B. auch auf Fragen zum Umgang mit möglichen Unsicherheiten bei fachlichen Aspekten und zur Balance zwischen ökonomischen Zwängen und dem Anspruch, umfassend für die Patienten da sein zu wollen.
„Die Kollegen in Camburg sind sehr detailreich auf die Möglichkeiten und Herausforderungen des Hausarztberufes eingegangen, die Begeisterung für ihren Beruf war ihnen deutlich anzumerken“, so Lehrkoordinatorin am Institut für Allgemeinmedizin Inga Petruschke. Bei Sophie de Boer, die im vierten Jahr an der Medizinischen Hochschule Hannover studiert, wurde das Interesse an der Allgemeinmedizin bei einer Famulatur in der Hausarztpraxis geweckt. Sie kann sich durchaus vorstellen, sich als Hausärzten niederzulassen: „Die Tätigkeit bietet - eher als die Arbeit in einer Klinik – eine Perspektive über Jahrzehnte.“ Als Vorteil sehen die Teilnehmer der Summerschool auch die flexiblere Arbeitszeitgestaltung, insbesondere für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
In Jena dabei war auch Dr. Malte von Braunmühl vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Oldenburg, das die Summerschool im kommenden Jahr ausrichten wird. Die Deutsche Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin entwickelte das Konzept für die Summerschool und führt sie in Kooperation mit den jährlich wechselnden Gastgeberfakultäten durch. Finanzielle Unterstützung gibt es auch von der Stiftung Perspektive Hausarzt und der Gesellschaft der Hochschullehrer in der Allgemeinmedizin.
„Natürlich war die Organisation aufwändig, aber wir konnten auf die gut etablierten Lehrstrukturen in unserem Institut und an der Fakultät zurückgreifen“, blickt Dr. Sven Schulz auf die Vorbereitung zurück, „bei den Referenten und Kursleitern möchten wir uns für ihr Engagement besonders bedanken.“ Mit Blick auf deren Rückmeldungen, vor allem aber aus dem Feedback der Teilnehmer ziehen die Jenaer Organisatoren eine durchweg positive Bilanz der vollgepackten vier Summerschooltage. „Wir wollten den Teilnehmern der Summerschool verdeutlichen, auf welche ärztlichen und persönlichen Fähigkeiten es für eine langjährige erfüllende Tätigkeit als Hausarzt an der Seite der Patienten ankommt, und sie bestenfalls in ihrem Interesse für die Allgemein- und Familienmedizin bestärken. Das ist uns sicher gelungen“, so Prof. Jutta Bleidorn.
Kontakt:
Prof. Dr. Jutta Bleidorn
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/9395801
E-Mail: summerschool2019@med.uni-jena.de
http://www.uniklinikum-jena.de/allgemeinmedizin
Zur Summerschool Allgemeinmedizin, die Dr. Inga Petruschke (2.v.r.), Dr. Sven Schulz und Prof. Jutt ...
Foto: Heiko Hellmann/UKJ
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).