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Wissenschaft
Am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig haben in diesen Tagen zwei neue Drittmittelprojekte, gefördert durch BMBF bzw. DFG, ihre Forschungstätigkeit aufgenommen. Beide sind auf drei Jahre ausgerichtet und schaffen jeweils eine volle Wissenschaftliche Mitarbeiterstelle.
Am 1. Oktober startete das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als „eigene Stelle“ geförderte Projekt „Migrationsgesellschaft und transkulturelle Verflechtung in einem plural verfassten Stadtraum: Kamjaneć-Podilśkyj im 16./17. Jahrhundert“. Prof. Dr. Jürgen Heyde untersucht in diesem Projekt den Umgang mit Migration in einer frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft. Kamjaneć in Podolien war ein überregionales Handelszentrum und zugleich eine bedeutende Grenzfestung im südöstlichen Polen in direkter Nachbarschaft zum Osmanischen Reich, zum Fürstentum Moldau und zum Krimkhanat. Einzigartig an der Stadt war ihre dreigeteilte Selbstverwaltung mit armenischem, polnischem und ruthenischem Magistrat, die beispielhaft für die plurale Verfasstheit von Migrationsgesellschaften steht. Die Grenzlage der Stadt und häufige bewaffnete Konflikte in der Region erforderten aber auch die Entwicklung eines gesamtstädtischen Bewusstseins gegenüber tatarischen und osmanischen Angreifern. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung reicht vom Einsetzen der städtischen und regionalen Aktenüberlieferung Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur osmanischen Eroberung 1672, die einen neuen institutionellen wie demographischen Rahmen schuf.
Bereits seit dem 1. September läuft am GWZO das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Projekt „Die VR China und der sowjetische Hegemonialbereich im Kalten Krieg: Industriekooperation, Technologietransfer und politische Konkurrenz im ‚sozialistischen Lager‘ (1949–1989)“. Es untersucht den Beitrag sowjetischer, ostdeutscher, tschechoslowakischer und bulgarischer Ingenieure zur Entwicklung Chinas zum Industriestaat vor allem in den 1950er Jahren. Welche Interessen und Konfliktlinien bestanden innerhalb der sozialistischen Bürokratien und wie zeigt sich die Präsenz des Westens und der Weltwirtschaft in dieser Ost-Ost-Zusammenarbeit hinter dem „Eisernen Vorhang“? Das Projekt wird von Prof. Dr. Stefan Troebst geleitet und von Dr. Jan Zofka bearbeitet.
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig erforscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Gegebenheiten im Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die am Institut tätigen Wissenschaftler*innen repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Namenkunde, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Übersee.
Prof. Dr. Jürgen Heyde
+49 (0) 341 97 355 10
juergen.heyde@leibniz-gwzo.de
Dr. Jan Zofka
+49 (0) 341 97 355 20
jan.zofka@leibniz-gwzo.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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