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Wissenschaft
Buchpräsentation des "Langobardischen Urkundenbuchs", Band IV, Teil 2, am Montag, den 15. Dezember 2003, um 14.30 Uhr beim Historischen Institut der Universität Gießen
Das Historische Institut der Universität Gießen, das Deutsche Historische Institut Rom und das Istituto Storico Italiano per il Medio Evo Rom laden ein zur Vorstellung des Buches: Codice diplomatico longobardo, ("Langobardisches Urkundenbuch") Bd. IV, Teil 2: I diplomi dei duchi di Benevento ("Die Urkunden der Herzöge von Benevent"), bearbeitet von Herbert Zielinski, am Montag, den 15. Dezember 2003, um 14:30 im Phil. I, Haus C, Raum 29 (Otto-Behaghel-Straße 10, 35394 Gießen). Die Edition reiht sich ein in die lange Tradition der deutschen wissenschaftlichen Beschäftigung mit der auf weiten Strecken gemeinsamen Geschichte Deutschlands und Italiens. Gelehrte auf beiden Seiten des Alpenkamms haben auf ihre Weise das kulturelle Zusammenwachsen Europas ungeachtet aller nationalistischen Rückschläge in den vergangenen Jahrhunderten gefördert und fördern es noch immer.
Die römischen Forschungsinstitute, die Vatikanische Bibliothek und Gießen
Alle drei einladenden Institutionen haben in unterschiedlicher Weise zum gelungenen Abschluss des Projekts beigetragen. In den Räumen des Gießener Instituts wurde die Arbeit konzipiert und zum großen Teil realisiert, das Deutsche Historische Institut in Rom diente mit seiner unübertrefflichen Spezialbibliothek als gastfreundlicher Stützpunkt für die Literatur- und Archivstudien in der Vatikanischen Bibliothek in Rom, im Kloster Montecassino und im Archiv von Benevent. Das italienische Mittelalter-Institut in Rom schließlich hat die Edition in seiner renommierten Publikationsreihe "Fonti per la storia d'Italia" (wörtlich: "Quellen für die Geschichte Italiens") veröffentlicht und die schwierige Drucklegung betreut.
Wer waren die Langobarden?
Der germanisch-heidnische Volksstamm der Langobarden, der in der römischen Kaiserzeit an der Unterelbe gesiedelt hatte, zog um 568 unter König Alboin nach Italien, wo die oströmisch-byzantinische Herrschaft großenteils zusammenbrach. Ausgangs des 7. Jh. waren die Langobarden in ihrer neuen Heimat, wo sich das Zusammenleben mit der romanischen Bevölkerung rasch friedlich gestaltet hatte, bereits weitgehend romanisiert und katholisiert. Um die Mitte des 8. Jh. gerieten ihre Könige in Konflikt mit dem Papsttum, das sich um Hilfe an die Franken wandte. Mit dem Einzug Karls d.Gr. 774 in Pavia brach die langobardische Königsherrschaft zusammen, doch konnten die selbständigen langobardischen Herzöge und Fürsten im Süden der italienischen Halbinsel (Fürstentümer Benevent, Capua und Salerno) noch bis ins 11. Jh. ihre Unabhängigkeit wahren.
Seit 1929 in Arbeit: die lange Vorgeschichte der Edition
Mit der Sammlung, wissenschaftlichen Bearbeitung und Edition der langobardischen Urkunden hatte in den 1920er Jahren der renommierte italienische Urkundenforscher Luigi Schiaparelli begonnen (Bd. I-II, 1929-1933). Das nach seinem Tod verwaiste Unternehmen wurde in den 60er Jahren von dem langjährigen Gießener Historiker Carlrichard Brühl in Zusammenarbeit mit dem italienischen Mittelalter-Institut in Rom wieder aufgegriffen. Die von Brühl vorgelegte Edition der langobardischen Königsurkunden erschien 1973, die der langobardischen Herzöge von Spoleto 1981. Mit der nun vorgestellten Herausgabe der Urkunden der langobardischen Herzöge von Benevent ist das langobardische Urkundenbuch komplett.
Der neue Band: Gerichtsentscheide und fromme Schenkungen
Die Edition umfasst 49 vollständig überlieferte Urkunden (Diplome und Gerichtsentscheide) und rund 40 Deperdita, d.h. Urkunden, deren Existenz zwar bekannt ist, deren Wortlaut aber nicht mehr (oder nur noch bruchstückweise) erhalten ist. Eine ausführliche wissenschaftliche Einleitung, die Prof. Paolo Cherubini (Rom und Palermo) ins Italienische übersetzt hat, sowie umfangreiche Personen-, Orts- und Wortverzeichnisse runden das fast 500 Seiten zählende Urkundenbuch ab, mit dem die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Süden des langobardischen Siedlungsraums auf eine verläßliche Grundlage gestellt wird.
Inhaltlich geht es in den Urkunden um Schenkungen und Käufe, Verträge und Gerichtsentscheide. Zu den Empfängern gehören vor allem das von Herzog Arichis II. in Benevent gegründete Sophienkloster mit seiner architektonisch bemerkenswerten Kirche aus dem 8. Jahrhundert, aber auch das altehrwürdige benediktinische Mutterkloster Montecassino auf halbem Wege zwischen Rom und Neapel. Natürlich dürfen auch Fälschungen nicht fehlen, die fromme Mönche häufig mit lauteren Absichten zum Segen ihres Klosters ins Werk gesetzt haben. Für Germanisten von Interesse sind die langobardischen Substratwörter, die sich in den Urkunden erhalten haben und von der untergegangenen germanischen Sprache der Langobarden zeugen.
Kontakt:
Prof. Dr. Herbert Zielinski
Historisches Institut
Otto-Behaghel-Straße 10
35394 Gießen
Tei.: 0641/99-28135
e-mail: Herbert.Zielinski@geschichte.uni-giessen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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