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Wissenschaft
Im dritten Jahr in Folge waren es weniger als 10 000 Tiere - Die Zahl alternativer Experimente steigt, zum Beispiel mit Zellkulturen oder isolierten Organen
Auch bei der Universität Heidelberg ist derselbe Trend einer Abnahme der Versuchstierzahlen zu beobachten wie in ganz Deutschland: im dritten Jahr in Folge waren es weniger als 10 000 Tiere. Die Zahlen sinken an der Universität allerdings langsamer als im gesamten Bundesschnitt, da in der medizinischen Hochschulforschung keine Medikamentenentwicklung durchgeführt wird.
Die allgemein abnehmende Zahl solcher Versuche wirkt sich beim Bundestrend viel deutlicher aus. Einzelne Methodenentwicklungen an den Universitäten, vor allem auch für alternative Testverfahren, erfordern dagegen einen überdurchschnittlich hohen Tiereinsatz. Wenn die Zahl alternativer Experimente steigt, hat das viel mit den neuen wissenschaftlichen Ansätzen zu tun, die immer häufiger die Zusammenhänge in Mikrosystemen wie Zellen oder Zellbestandteilen im Blickfeld haben.
Allerdings können die Wissenschaftler auf die Untersuchung von ganzen Organismen nicht völlig verzichten, da ja in den Kliniken letztlich Patienten, und nicht Herzen oder Lebern behandelt werden sollen.
Trotz steigender Forschungsanstrengungen sinkt die Zahl der Versuchstiere
Eine kurze Unterbrechung des Trends in den Jahren 1998 und 1999 kann mit der Einführung eines neuen Tierschutzgesetzes (1998) zusammenhängen, der erst im Jahr 2000 eine Neufassung der Regeln für die statistische Erhebung gefolgt ist. Der langfristige Trend zu abnehmenden Zahlen ist danach aber wieder sichtbar geworden und setzt sich fort, obwohl die Forschungsanstrengungen zunehmen. Das hat zwei Ursachen. Einerseits führen Verbesserungen bei der Methodik und den Auswertestrategien zu abnehmenden Tierzahlen in den einzelnen Forschungsprojekten. Sodann reduziert ein verstärkter Einsatz von Forschungsansätzen mit Teilsystemen (z.B. Zellkulturen) ebenfalls den Tiereinsatz. Tiere werden nur noch bei solchen Untersuchungen benötigt, die einen intakten Organismus im weitesten Sinn erfordern (Nervensystem, Blutkreislauf oder Immunsystem).
Der Anteil der Arbeiten mit Zell- und Gewebekulturen nimmt weiter zu
Ein Trend bei Tieren, die für das Anlegen von Zellkulturen getötet werden, ist vorerst nicht erfassbar: diese Tiere werden erst seit dem Jahr 2000 gezählt. Daher wird es gute Statistiken erst ab dem Jahre 2004 oder 2005 geben können. Es ist zu vermuten, dass wegen des verstärkten Einsatzes von solchen "in-vitro"-Methoden die Zahl der hierfür (schmerzfrei) getöteten Tiere ohne vorangegangenen Tierversuch eine gewisse Zeit steigen wird, bis permanente Zellkulturen etabliert sind.
Ebenso tauchen diejenigen Tiere noch nicht in der Statistik auf, die in Ausbildungsmaßnahmen verwendet wurden, da auch deren Erfassung erst seit dem Jahr 2000 vorgeschrieben ist. Sie werden einerseits für den gesetzlich vorgeschriebenen Kurs "Tierexperimentelles Arbeiten" verwendet. Hier liegt eine der Ursachen für die sinkenden Zahlen bei Versuchstieren, nämlich verbesserte Technik. Andererseits gibt es Kurse in der Aus- und Fortbildung für Chirurgen. In beiden Fällen erwartet man im Trend konstante bis leicht zurückgehende Zahlen, da auch hier die Auswirkungen von verbesserter Technik insgesamt eine positive Langzeitwirkung entfalten. Tierexperimente im vorklinischen Pflichtunterricht für Studenten sind in Heidelberg seit einigen Jahren abgeschafft.
Pferde, Primaten oder auch Katzen werden von Heidelberger Medizinern schon seit Jahren nicht mehr in Tierversuchen zu Forschungszwecken verwendet. Eine früher eigens dafür aufgebaute Katzenzucht wurde eingestellt.
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Rainer Nobiling, Abt. Exp. Chirurgie
Im Neuenheimer Feld 365, 69120 Heidelberg
Tel. 06221 566386 (7), Fax 564208
rainer.nobiling@exchi.uni-heidelberg.de
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Organisatorisches, Studium und Lehre
Deutsch
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