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Wissenschaft
Wissenschaftler stellen neue Software auf der Innovationsmesse in Leipzig (3. bis 6. November 1998) vor
"Puh, und jetzt schon wieder arbeiten", denkt Hermann Schmidt. Wenn er morgens den blauen Kittel überstreift, die Schweißerbrille auf die Nase setzt, weiß er genau, welche Handgriffe er in den nächsten Stunden an der Maschine in einem sächsischen Motorenwerk zu erledigen hat. Langweilig und monoton ist die Arbeit des Schweißers - acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Ab und zu sieht er seinen Vorgesetzten, der ihm Anweisungen gibt. Hermann Schmidt hat keine Entscheidungen zu treffen. Seine eintönige Arbeit wirkt so ermüdend, daß er bis zum nächsten Morgen sich davon nicht erholt hat.
Die psychische Belastung des sächsischen Schweißers hat unter anderem der Diplom-Informatiker Frank Schulze vom Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der Technischen Universität Dresden (TUD) gemessen mit der neuentwickelten Software REBA-AS. Neben der Arbeitsplatzbeschreibung, Gesprächen mit Vorgesetzten, dem Schweißer selbst, hat er Hermann Schmidt einen Tag lang begleitet. "Ich habe mit der Stoppuhr gemessen, wieviele Minuten er welche Tätigkeit ausübt", erläutert Frank Schulze. Aus 22 Organisationseinheiten - wie zum Beispiel die körperliche Anforderung, Gruppenverantwortung oder auch die Vorhersehbarkeit der Arbeit - kann Schulze mit dem neuen Computerprogramm die psychische Beeinträchtigung des Schweißers errechnen.
Wer müde von der Arbeit ist und unfähig, sich davon zu entspannen, kann daran erkranken. Deshalb verpflichtet das deutsche Arbeitsschutzgesetz seit 1996 jeden Arbeitgeber, Arbeitsbedingungen und -abläufe auch unter dem Gesichtspunkt der Verhütung psychischer Fehlbeanspruchung zu analysieren und zu beurteilen sowie sicherheits- und gesundheitsgerecht zu gestalten. "Jedoch definiert das Gesetz nicht, was psychische Beeinträchtigungen genau sind", erläutert Peter Richter, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der TUD, das Manko des Gesetzestextes. Mit REBA-AS haben die Dresdner Psychologen das erste Mal ein Instrument geschaffen, daß die Ermüdung, Monotonie, Sättigung und den Streß am jeweiligen Arbeitsplatz definiert und mißt.
Den Arbeitsablauf des sächsischen Schweißers konnten die Dresdner Psychologen nicht grundlegend ändern, schließlich ist Hermann Schmidt ein Glied in der Produktionskette. "Wir haben durch Gespräche zum Beispiel erreicht, daß der Vorarbeiter jetzt nicht mehr nur Anweisungen gibt, die der Schweißer widerspruchslos auszuführen hat", so Frank Schulz von der TUD. Schon kleine Änderungen in der Gesprächsführung können bewirken, daß der Frust am Arbeitsplatz sinkt: In dem sächsischen Motorenwerk schlägt der Vorarbeiter jetzt Hermann Schmidt eine Problemlösung vor. Hermann Schmidt, als Experte seines Arbeitsplatzes, kann nun auch selbst Vorschläge dazu machen.
Kontakt:
Professor Peter Richter
Telefon (03 51) 4 63-37 84
Fax (03 51) 4 63-35 89
Innovationsmesse Leipzig (3. bis 6. November 1998):
Halle 4/Stand B 02
Birte Urban, Telefon (03 51) 4 63-30 37
Pressesprecherin der TU Dresden
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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