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Neue Ausstellung an der Universität Jena veranschaulicht ab 13. November die Flussschifffahrt im Mittelalter
Während heute Menschen und Güter größere Entfernungen vor allem auf Autobahnen und Schienen zurücklegen, bewegten sie sich zu Zeiten des Mittelalters vor allem auf Flüssen. Über ganz Europa erstreckte sich ein dicht verzweigtes Netz an Wasserstraßen, das Schifffahrt in nahezu alle Regionen des Kontinents ermöglichte. Meist nutzten die Bewohner natürliche Flussläufe, an einigen Stellen errichten sie aber auch Kanäle. Die Lage an einem solchen Gewässer konnte beeinflussen, ob Städte sich zu Handels- und Machtzentren entwickelten. Eine neue Ausstellung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena widmet sich diesen besonderen Transportwegen zur Zeit des Mittelalters und stellt vor, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wasserstraßen heute erforschen. Sie ist ab 13. November im Ausstellungskabinett des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) zu sehen.
Die Schau „Gegen den Strom. Flussschifffahrt im Mittelalter“ wurde überwiegend am Deutschen Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte Bremerhaven unter der Leitung von Dr. Lars Kröger erstellt. Sie fasst aktuelle Forschung zur Binnenschifffahrt aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramm „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ zusammen, an dem auch die Universität Jena mit zwei Projekten beteiligt ist.
Orientierungslinien und Verkehrsadern
„Schon während der Frühzeit ließen sich Menschen meist an fließenden Gewässern nieder und gründeten Siedlungen, die später zu Städten wurden“, sagt Prof. Dr. Peter Ettel von der Universität Jena, einer der Initiatoren des Schwerpunktprogramms. „Flüsse entwickelten sich also schnell zu wichtigen Orientierungslinien und Verkehrsadern in Europa.“ Kaiser, Könige und andere Potentaten reisten auf Schiffen und Booten durch ihr Reich, um es vor Ort zu regieren und Recht zu sprechen. Kaufleute transportierten Waren und förderten den Wohlstand des Kontinents.
In der Ausstellung geben die Forscherinnen und Forscher einen Überblick über das Gewässernetz und die Passagiere, die sich in ihm bewegten. Archäologische Befunde informieren über einzelne Schiffs- und Bootstypen, wie sie gebaut wurden und wie sie sich fortbewegten, über unterschiedliche Hafenanlagen sowie über die verschiedenen Waren, die Kaufleute auf den Gewässern beförderten. Die reiche Bebilderung der Ausstellungstafeln veranschaulicht detailliert, wie Archäologinnen und Archäologen bei ihrer Arbeit vorgehen.
Verschwundene und überbaute Häfen
Eines der Jenaer Projekte, deren Ergebnisse sich teilweise in der Ausstellung wiederfinden, widmete sich der Binnenschifffahrt im südlichen Mitteleuropa in einem Raum von Frankreich bis Regensburg. Iris Nießen und Doris Wollenberg werteten umfangreiche archäologische Ergebnisse aus und untersuchten so die Entwicklung verschiedener Häfen sowie verwandter Bauwerke. Einerseits fokussierten sie sich auf Anlageplätze, die nur kurze Zeit von Bedeutung waren und heute weitgehend verschwunden sind. In der Nähe von Neustadt an der Saale etwa ließ Karl der Große Ende des 8. Jahrhunderts eine Kaiserpfalz errichten, da die Grenzregion seines Reiches seine Präsenz erforderte. Die Gegend erreichte er über Wasserstraßen. Nachdem sich sein Einflussgebiet weiter nach Osten ausgedehnt hatte, verlor die Region ihren Status als politisches Zentrum und der Hafen seine Bedeutung.
Andererseits nahmen die Jenaer Forscherinnen Metropolen ihrer Zeit, beispielsweise Regensburg, unter die Lupe, die bereits im Mittelalter auf eine lange Schifffahrtstradition zurückblickten. Von den Römern errichtete Hafenanlagen wurden hier lange Zeit weiter genutzt, modernisiert und überbaut. Das betraf nicht nur die Anlegestellen, sondern ebenso umliegende Handwerkerviertel und andere Infrastruktureinrichtungen. Diese Kontinuität der intensiven Flussschifffahrt hatte einen erheblichen Einfluss auf die lange Zeit prosperierende Stadt.
Mammutprojekt des Mittelalters
In einem zweiten Projekt konzentrierten sich die Archäologen der Universität Jena auf die „Fossa Carolina“. Durch diesen auch „Karlsgraben“ genannten drei Kilometer langen Kanal in der Nähe des fränkischen Treuchtlingen wollte Karl der Große den Übergang zwischen Main und Donau erleichtern und damit eine durchgehende Verbindung vom Nordseeraum über den Rhein und die Donau bis zum Schwarzen Meer ermöglichen. Zu diesem Mammutprojekt des Mittelalters forschen Peter Ettel und sein Team bereits seit einigen Jahren – ihre Erkenntnisse haben sie durch eine zusätzliche Schautafel in die neue Ausstellung integriert.
Die Ausstellung in Kürze:
Die Ausstellung „Gegen den Strom. Flussschifffahrt im Mittelalter“ wird vom 13. November 2019 bis 16. Januar 2020 im Ausstellungskabinett des Universitätshauptgebäudes (Raum 025, Fürstengraben 1) gezeigt. Die Vernissage findet am 12. November, um 18 Uhr statt. Die Schau ist regelmäßig von Montag bis Freitag 11 Uhr bis 16 Uhr geöffnet; vom 24.12.19 bis 4.1.20 ist sie geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Prof. Dr. Peter Ettel
Institut für Orientalistik, Indogermanistik und Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Jena
Löbdergraben 24a, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944890
E-Mail: P.Ettel[at]uni-jena.de
Eine Spaltbohlenreihe des Kanalverbaus vom sog. Karlsgraben. Informationen u. a. über dieses Mammutp ...
(Foto: FSU Jena)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Verkehr / Transport
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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