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Die verringerte Luftverschmutzung durch die Maßnahmen gegen Covid-19 senkt die Zahl vorzeitiger Todesfälle und Asthmaerkrankungen bei Kindern
Die drastischen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus verhindern nicht nur viele möglicherweise tödliche Covid-19-Fälle. Der damit verbundene beispiellose wirtschaftliche Rückgang etwa im Verkehr, bei der Stromerzeugung oder in der Industrie wirkt sich auch auf die globale Luftqualität aus. Die sauberere Luft hat wiederum einen positiven Effekt auf die menschliche Gesundheit, wie ein internationales Wissenschaftlerteam ermittelte: weniger Luftverschmutzung führt zu weniger vorzeitigen Todesfällen vor allem unter Erwachsenen und Asthmaerkrankungen bei Kindern.
„Wir schätzen, dass schon in den ersten zwei Wochen der Lockdowns weltweit etwa 7400 vorzeitige Todesfälle und 6600 Fälle von Asthma bei Kindern vermieden wurden“, sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und einer der Autoren einer kürzlich veröffentlichten Studie. Ausgewertet wurden jeweils die ersten zwei Wochen der Lockdowns in den jeweiligen Ländern. Allein in China und Indien wurden als Folge der geringeren Feinstaubwerte etwa 1400 bzw. 5300 vorzeitige Todesfälle vermieden. Da beide Länder sowohl die höchsten Verschmutzungswerte als auch die höchste Bevölkerungsdichte haben, profitieren sie am deutlichsten von den Schadstoffrückgängen. Luftverschmutzung, insbesondere mit Feinstaub belastete Luft führt zu Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen und beeinflusst dadurch die Zahl vorzeitiger Todesfälle.
Die Coronakrise verdeutlicht die Bedeutung der globalen Luftverschmutzung
Die Forscher schätzen auch, dass weltweit 780.000 vorzeitige Todesfälle unter Erwachsenen und 1,6 Millionen Asthmafälle bei Kindern vermieden werden könnten. Die Voraussetzung wäre allerdings, dass die Schadstoffkonzentrationen in der Luft bis zum Ende des Jahres weiterhin niedrig blieben. Laut den Wissenschaftlern veranschaulichen diese Ergebnisse die potenziellen gesundheitlichen Vorteile, die sich aus einer verminderten Luftverschmutzung ergeben. „Wir wollen keinesfalls sagen, dass die aktuellen Einschränkungen für die Wirtschaft wünschenswert oder nachhaltig sind. Die aktuelle Situation zeigt aber die Bedeutung der oft übersehenen globalen Luftverschmutzungskrise“, sagt Zander Venter vom norwegischen Institut für Naturforschung in Oslo. Er ist Erstautor der Studie, die auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlich wurde. Das Manuskript, das Zander und seine Kollegen bei einer wissenschaftlichen Zeitschrift eingereicht haben, befindet sich derzeit im Begutachtungsprozess.
Die Auswirkungen der erzwungenen Lockdowns ermittelten die Forscher, indem sie Daten von Satelliten und von über 10.000 Messstationen in 27 Ländern auswerteten, darunter verschiedene europäische Länder wie Deutschland und Spanien, aber auch aus China und Chile. Den Daten zufolge hat sich die Luftverschmutzung jeweils in den ersten beiden Wochen der Lockdowns im Mittel um etwa 20 Prozent verringert. Dabei stellte das Team in einigen Ländern einen deutlichen Rückgang der Stickstoffdioxid-, Ozon- und Feinstaubmengen in Bodennähe fest.
Längerfristig schützt saubere Luft die Gesundheit deutlich stärker
Um die Daten der Luftqualität mit den vorzeitigen Todesfällen in Verbindung zu bringen, bestimmten die Wissenschaftler zunächst die Belastung mit Stickstoffdioxid, Ozon und Feinstaub (PM2,5) in den jeweiligen Ländern. Anschließend berechneten sie mithilfe von epidemiologischen Methoden die tägliche Gesundheitsbelastung bezogen auf die Bevölkerungsdichte pro Land. Die Zahl der bis zum Jahresende vermeidbaren Todesfälle und neuen Asthmaerkrankungen ergibt sich aus einer Prognose darüber, wie sich die Konzentrationen von Stickoxiden, Ozon und Feinstaub bis Ende des Jahres ändern würden, falls die Einschränkungen weiterhin bestünden. Da eine längerfristige Verminderung der Luftschadstoffe sich deutlich positiver auf die Gesundheit auswirken würde als eine Reduktion für zwei Wochen, stiegen die Zahlen vermeidbarer vorzeitiger Todesfälle unter Erwachsenen und Asthmaerkrankungen bei Kindern bis zum Jahresende überproportional stark an.
„Um die Luftverschmutzung auch nach der Coronakrise langfristig zu reduzieren, sollten wir den Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger anstreben“, sagt Jos Lelieveld. “Das würde nicht nur die Gesundheit von Menschen weltweit verbessern, sondern mittelfristig auch das Klima schützen.“
Originalpublikation: COVID-19 lockdowns cause global air pollution declines with implications for public health risk
Zander S Venter, Kristin Aunan, Sourangsu Chowdhury, Jos Lelieveld
https://doi.org/10.1101/2020.04.10.20060673
Das Papier befindet sich im wissenschaftlichen Begutachtungsprozess. Der endgültige Text kann sich im Überprüfungsprozess ändern.
Prof. Dr. Jos Lelieveld
Max-Planck-Institut für Chemistry
Mainz, Germany
Telefon: +49 6131 305-4040
E-Mail: jos.lelieveld@mpic.de
Dr. Zander S. Venter
Norwegian Institute for Nature Research
Oslo, Norway
Telefon: +47 413 70947
E-Mail: zander.venter@nina.no
COVID-19 lockdowns cause global air pollution declines with implications for public health risk
Zander S Venter, Kristin Aunan, Sourangsu Chowdhury, Jos Lelieveld
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.10.20060673v1
https://www.mpg.de/14756742/corona-lockdown-luftverschmutzung
Schützt nicht nur vor Corona: In manchen Regionen der Welt tragen Menschen Gesichtsmasken wegen des ...
Tzido/iStock
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Chemie, Medizin, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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