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21.11.2003 12:28

Bremer Umweltphysik - eine Erfolgsstory

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    21. November 2003: Einweihung eines Neubaus / Zehn Jahre Institut für Umweltphysik

    Ihr Aktionsradius reicht vom Weltall bis zur Tiefsee: Die Umweltphysiker der Universität Bremen beschäftigen sich mit spannenden Themen: Ozonlöcher, Sommersmog oder Treibhauseffekt, Kartierung des Wattenmeeres oder Rückgang der arktischen Meervereisung, die Bedeutung des Golfstroms und des nordatlantischen Tiefenwassers für unser Klima sind Gegenstand ihrer Untersuchungen. Sie setzen Satelliten, Flugzeuge, Ballons, Schiffe und Bodenstationen ein, um wissenschaftliche Daten zu sammeln. Das Ziel: Das System Erde mit physikalischen Methoden erforschen und verstehen. Seit zehn Jahren arbeiten die Umwelt-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Fachbereich Physik / Elektro- und Nachrichtentechnik der Universität Bremen im Institut für Umweltphysik (IUP) effektiv und erfolgreich zusammen. Sie sind an führender Stelle in internationale Forschungsprojekte eingebunden. Fünf Millionen Euro Forschungsgelder werden jedes Jahr eingeworben, ein weiterer Beleg für die weltweit anerkannte wissenschaftliche Qualität der Bremer Umweltphysiker.

    Für die Forschungsarbeiten steht dem IUP jetzt ein neuer Gebäudetrakt zur Verfügung. Er wird am 21. November 2003 in Anwesenheit vom Bremer Wissenschaftssenator Willi Lemke und Uni-Rektor Professor Wilfried Müller feierlich eingeweiht. Das neue Gebäude hat eine besondere städtebauliche Bedeutung. Es wird zum Eingangstor für den im Aufbau befindlichen Technologiepark Uni-Süd. Das Gebäude ist in jeder Etage mit dem vorhandenen Institutsgebäude NW 1 (Naturwissenschaften 1) verbunden. Der besondere planerische Pfiff gilt der Innengestaltung. Die Geschosshöhe ist in Teilbereichen des Gesamtgebäudes von vier Metern auf 2,70 Meter gesenkt worden, so dass eine zusätzliche Ebene bei gleicher Grundfläche "herausgeholt" werden konnte. Durch die geschickte Raumnutzung sind die Baukosten sehr günstig. Bund und Land teilen sich die Finanzierung in Höhe von 7,7 Millionen Euro. Der sechsgeschossige Neubau umfasst Hauptnutzflächen von 2.166 Quadratmetern; davon entfallen 730 m2 auf die Bibliothek, 870 m2 auf Büros und 566 m2 auf Labore. Als Besonderheit ist auf dem Dach eine "Sternwarte" installiert, von der die Atmosphäre ungestört beobachtet und erforscht werden kann.

    Das IUP unterteilt sich in drei Arbeitsbereiche: Physik und Chemie der Atmosphäre, Erdfernerkundung und Ozeanographie. In der Abteilung Physik und Chemie der Atmosphäre unter Leitung von Professor John Burrows werden kurzfristige und langfristige Auswirkungen von Umweltverschmutzung in der Atmosphäre untersucht. In internationalen Projekten werden die wissenschaftlichen Zusammenhänge aktueller Phänomene wie Ozonloch, Sommersmog oder Treibhauseffekt erforscht. Die zum Teil in Bremen entwickelten Messinstrumente gewinnen ihre Daten auch von Satelliten aus. Bekannteste Projekte sind GOME (Global Ozone Monitoring Experiment) und seit 2002 das GOME-Nachfolgeprojekt des Atmosphärenspektrometers SCIAMACHY. Bei der derzeit laufenden SCIAMACHY-Mission werden globale Messungen von klimarelevanten Spurengasen in der untersten und mittleren Schicht der Atmosphäre vorgenommen. Die Daten werden in Bremen ausgewertet. Dazu bedarf es modernster Labore, die mit dem neuen Gebäude zur Verfügung stehen.

    Die IUP-Abteilung Erdfernerkundung versteht sich als Fenster der Umweltforschung. Geschaut wird hauptsächlich durch Sensoren, die auf Satelliten, Flugzeugen, Schiffen und Bodenstationen installiert sind. Auf Grundlage der Daten entstehen aktuelle Karten beispielsweise über landwirtschaftliche Anbausflächen oder Veränderungen im Wattenmeer. Auch die polare Eisbedeckung wird erkundet. So können die Bremer Umweltphysiker um die Professoren Klaus Künzi und Justus Notholt nachweisen, dass das arktische Meereis in diesem Jahr die geringste Ausdehnung auswies, seit es verlässliche Daten (seit 1975) gibt. Die geringe Meereisausdehnung dürfte vor allem Folge der globalen Erwärmung sein. Die Bremer Umweltphysiker haben ebenfalls nachgewiesen, dass die Brände der tropischen Regenwälder das globale Klima weitaus stärker belasten als bisher angenommen.

    Durch den Golfstrom bekommt Europa täglich einen Energiemenge geliefert, die der Leistung von einer Million Atomkraftwerken entspricht. Diese Wärmezufuhr sorgt dafür, dass es in Nordeuropa fünf bis zehn Grad wärmer ist als auf dem gleichen Breitengrad in Nordamerika. Die IUP-Abteilung Ozeanographie der Professoren Monika Rhein und Wolfgang Roether beschäftigt sich mit den Phänomenen der globalen Meeresströme. Auch hier zeichnen sich Instabilitäten ab, die erhebliche Auswirkungen auf das globale Klima haben dürften. Der Golfstrom ist ein kleiner Teil eines gigantischen Förderbandes, das die Weltmeere durchzieht. In den nördlichen Breiten kühlt das Meerwasser ab, wird schwerer und sinkt ab. Als Tiefenwasser strömt es in den Südatlantik und weiter in den Indischen und Pazifischen Ozean. An der Oberflächen fließt hingegen warmes Wasser aus dem Pazifik und dem Indischen Ozean in denn Nordatlantik. Die Bremer Physiker untersuchen nun, ob diese Umwälzbewegung durch die Erwärmung der Atmosphäre gestört werden kann. Sollte die Entstehung des Tiefenwassers im Nordatlantik abbrechen, kommt auch kein warmes Wasser mehr Richtung Europa: eine Abkühlung unserer Breiten wäre die Folge. Die Bremer Umweltphysiker nehmen in der Karibik Wassermessungen vor, weil sich hier eine Schlüsselstelle für den Golfstrom befindet.

    Nicht nur in der Forschung sondern auch in der Lehre sind die Bremer Umweltphysiker aktiv: Neben dem Angebot des Wahlfaches Umweltphysik als Zweig des Diplom-Studiums Physik wurde 2000 der Aufbaustudiengang Master of Science in Environmental Physics eingerichtet. Der Studiengang hat 2003 die offizielle Akkreditierung erhalten. Darüber hinaus wird das Postgraduate Programme in Environmental Physics angeboten.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Physik / Elektro- und Nachrichtentechnik
    Institut für Umweltphysik
    Prof. Dr. John Burrows
    Tel. O421 218 4548
    Prof. Dr. Monika Rhein
    Tel. 0421 218 2408
    Prof. Dr. Klaus Künzi
    Tel. 0421 218 3909


    Weitere Informationen:

    http://www.iup.physik.uni-bremen.de


    Bilder

    Doktorand in einem der modernen Umweltforschungslabors.
    Doktorand in einem der modernen Umweltforschungslabors.

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    Als Besonderheit ist auf dem Dach des neuen Gebäudes eine "Sternwarte" installiert, von der die Atmosphäre ungestört beobachtet und erforscht werden kann.
    Als Besonderheit ist auf dem Dach des neuen Gebäudes eine "Sternwarte" installiert, von der die Atmo ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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