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Wissenschaft
Digitale Techniken sollten dort, wo sie einen Mehrwert für den Lernfortschritt bieten, noch stärker in den Schulunterricht einfließen: Das betonte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler an der Universität Würzburg.
Als hätten es die Verantwortlichen bei der Terminplanung geahnt: Passender konnte der Zeitpunkt für dieses Treffen kaum sein. Während bayernweit Schulen geschlossen sind und Lehrkräfte überlegen, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler zu Hause mit neuem Stoff, Übungen und Feedback versorgen können, hat sich Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) über digitale Lernformate in der Lehrerbildung informiert.
2,1 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium
Zum Hintergrund: In der 3. Förderrunde der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat die JMU rund 2,1 Millionen Euro eingeworben. Finanziert wird damit das Projekt „Connected Teacher Education – CoTeach“. Dessen Ziel ist es, Konzepte zur Digitalisierung und innovative Lernformate in der Lehrerbildung zu entwickeln und zu erforschen. Das Projekt bringt dafür Expertinnen und Experten aus Bildungswissenschaft, Fachdidaktik und Fachwissenschaft zusammen.
Im Mittelpunkt von CoTeach steht der sinnvolle Einsatz digitaler Techniken wie Augmented Reality und Virtual Reality in der Schule. Angehende Lehrinnen und Lehrer sollen dafür im Studium und im Referendariat möglichst praxisnah ausgebildet werden.
Wie das konkret aussieht, ließ sich Bernd Sibler bei seinem Besuch am 23. April 2020 an der JMU erklären. Zu seinen Gesprächspartnern gehörten neben Universitätspräsident Alfred Forchel auch Professorin Silke Grafe, Leiterin des Lehrstuhls für Schulpädagogik und Sprecherin des Kompetenzzentrums für digitales Lehren und Lernen (DigiLLabs), Professor Thomas Trefzger, Leiter des Physikdidaktik-Lehrstuhls und Direktor der Professional School of Education (PSE), Dr. Matthias Erhardt, Geschäftsführer der PSE, und die Doktorandin Kristina Förster. Zu den Aufgaben der PSE gehört es unter anderem, die Lehrerbildung weiterzuentwickeln.
Aufbau auf einem soliden Fundament
Wie Sibler bei dem Treffen sagte, sei der Erfolg der JMU in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ kein Zufall. Er beweise vielmehr, dass an der Würzburger Uni „schon immer an diesem Thema gearbeitet wird und deshalb jetzt ein solides Fundament da ist.“ Tatsächlich stehen beispielsweise mit dem MEET (Media Education and Educational Technology Lab), das von Silke Grafe geleitet wird, und dem M!ND-Center (Mathematisches, Informationstechnisches und Naturwissenschaftliches Didaktikzentrum) mit Thomas Trefzger an der Spitze moderne Medienlabore zur Verfügung, die eine praxisnahe Forschung und Einbindung der Inhalte in die universitäre Lehre und Schulpraxis ermöglichen. Für bereits ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer werden hier auch Weiterbildungs- und Fortbildungskonzepte entwickelt.
Mittlerweile gebe es an der JMU ein Kompetenzzentrum für digitales Lehren und Lernen, in dem die interdisziplinäre Zusammenarbeit oberstes Prinzip sei, erklärte Thomas Trefzger im Gespräch mit dem Minister. Geistes- und Naturwissenschaftler, Fachdidaktiker, Pädagogen, Sonderpädagogen und Psychologen: Sie alle arbeiten dort zusammen und sind bayern- sowie weltweit vernetzt. Darüber hinaus kooperieren sie mit Vertreterinnen und Vertretern aus Schulverwaltung und Schulpraxis sowie aus der Lehrerfortbildung und Beratung.
Innovative Technologien alleine reichen nicht
Die Einsatzgebiete digitaler Medien sind vielfältig. Sie können unter anderem zur Unterhaltung zum Einsatz kommen, zum Austausch, beim Lernen, beim Gestalten oder in der Analyse, erklärte Silke Grafe. In insgesamt acht Arbeitspaketen sollen im Rahmen von Co-Teach diese Aspekte bearbeitet werden. Dabei komme es bisweilen zu „überaus spannenden Kooperationen“, wie Grafe sagte, beispielsweise, wenn Religionspädagogik und Psychologische Ergonomie sich Gedanken über personalisierbare Lehr-Lernszenarien in interreligiösen virtuellen Segensräumen machen.
Innovative Technologien alleine reichen jedoch nicht aus, um die Ausbildung von Lehrkräften und den Unterricht zu verbessern. Sie müssen deshalb auch immer „hochschuldidaktisch adressiert“ werden, wie Kristina Förster erklärte. Die Absolventin der Indologie und der Anglistik wird diesen Aspekt in ihrer Doktorarbeit genauer unter die Lupe nehmen, die sie am Lehrstuhl für Schulpädagogik schreibt. Ihr Ziel sei eine „systematische Anforderungsanalyse mit dem Fokus auf Technologien, Interdisziplinarität, Konnektivität und der internationalen Perspektive“.
Ausbildung am Puls der Zeit
Beeindruckt von diesem umfassenden Ansatz betonte Minister Sibler: „In unserem Alltag sind wir längst in der digitalen Welt angekommen. Umso wichtiger ist es, dass digitale Techniken und Werkzeuge dort, wo sie sinnvoll sind und einen Mehrwert für den Lernfortschritt haben, noch stärker in den Unterricht eingebunden werden.“
In der Corona-Pandemie erlebe die Gesellschaft sehr deutlich, worin die Chancen und Grenzen des digitalen Unterrichts liegen. „Die Universität Würzburg macht mit ‚CoTeach’ klar: Lehrerausbildung erfolgt hier am Puls der Zeit!“
Dazu JMU-Präsident Alfred Forchel: „Mit aktuell über 5.600 Lehramtsstudierenden ist die Universität Würzburg einer der großen Standorte für die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. Das Projekt CoTeach sorgt mit dafür, dass diese Studierenden gut auf die Herausforderungen der Digitalisierung im Schulunterricht vorbereitet werden.“
https://www.uni-wuerzburg.de/pse/startseite/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler
Pädagogik / Bildung
überregional
Schule und Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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