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Wissenschaft
Die Marsatmosphäre – und die Frage, ob dort einst Leben möglich war – treibt die Wissenschaft schon seit langem an. Während die Existenz großer Gewässer auf dem frühen Mars unbestritten ist, ist bislang unklar, ob Leben dort möglich war. Unerforscht ist vor allem, welcher pH-Wert dort vorherrschte. Er ist ein wichtiger Parameter und beschreibt die Menge an Säuren und Basen in einer Lösung. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der University of St. Andrews in Schottland hat für eine aktuelle Studie Stickstoff-Isotopen-Messungen am Einschlagskrater Nördlinger Ries in Süddeutschland vorgenommen.
An der Analyse beteiligt waren die Universität Göttingen und das Bayerische Landesamt für Umwelt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Science Advances erschienen.
Der Krater des Nördlinger Rieses bildete sich vor etwa 15 Millionen Jahren durch einen Asteroiden-Einschlag. Er entstand in einer wassergesättigten Landschaft, hat eine innere Ringstruktur und eine doppelte Auswurfdecke mit Wall-Struktur. Dadurch ist er bestens geeignet als Modellkrater für Vergleiche mit dem Mars. Die Forscherinnen und Forscher ziehen ihre Schlüsse anhand mineralogischer, sedimentologischer und biologischer Indikatoren sowie aufgrund hydrochemischer Modellrechnungen. Sie schlussfolgern, dass die schrittweise Erosion der unterschiedlichen Auswurfdecken zu einer chemischen Entwicklung des nachfolgenden Kratersees geführt hat.
„Der Kratersee hat sich von einem frühen hoch-alkalischen Sodasee mit einem pH-Wert von 9.8 zu einem Meerwasser-ähnlichen, mäßig alkalischen Steinsalzsee mit einem pH-Wert von 8.5 entwickelt“, erläutert Prof. Dr. Gernot Arp von der Abteilung Geobiologie der Universität Göttingen. Stickstoff-Isotopen-Messungen am Material der vor 47 Jahren erschlossenen Forschungsbohrung „Nördlingen 1973“ bestätigen damit dieses von Göttinger Geowissenschaftlern 2013 aufgestellte Modell für den Rieskratersee. „Dabei steigt der pH-Wert schnell an, worauf ein schrittweises sogenanntes Rücktitrieren folgt“, so Arp.
Bei zukünftigen Mars-Missionen könnten auch dortige Sedimente auf ihren pH-Wert untersucht werden. Diese pH-Wert-Rekonstruktionen von ehemaligen Gewässern auf dem Mars würden dann auch indirekt Rückschlüsse auf vergangene CO2-Verhältnisse in dessen Atmosphäre erlauben.
Prof. Dr. Gernot Arp
Georg-August-Universität Göttingen
Geowissenschaftliches Zentrum – Abteilung Geobiologie
Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39 7986
E-Mail: garp@gwdg.de
http://www.geobiologie.uni-goettingen.de/people/garp/index.shtml
Eva E. Stüeken et al. Nitrogen isotope ratios trace high-pH conditions in a terrestrial Mars analog site. Science Advances (2020). https://advances.sciencemag.org/content/6/9/eaay3440
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5823 Fotos
Beispiel für einen Seesediment-Bohrkern der Forschungsbohrung Nördlingen 1973 (Teufe 233 Meter).
Gernot Arp, Universität Göttingen
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Palette mit Bohrkernen der insgesamt 1200 Meter langen Forschungsbohrung Nördlingen 1973 im Bohrkern ...
Gernot Arp, Universität Göttingen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geowissenschaften, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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