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29.11.2019 12:25

Universitäten als Orte einer demokratischen und leidenschaftlichen Streitkultur

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Akademischer Festakt der Justus-Liebig-Universität Gießen mit Preisen und Auszeichnungen für wissenschaftlichen Nachwuchs – Festvortrag von Wissenschaftsministerin Angela Dorn

    Feiern in unruhigen Zeiten: Neben der Verleihung von Preisen und Auszeichnungen für exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stand der Akademische Festakt der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am Freitag ganz unter dem Eindruck der aktuellen gesellschaftlichen Krisen und Debatten. Die Festrednerin, Staatsministerin Angela Dorn vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, sprach zum Thema „Wissenschaft in Zeiten gesellschaftlicher Spannung“. Auch JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee stellte die so genannte „dritte Mission“ der Universitäten – den Transfer und damit das Wirken der Wissenschaft in die Gesellschaft hinein – an den Anfang seiner Rede, in der er vor allem an die vielfältigen Erfolge der JLU in Forschung und Lehre erinnerte. Dabei stellte er fest, dass an der JLU als derjenigen Universität mit dem bundesweit höchsten Studentinnenanteil (62 Prozent) im Jahre 2019 erstmals über 30 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt seien – Grund zur Zufriedenheit, aber auch Anlass, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Wissenschaft weiter zu forcieren.

    Im Zusammenhang mit den jüngsten Debatten um Wissenschafts- und Meinungsfreiheit an Hochschulen betonte Prof. Mukherjee nicht zuletzt mit Blick auf die Rede des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier bei der diesjährigen Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz: „Gerade in diesen Zeiten müssen wir Universitäten uns als Orte einer gleichermaßen demokratischen wie leidenschaftlichen ‚Streitkultur‘ verstehen.“ Er sei ausdrücklich nicht der Meinung, „dass Positionen politischer Parteien nichts an der Hochschule verloren hätten“. Laut Artikel 21 Grundgesetz wirkten die Parteien bei der politischen Wissensbildung des Volkes mit – damit hätten sie auch an Hochschulen in entsprechenden Veranstaltungsformaten ihren Platz, „wobei es natürlich keine politische Einseitigkeit geben darf“, wie Mukherjee klarstellte.

    Der Präsident betonte unter Verweis auf die zeitgleich zum Festakt stattfindenden „Fridays for Future“-Demonstrationen: „Auch zu der großen klimapolitischen Debatte unserer Zeit müssen wir als Universität Position beziehen.“ Mukherjee fügte hinzu: „Ja, wir sind mit der lokalen ‚Scientists for Future‘-Gruppe und der lokalen ‚Students for Future‘-Gruppe der Meinung, dass auch die JLU eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln muss und dass sowohl die Institution als auch die 35.000 individuellen Mitglieder der JLU ihren Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen leisten müssen.“

    Im Mittelpunkt des Festakts, der von Mitgliedern des Universitätsorchesters Gießen musikalisch umrahmt wurde, stand die Verleihung von Preisen und Auszeichnungen:

    - Der Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ging in diesem Jahr an die Physikerin PD Dr. Adriana Pálffy-Buß vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Die 39-jährige Wissenschaftlerin erhielt den hochdotierten Preis in Anerkennung ihrer herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Kernphysik. Pfeiffer Vacuum und die Ludwig-Schunk-Stiftung stiften gemeinsam das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro.

    - Dr. Benjamin de Haas (Abteilung für Allgemeine Psychologie der JLU) wurde in Anerkennung seiner herausragenden Forschungsarbeit "Individual differences in visual salience vary along semantic dimensions" sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet.

    - Der von der Dr.-Herbert-Stolzenberg-Stiftung ausgelobte Dr.-Herbert-Stolzenberg-Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. In der Sektion Humanmedizin wurde Dr. Katrin Richter in Anerkennung ihrer herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet eines neuartigen Mechanismus der Kontrolle der ATP-vermittelten Ausschüttung von Interleukin-1β sowie ihres sonstigen wissenschaftlichen Œuvres ausgezeichnet.

    - Zum Andenken an Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, Professor für Strafrecht an der Universität Gießen von 1903 bis 1933, hat die Erwin-Stein-Stiftung 1995 den Wolfgang-Mittermaier-Preis gestiftet. Bei der Bewertung der Leistungen in der akademischen Lehre soll insbesondere die Erziehung zum forschenden Denken und zur akademischen Verantwortung einschließlich der Förderung von Toleranz und Völkerverständigung berücksichtigt werden. Das Vorschlagsrecht für diesen Preis liegt bei den Studierenden, die auch im Kuratorium vertreten sind. Der Wolfgang-Mittermaier-Preis für hervorragende Leistungen in der akademischen Lehre wurde in diesem Jahr zu gleichen Teilen an Prof. Dr. Alexander Haas (Professur für Marketing und Verkaufsmanagement, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften), Dr. Susanne Martin (Institut für Politikwissenschaft, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften) und Anja Horstmann (Fachjournalistik Geschichte, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften) vergeben. Sie erhielten jeweils 1.000 Euro Preisgeld.

    - Die Dr. Dieter und Sigrun Neukirch-Stiftung fördert mit dem Dr. Dieter und Sigrun Neukirch-Preis herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten der Archäologie, der Klassischen Sprachen und der Geographie an der JLU. In der Sektion Geographie wurde Henning Huchthausen für seine herausragende Masterarbeit "Mobilität von Studienanfängern – Veränderungen des Einzugsgebietes der Justus-Liebig-Universität Gießen zwischen 1997 und 2016" mit dem mit 4.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet. In der Sektion Archäologie erhielt Dr. Claudia Schmieder den mit 2.000 Euro dotierten Preis
    für ihre sehr gute Dissertation "Bild und Text auf römischen Mosaiken. Modi und Funktionen intermedialer Konfigurationen im Kontext der Wohnkultur des 3.-5. Jahrhunderts".

    Dank der finanziellen Unterstützung der Gießener Hochschulgesellschaft war es auch in diesem Jahr wieder möglich, acht hervorragende Dissertationen, die an der JLU eingereicht wurden, mit einem Preis in Höhe von jeweils 500 Euro auszuzeichnen.

    - Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ging an Dr. Priscilla Sarai Kraft (Betreuer: Prof. Dr. Andreas Bausch) für ihre Dissertation „What drives Innovation? Examining the Roles of Behavioral, Social, and Cognitive Styles of Upper Echelons“.

    - In der Sektion Sozial- und Sportwissenschaften sowie Psychologie wurde Dr. des. Nabila Abbas (Betreuerin: Prof. Dr. Regina Kreide, JLU, Betreuer: Prof. Dr. Yves Sintomer, Université Paris 8) für ihre Dissertation „Das Imaginäre und die Revolution. Die Imaginäre des tunesischen Revolutionsprozesses“ ausgezeichnet.

    - In der Sektion Sprach-, Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften sowie Philosophie ging die Auszeichnung an Dr. Christian Wilke (Betreuer: Prof. Dr. Joachim Jacob) für seine Dissertation „Paradoxie und Konsens. Praktiken antikonsensualer Rede in Philosophie und Rhetorik der Antike, Frühen Neuzeit und Moderne“.

    - In der Sektion Naturwissenschaften erhielt Dr. Mario Kompauer (Betreuer: Prof. Dr. Bernhard Spengler) für seine Dissertation „Development of autofocusing and subcellularly resolving mass spectrometry imaging and its application to biological questions“ eine Auszeichnung.

    - Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement ging an Dr. Christian Raimund Werner (Betreuer: Prof. Dr. Rod Snowdon) für seine Dissertation „Genome-wide Prediction in Rapeseed (Brassica napus L.)“.

    - In der Sektion Veterinärmedizin, Tierbiologie, Medizin, Zahnmedizin und Humanbiologie wurde Dr. Tamara Muñoz Caro (Betreuerin: Prof. Dr. Anja Taubert) für ihre Dissertation „Analyses on Extracellular Trap (ET) formation against relevant coccidean parasites of ruminants" ausgezeichnet.

    Die beiden sektionsunabhängigen Dissertationsauszeichnungen gingen in diesem Jahr an:

    - Dr. Elisa-Maria Hiemer (Betreuer: Prof. Dr. Reinhard Ibler) für ihre Dissertation „Autobiographisches Schreiben als ästhetisches Problem. Konstruktionen und Topographien des Jüdischen in der polnischen und deutschen Gegenwartsliteratur“.

    - Dr. Suzanne Robin Jacobs (Betreuer: Prof. Dr. Lutz Breuer) für ihre Dissertation „Assessing the impact of land use on water and nutrient fluxes in the South-West Mau, Kenya“.

    Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit dem Jahr 2006 wird die Forschung an der JLU kontinuierlich in der Exzellenzinitiative bzw. der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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