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25.11.2003 14:29

Würzburger Fakultät: "Nur Theologie als Beispiel für Sparmaßnahmen genannt"

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Einen Offenen Brief hat Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Würzburg bekommen. Anlass für das nachfolgend dokumentierte Schreiben sind die vom Freistaat Bayern geplanten Kürzungen im Bildungswesen:

    "Sehr geehrter Herr Minister,

    mit Bestürzung und Sorge hat die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg den Medien entnommen, dass Sie in den letzten Wochen im Zusammenhang mit den jetzt auch im universitären Bereich fälligen Sparmaßnahmen mehrfach ausdrücklich und ausschließlich die Theologie als Beispielfach angeführt haben, bei dem Sparmaßnahmen greifen können. Dabei ist insbesondere auch die angedeutete mögliche Aufkündigung des Konkordats durch die CSU auf Irritation gestoßen.

    Im Blick auf diese Äußerungen, die durchaus in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und hier auf bestimmte Voreingenommenheiten treffen können, möchten wir auf folgendes hinweisen:

    Grundsätzlich erscheint es gefährlich und kurzsichtig, gerade am Bereich der Bildung zu sparen, einem Bereich, dem übrigens vor der Landtagswahl noch zugesagt wurde, dass hier keine Einsparungen greifen würden. Es sollte überdacht werden, ob nicht gerade angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Umbruchsituation sowie angesichts der derzeit steigenden Studentenzahlen die Investition in Bildung - und hier auch in die Universitäten - langfristig gesehen sich auszahlt. Sparmaßnahmen in der mitgeteilten Höhe von 25% innerhalb der nächsten fünf Jahre werden sich mit Sicherheit als kontraproduktiv erweisen, weil man an der soliden Bildung der jungen Generation gespart hat.

    In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung kommt gerade den Sinn-Wissenschaften und hier insbesondere der Theologie eine zentrale Bedeutung zu. Es ist offenkundig, dass in unserer von Technologie und Konsum geprägten Gesellschaft die Frage nach Sinnorientierung lebenswichtig ist und im Kontext der vielfältig begründeten Unsicherheiten und Zukunftsängste gerade bei den jungen Menschen sich deutlich artikuliert. Die Theologie bietet hier auf der Grundlage von Glaube und Religion einen reflektierten Beitrag, diese Problematik aufzugreifen und an humanen Perspektiven für unsere Gesellschaft mitzuarbeiten. Wird die Theologie aus den Universitäten herausgedrängt oder durch weitere Kürzungen in ihrer Forschungs- und Lehrfähigkeit weiter eingeschränkt, fehlen wichtige Bemühungen zu einer ganzheitlichen Sinnorientierung. Damit aber wächst die Gefahr, dass sich technokratische und damit zutiefst inhumane Vorstellungen vom Menschen durchsetzen. Wird dagegen eine kritische Reflexion unserer gesellschaftlichen und auch wissenschaftlichen Entwicklung gewollt, gehört die Theologie zentral dazu. Insofern ist es zutiefst im Interesse der ganzen Gesellschaft, wenn die Theologie in der Universität fest integriert und - mit anderen Fakultäten vernetzt - dort beheimatet ist.

    Aufgrund dieser Überlegungen halten wir es für fatal, wenn eine Gewichtung zwischen technischer Verwertbarkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen und kultureller Reflexion allzu rasch zu Gunsten der erstgenannten Seite ausfällt, wie es uns in Ihren von den Medien verbreiteten Äußerungen anzuklingen scheint. Wenn heute an den falschen Stellen gespart wird, wird die gesamte Gesellschaft es morgen bezahlen müssen.

    Angesichts der öffentlichen Wirkung solcher Aussagen würden wir es begrüßen, wenn die politisch Verantwortlichen und der Wissenschaftsminister Bayerns an erster Stelle sich um bildungspolitische Ausgewogenheit bemühen würden. Zugleich teilen wir Ihnen mit, dass wir diesen Brief zur Veröffentlichung an die Medien weiterleiten werden."

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Stephan Ernst, Dekan, T (0931) 31-2261, Fax (0931) 31-2104, E-Mail:
    stephan.ernst@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    regional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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