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Als die Vorfahren heutiger Menschen vor etwa 50.000 Jahren Afrika verließen, trafen sie auf Neandertaler. Dieses Aufeinandertreffen führte zu einer Vermischung beider Gruppen. Zwei Prozent der DNA von heute außerhalb Afrikas lebender Menschen stammt von dieser Neandertaler-Population ab. Eine großangelegte Studie von Forschenden der Universität Aarhus in Dänemark, gemeinsam mit deCODE genetics in Island und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat anhand der Genome von 27.566 heutigen Isländerinnen und Isländern untersucht, welche Teile in ihrem Erbgut von Neandertalern stammen und welchen Effekt diese haben.
Heute außerhalb Afrikas lebende Menschen teilen zwei Prozent ihrer DNA mit Neandertalern. Identifiziert man die genauen Abschnitte, die von Neandertalern stammen, stellt sich heraus, dass nicht jeder Mensch die gleichen Abschnitte besitzt. Durch das Zusammenaddieren all dieser verschiedenen Abschnitte, ist es einem internationalen Forschungsteam nun gelungen, 38 Prozent des Neandertaler-Genoms zu rekonstruieren, verteilt auf 14 Millionen einzelnen Abschnitten.
Diese Neandertalergenabschnitte im Genom heutiger Isländerinnen und Isländer verglichen die Forschenden mit den bereits bekannten Neandertaler- und Denisovaner-Genomen, die am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie sequenziert wurden und stellten fest, dass sie dem Erbgut eines in Kroatien gefundenen Neandertalers ähnlicher waren als dem von in Russland gefundenen Neandertalern. Überraschenderweise fanden die Forschenden auch Genabschnitte, die denen von Denisovanern ähnelten. Bisher hatte man diese nur im Erbgut heute in Ostasien und Papua-Neuguinea lebender Menschen gefunden. Eine mögliche Erklärung der Forschenden dafür ist, dass die Neandertalergruppe, auf welche die Menschen getroffen sind, sich zuvor mit Denisovanern vermischt hatte.
Unterschiede im Mutationsmuster
Des Weiteren verglichen die Forschenden die Mutationsmuster von Genomabschnitten, die von Neandertalern stammen, mit denen rein menschlichen Ursprungs. „Da das Muster von neuen Mutationen, wie zum Beispiel die Mutation der Base C zu T, eines Kindes von dem Alter der Eltern abhängt, konnten wir herausfinden, dass Neandertalermütter im Schnitt wahrscheinlich älter waren, als es bei Menschen der Fall ist. Neandertalerväter hingegen waren im Schnitt jünger“, sagt Erstautor Laurits Skov, ein Forscher an der Universität Aarhus und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.
Schließlich konnten die Autoren zeigen, dass die Genabschnitte, die von Neandertalern stammen, einen relativ geringen Effekt auf das Aussehen und die Gesundheit heute lebender Menschen haben. Zu diesen Effekten des Neandertaler-Erbguts im Genom heute lebender Isländerinnen und Isländer gehören ein leicht verringertes Risiko von Prostatakrebs, eine etwas geringere Körpergröße und eine leicht erhöhte Blutgerinnung.
Dr. Laurits Skov
Abteilung für Evolutionäre Genetik
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
laurits_skov@eva.mpg.de
Laurits Skov, Moisès Coll Macià, Garðar Sveinbjörnsson, Fabrizio Mafessoni, Elise A. Lucotte, Margret S. Einarsdóttir, Hakon Jonsson, Bjarni Halldorsson, Daniel F Gudbjartsson, Agnar Helgason, Mikkel Heide Schierup, Kari Stefansson
The nature of Neanderthal introgression revealed by 27566 Icelandic genomes
Nature, 22 April 2020, https://doi.org/10.1038/s41586-020-2225-9
Aurora Borealis über Jokulsarlon Lagune in Island
Alexey Stiop, 123RF Lizenz
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Chemie, Geschichte / Archäologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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