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15.04.2020 14:13

Innovative Unternehmen kommen besser durch Krisenzeiten

Gunter Grittmann Presse und Redaktion
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW)

    Die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie werden Unternehmen voraussichtlich dazu zwingen, ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) zurückzufahren. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus vergangenen Rezessionen, dass innovative Unternehmen in Krisenzeiten deutlich widerstandsfähiger sind und weniger Beschäftigung abbauen als Unternehmen ohne Innovationen.

    Die derzeitige Corona-Krise wird zahlreichen Unternehmen kreative Lösungen für Produktneuheiten abverlangen. Im Unterschied zu früheren Krisenzeiten fehlen jetzt allerdings Kooperationsmöglichkeiten mit externen Partnern – und das in Kombination mit Homeoffice-Arbeit erschwert die Bedingungen auch für eigene FuE in Unternehmen, zeigt ein aktueller ZEW policy brief des ZEW Mannheim zusammen mit dem AIT Austrian Institute of Technology.

    Zahlreiche Prognosen gehen derzeit davon aus, dass die Pandemie des Corona-Virus auch für viele europäische Staaten eine schwerwiegende Rezession nach sich ziehen wird. Diese wirtschaftliche Rezession wird auch die Bereitschaft von Unternehmen, in F&E zu investieren, und ihre Möglichkeiten, neue Produkte und Dienstleistungen am Markt zu platzieren, einschränken. Die ökonomische Forschung zeigt jedoch, dass gerade F&E ein zentraler Treiber für Wirtschaftswachstum und damit auch für eine wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise ist. Dieser Treiber steht jetzt auf dem Spiel.

    Aus früheren Wirtschaftskrisen ist bekannt, dass nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen sind. Etwa hat die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 vor allem international aktive Unternehmen schwer belastet. „Wir können also damit rechnen, dass auch die aktuelle Corona-Krise die Innovationsaktivitäten von exportstarken Unternehmen in Deutschland stärker trifft“, sagt Prof. Dr. Bettina Peters, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ sowie Mitautorin des ZEW policy brief.

    An Liquiditäts- und Finanzierungsproblemen in Folge von Krisen leiden vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Große Unternehmen dagegen verfügen meistens über mehr interne Finanzmittel und haben einen besseren Zugang zu den Kreditmärkten. „Es ist gut, dass die Regierungen mehrerer europäischer Länder staatliche Unterstützungsprogramme für Unternehmen beschlossen haben. Bei einer länger anhaltenden Krise ist aber dennoch davon auszugehen, dass die Unternehmen in Liquiditätsprobleme laufen“, sagt ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD. „Und das wirkt sich wiederum auf die Möglichkeit der Unternehmen aus, in Forschung und Entwicklung zu investieren“.

    Während die meisten Unternehmen in Deutschland ihre FuE-Ausgaben am Wirtschaftszyklus ausrichten und damit in der Rezession herunterfahren, haben etwa 34 Prozent aller deutschen Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten in der Finanzkrise 2008/2009 antizyklisch erhöht. Die Folgen der damaligen Rezession wurden von innovativen Unternehmen in Europa wesentlich besser verkraftet, so mussten sie beispielsweise weniger Stellen streichen als Unternehmen, die nicht oder kaum innovieren.

    In der Tat sind auch durch die Corona-Krise zahlreiche Unternehmen gezwungen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, so zum Beispiel in der Gastronomie, bei Zustelldiensten oder digitalen Angeboten. F&E ist jedoch häufig an bestimmte technische Ausstattungen wie Labore oder Werkstätten gebunden und zugleich ein kollaborativer Prozess, der die Zusammenarbeit von Menschen voraussetzt. „Auch wenn die jetzige Krise Zeit für Kreativität gibt, werden wir weniger antizyklisches Innovationsverhalten als während der Finanzkrise 2008/2009 zu sehen bekommen“, so Peters.

    Für die Politik bedeutet das aus Sicht der Autoren/-innen des ZEW policy brief, dass direkte und indirekte Finanzierungsinstrumente helfen können, Liquiditätsengpässe für Innovationsprojekte insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen zu überwinden und Zukunftserwartungen zu stabilisieren. Das grundsätzliche Problem für die Innovationstätigkeit in der derzeitigen Krise scheinen allerdings die Einschränkungen des Wirtschaftslebens zu sein. Wenn sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder normalisiert, könnte eine zusätzliche Finanzierung notwendig werden, um zu verhindern, dass Unternehmen dauerhaft ihre Innovationsaktivitäten einstellen. „Eine solche Förderung sollte vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zu Gute kommen“, befindet Bettina Peters.


    Originalpublikation:

    http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/policybrief/de/pb02-20.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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