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12.12.2003 18:02

"Mister Pygmalion" erhält Ehrendoktorwürde der Universität Gießen

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Ehrenpromotion des Psychologen Robert Rosenthal am 17. Dezember 2003 - Vortrag am 18. Dezember über "Interpersonal expectations and thin slices of nonverbal behavior".

    Erwartungen, die wir an andere Personen haben, können im sozialen Miteinander dazu führen, dass am Ende genau das eintritt, was wir von anderen erwartet haben. Einer der Pioniere der Forschung zu "Erwartungseffekten", Robert Rosenthal, Professor für Psychologie an der University of California, Riverside, USA, wird am kommenden Mittwoch, den 17. Dezember 2003, in Anerkennung seiner Verdienste in Forschung und Lehre vom Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft mit der Ehrendoktorwürde der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet. Die Ehrenpromotion findet ab 14 Uhr im Hörsaal 2 des Philosophikum I (Otto-Behaghel-Straße 10, 35394 Gießen) statt. Prof. Dr. Joachim Stiensmeier-Pelster, Dekan des Fachbereichs Psychologie und Sportwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen, der auch die Laudatio hält, erklärt: "Wir sind stolz, mit Robert Rosenthal einen der herausragenden Vertreter der Sozialpsychologie des 20. Jahrhunderts zu ehren. Seine Arbeiten haben unser Bild vom Sozialverhalten des Menschen entscheidend mitgeprägt." Als namhafte Wissenschaftler werden Prof. Dr. Klaus Scherer, Prof. Dr. Joop Hox und Prof. Dr. Klaus Fiedler in Festvorträgen deutlich machen, wie die Arbeiten von Robert Rosenthal die heutige Forschung im Bereich der emotionalen Intelligenz, Versuchsleitereffekte, Metaanalyse und Auto-Bestätigungseffekte beeinflusst hat. Robert Rosenthal selbst hält am Donnerstag, den 18. Dezember um 10.15 Uhr im Hörsaal 2 des Philosophikum I einen Vortrag über "Interpersonal expectations and thin slices of nonverbal behavior".

    Der 1933 in Gießen geborene Robert Rosenthal wanderte 1940 in die USA ein. Er studierte an der University of California in Los Angeles Psychologie und erwarb dort auch seinen Doktortitel. 1967 wurde er zum Full Professor für Sozialpsychologie an der Harvard University berufen, wo er inzwischen emeritiert ist.

    Der gebürtige Gießener Rosenthal erregte Mitte der 60er Jahre durch seine Forschungen zu Erwartungseffekten Aufsehen. Das Design der ersten Studie zu Erwartungseffekten war simpel: Lehrerinnen und Lehrern an Schulen wurde mitgeteilt, von einigen namentlich genannten Schülern ihrer Klassen seien im Laufe des Schuljahres aufgrund des Ergebnisses eines angeblichen Potenzialtests deutliche Fortschritte in der Intelligenzentwicklung zu erwarten. Tatsächlich aber waren diese Schüler nach Zufall ausgewählt worden. In einem Nachtest am Ende des Schuljahres wiesen diese Schüler im Vergleich zu ihren Mitschülern tatsächlich höhere Intelligenztestwerte auf. In Anlehnung an die griechische Mythologie bezeichneten Rosenthal und seine Kollegin Leonore Jacobson den Effekt als "Pygmalion-Effekt".

    Die Studie wurde rasch Gegenstand einer regen wissenschaftlichen Diskussion. Mittlerweile gibt es über 1000 Arbeiten zum Pygmalion-Effekt. In den späten 60er Jahren reagierte Rosenthal auf die Diskussion und auf die Folgestudien zum Pygmalion-Effekt mit einer damals neuen Methode: der Metaanalyse. Die Metaanalyse bietet die Möglichkeit, die Ergebnisse einschlägiger Untersuchungen quantitativ zu integrieren, indem die Einzelbefunde zu sogenannten Effektstärkemaßen zusammen gefasst werden. Mittlerweile gehören Metaanalysen zu den unverzichtbaren Instrumenten empirisch arbeitender Wissenschaften.

    Robert Rosenthal ("Mister Pygmalion") begann sich bei seinen Studien für nonverbale Kommunikation zu interessieren, um den Prozess der Entstehung von Erwartungseffekten genauer aufzuklären. Schnell stellte sich heraus, dass sich Erwartungen insbesondere im nonverbalen Verhalten niederschlagen können. Für die Forschung in der Psychologie ist hier besonders interessant, dass dies auch für zwischenmenschliches Miteinander bei empirischen Untersuchungen gilt: Weiß ein Versuchsleiter etwa um die Hypothese einer bestimmten Untersuchung, so kann sich diese Erwartung auch in seinem Verhalten gegenüber den Probanden niederschlagen. Die im Versuch beobachteten Effekte können dann reine "Erwartungseffekte" sein. Dieser Effekt kann vermieden werden, indem man mit Versuchsleitern arbeitet, die die Hypothesen der Untersuchung nicht kennen.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Joachim Stiensmeier-Pelster
    Dekan des Fachbereichs Psychologie und Sportwissenschaft
    Otto-Behaghel-Straße 10, Haus F1
    35394 Gießen
    Tel.: 0641/99-26001
    Fax: 0641/99-26009
    e-mail: Joachim.Stiensmeier-Pelster@psychol.uni-giessen.de


    Bilder

    Prof. Robert Rosenthal
    Prof. Robert Rosenthal

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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