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28.01.2020 15:00

Datenstrategie der Bundesregierung – Wissenschaft bringt sich ein

Thomas Runge Geschäftsstelle
Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD)

    Bei einer Anhörung des Bundeskanzleramts am 23.01.2020 hat der RatSWD vier zentrale Handlungsfelder für die Datenstrategie der Bundesregierung hervorgehoben, in denen die Bedarfe der Wissenschaft berücksichtigt werden sollten: 1) Datenzugänge zu öffentlichen und kommerziellen Daten schaffen, 2) technische Möglichkeiten zur Datenauswertung realisieren, 3) Datenqualität sichern und 4) Misstrauen gegenüber der Forschung entgegentreten, um das Teilen von Daten zu befördern und Datenverknüpfungen zu ermöglichen. Mögliche Lösungsansätze führt der RatSWD im heute veröffentlichten Positionspapier aus. Der RatSWD bietet an, die weitere Ausgestaltung der Datenstrategie aktiv zu begleiten.

    Die Vorsitzende des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD), Prof. Regina T. Riphahn, Ph.D., warb in der Anhörung im Bundeskanzleramt am 23.01.2020 zur Datenstrategie der Bundesregierung[1] für eine aktive Verankerung von Forschung und Wissenschaft in der Datenstrategie und stellte dazu vier Handlungsfelder vor:

    Erstens besteht nach wie vor für die Wissenschaft kein oder ein nur sehr eingeschränkter Zugang zu wichtigen Registern und Statistiken, bspw. Melde- und Bildungsregister, Steuerdaten, Immobiliendaten und die Kriminalstatistik. Über das etablierte Modell der Forschungsdatenzentren könnten diese sensiblen Daten für innovative Forschung datenschutzkonform erschlossen werden. Auch für den Zugang der Wissenschaft zu „kommerziellen“ Daten sind Lösungsmodelle gefragt. Für Big Data schlägt der RatSWD beispielsweise Treuhandstellen vor, die die Interessen von Forschung, Unternehmen und Betroffenen berücksichtigen.[2]

    Ein zweites Handlungsfeld sind die technischen Möglichkeiten zur Auswertung von bereits zugänglichen Daten, um zeitliche und organisatorische Ressourcen von Forschenden und Datenanbietenden effektiver zu nutzen. Für Remote Access-Zugänge, die die Arbeit mit den Daten z.B. am regulären Arbeitsplatz der Forschenden ermöglichen, sind dabei Gesetzesänderungen und Pilotprojekte notwendig, wie der RatSWD in einer aktuellen Publikation[3] herausgearbeitet hat.

    Durch die Digitalisierung entstehen zwar große Datenmengen („Big Data“), ihre Qualität ist aber nicht immer gesichert. Die unreflektierte Nutzung solcher Daten ist eine Gefahr für das Vertrauen in wissenschaftliche Forschung und für den gesellschaftlichen Diskurs. Der RatSWD schlägt daher in einem dritten Handlungsfeld die Einführung von Datenqualitätssiegeln und eine Open Data-Initiative gemäß den pragmatischen Grundsätzen der international anerkannten FAIR-Kriterien vor.

    Nicht zuletzt sollte die Kultur des Misstrauens seitens Politik und Behörden gegenüber der Forschung in einem vierten Handlungsfeld adressiert werden. Viele wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Projekte werden durch restriktive Vorschriften erschwert bzw. sogar verhindert, da vorhandene Daten nicht verknüpft, geteilt und genutzt werden können. Prof. Riphahn betonte in der Anhörung des Bundeskanzleramts: „Wissenschaft sucht Erkenntnis und ist nicht an der Re-identifizierung von Individuen interessiert“. Die bestehende datenschutzrechtliche Privilegierung der Forschung sollte daher auch auf weitere Regelungsbereiche angewendet werden.

    Die weitere Ausgestaltung der Datenstrategie wird der RatSWD aktiv mit seiner Expertise zur Identifikation relevanter Daten, zu Datenzugängen, Anonymisierung und zur Entwicklung einer darauf aufbauenden Infrastruktur begleiten. Ein ausführliches Positionspapier des RatSWD zur Datenstrategie der Bundesregierung steht auf der Webseite des RatSWD zur Verfügung.[4]

    Neben dem RatSWD stellten 15 weitere Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik ihre Perspektiven vor. Ein Videomitschnitt der gesamten Veranstaltung mit Kanzleramtsminister Helge Braun und Digitalstaatssekretärin Dorothee Bär steht auf der Webseite der Bundesregierung zur Verfügung.[5]

    [1] https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/1693626/e617eb58f3464ed13b8d...
    [2] https://www.ratswd.de/publikation/output-series/2847
    [3] https://www.ratswd.de/publikation/output-series/2842
    [4] https://www.ratswd.de/file/200127_RatSWD_Positionspapier-Datenstrategie_BReg
    [5] https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/videos/expertenanhoerung-zur-da...

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    Der Rat für Sozial-und Wirtschaftsdaten (RatSWD)
    berät seit 2004 die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur für die empirischen Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften. Im RatSWD arbeiten acht durch Wahl legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachdisziplinen mit acht Vertreterinnen und Vertretern der wichtigsten Datenproduzenten zusammen.
    Er versteht sich als institutionalisiertes Forum des Dialoges zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten und erarbeitet Empfehlungen und Stellungnahmen. Der RatSWD engagiert sich für eine Infrastruktur, die der Wissenschaft einen breiten, flexiblen und sicheren Datenzugang ermöglicht. Solche Daten werden von staatlichen, wissenschaftsgetragenen und privatwirtschaftlichen Akteuren bereitgestellt. Der RatSWD hat 34 Forschungsdatenzentren akkreditiert, deren Kooperationen er fördert. | https://www.ratswd.de


    Weitere Informationen:

    https://www.ratswd.de/file/200127_RatSWD_Positionspapier-Datenstrategie_BReg Positionspapier des RatSWD zur Datenstrategie der Bundesregierung
    https://www.ratswd.de/pressemitteilung/28012020 Pressemitteilung auf der Webseite des RatSWD


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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