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21.01.2020 08:58

Handelsabkommen USA–China schadet der EU maßgeblich

Guido Warlimont Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Das jüngste Phase-I-Abkommen zwischen den USA und China wird spürbar negative Folgen für die Güterexporte der EU haben. Wahrscheinlich wird es sie rund 11 Mrd. US-Dollar an Ausfuhren nach China kosten. Deutschland ist unter den EU-Ländern besonders betroffen, unter den Branchen vor allem der Flugzeug- und der Fahrzeugbau.

    Grund für die Verschiebungen des Handels ist die Asymmetrie des Abkommens: Die Chinesen verpflichten sich, deutlich mehr Güter aus den USA abzunehmen als bislang, was dem Wunsch der Trump-Regierung nach einem geringeren Handelsdefizit entspricht. „Die von China zugesagten zusätzlichen Importe von US-Gütern werden Importe aus anderen Ländern verdrängen“, warnt Gabriel Felbermayr, Präsident des IfW Kiel. Grob gerechnet, sollen laut Abkommen Chinas Importe bestimmter Güter aus den USA im Jahr 2021 um 95 Mrd. US-Dollar höher liegen verglichen mit dem Jahr 2017, als der Handelskrieg mit den USA noch nicht begonnen hatte. Das bedeutet eine Verdoppelung der Importe dieser Güter aus den USA, wie neue Berechnungen von Felbermayr und Handelsexpertin Sonali Chowdhry ergeben.

    EU vor allem wegen Industrieprodukten betroffen

    Allein bei den Industrieprodukten sollen sich die Importe Chinas aus den USA in diesem Jahr um knapp 33 Mrd. US-Dollar und im nächsten um knapp 45 Mrd. US-Dollar erhöhen verglichen mit dem Basisjahr 2017. Die EU, aus der bislang rund ein Fünftel der von China importierten Industrieprodukte stammen, ist besonders verwundbar für Handelsumlenkungen in diesem Bereich. Von den zehn wichtigsten Produktgruppen, die China aus der EU importiert, fallen alle in den Bereich der Industrieprodukte.

    Die EU hat sehr hohen Anteil an Chinas Importen pharmazeutischer Produkte, von Fahrzeugen, Flugzeugen oder medizinischen Geräten. In diesen Bereichen sind die zusätzlich vereinbarten Einkäufe aus den USA substanziell, so dass die EU-Hersteller sehr wahrscheinlich Marktanteile werden abgeben müssen.

    Nach den Berechnungen von Felbermayr und Chowdhry werden die EU-Exporte nach China im Jahr 2021 voraussichtlich um 10,8 Mrd. Dollar geringer ausfallen verglichen mit einem Szenario, in dem es das Abkommen und den Zollkrieg zwischen China und den USA nicht gegeben hätte. Damit würde die EU rund ein Sechstel der Handelsumlenkung tragen müssen, die durch das Abkommen ausgelöst wird.

    In absoluten Zahlen sind die größten Verlierer die Hersteller von Flugzeugen (-3,7 Mrd. US-Dollar), Fahrzeugen (-2,4 Mrd. US-Dollar) und Maschinen (-1,4 Mrd. US-Dollar). Nach relativen Veränderungen betrachtet sind ebenfalls Flugzeuge (-28%) und Fahrzeuge (-5%) sowie pharmazeutische Produkte (-5%) besonders stark betroffen. „Die betroffenen Industrien sitzen vor allem in Deutschland, aber auch Frankreich ist erheblich getroffen“, sagt Felbermayr.

    Weltweit massive Verschiebungen im Handel erwartet

    Auch global gesehen wird das Abkommen den Szenario-Rechnungen zufolge zu massiven Verschiebungen führen. Prozentual werden demnach die US-Exporte nach China um 48 Prozent höher liegen, während die EU und andere Länder in der Welt im Durchschnitt jeweils rund 5 Prozent weniger nach China exportieren. Die größten Verschiebungen sind im Energiesektor zu erwarten, wo die Importe der Chinesen aus den USA um 326 Prozent höher lägen. Im Agrarsektor wird der Marktanteil der USA an den chinesischen Importen statt 18 Prozent 25 Prozent betragen. Die entsprechend negativen Folgen tragen andere Energie- und Agrarexporteure in der Welt.

    „Das Abkommen ist zudem ein weiterer Schlag für die Welthandelsorganisation WTO, weil es deren Grundprinzip des diskriminierungsfreien Handels aushebelt und stattdessen auf bilateral vereinbarte Handelsmengen setzt. China macht sich damit zum Komplizen der USA in der Zerstörung des multilateralen Handelssystems“, sagte Felbermayr.

    Mehr Details lesen Sie in dem Papier „Losers from the US-China Phase-I-Deal: Europe and the WTO” (https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/Media/Images/News_Press_Releas...)

    Medienansprechpartner:
    Guido Warlimont
    Leiter Kommunikation
    T +49 431 8814-629
    guido.warlimont@ifw-kiel.de

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 (431) 8814-774
    F +49 (431) 8814-500

    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D.
    Präsident
    T +49 431 8814-235
    felbermayr@ifw-kiel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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