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19.05.2020 09:00

Aktuelle Studie: Bitcoin erhöht Krisenanfälligkeit von Anlage-Portfolios

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

    Die Corona-Krise zeigt: Wer seinem Portfolio Bitcoin beimischt, erhöht sogar sein Gesamtrisiko – das ergeben Modellrechnungen in einer Studie der Uni Hohenheim.

    Weitere Ergebnisse und Experten zum Thema Corona-Krise und ihre Folgen unter http://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-corona-krise

    Bislang waren viele Investoren davon ausgegangen, dass der Bitcoin als Anlageklasse in einem diversifizierten Portfolio so etwas wie ein „sicherer Hafen“ ist. Eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt nun: die Kryptowährung enttäuscht. Für private wie professionelle Anleger gilt weiterhin: „Wer Rendite maximieren und Verluste minimieren will, kommt an einer breit gestreuten Kapital-Anlage nicht vorbei“, betont Prof. Dr. Monika Gehde-Trapp, Expertin für Risikomanagement an der Universität Hohenheim. „An den Chancen der Blockchain-Technologie ändert der Befund natürlich nichts.“

    Es ist die Gretchenfrage für Anleger: Gibt es Wertpapiere, deren Kurse steigen, wenn alle anderen Anlageklassen fallen – wie aktuell in der Corona-Krise? Mit solchen Wertpapieren könnten sie nämlich ihre Verluste kompensieren. Dem Bitcoin hatte die Finanzszene genau diese Wirkung in turbulenten Zeiten zugetraut.

    „Kryptowährungen waren das Last Big Thing – auch wenn sie schon immer riskant waren. Denn durch die Blockchain-Technologie werden Geld und Währungen in einer Art und Weise zur Verfügung gestellt, wie es sie vorher nie gab. Vor allem aber sind Bitcoins unabhängig von der Geldpolitik der Zentralbanken – und das beflügelte Hoffnungen für ihre künftige Rolle gerade in Krisenzeiten“, erläutert Prof. Dr. Gehde-Trapp.

    Verlustrisiko beim Bitcoin steigt überproportional

    Doch in der aktuellen Bewährungsprobe habe der erhoffte sichere Hafen bislang versagt: Seit Beginn der Corona-Pandemie hätten die Weltbörsen zwischenzeitlich so viel an Wert verloren wie noch nie zuvor. Und gerade der Bitcoin habe sich durch ein überproportionales Verlustrisiko ausgezeichnet, so eine Studie der Universität Hohenheim.

    In ihrer Modellrechnung hatten die Forscherinnen und Forscher um Prof. Dr. Gehde-Trapp fiktive Börsenportfolios mit unterschiedlichem Bitcoin-Anteil verglichen. „Am Beispiel des ersten Quartals 2020 kann man bereits sehen: Wer allein auf Bitcoins setzte, hatte ein doppelt so hohes Verlustrisiko wie andere Anleger mit einem DAX-Portfolio.“

    Auch Misch-Anlagen profitieren nicht vom Bitcoin

    Auch Misch-Anlagen hätten sich mit steigendem Bitcoin-Anteil als zunehmend verlustträchtiger erwiesen: „Bei einem Bitcoin-Anteil von zehn Prozent im ansonsten reinen DAX-Portfolio stieg das Verlustmaß bereits um 5 Prozent. Bei einem Bitcoin-Anteil von 20 Prozent erhöhte es sich um weitere 15 Prozent“, fasst Prof. Dr. Gehde-Trapp die Modellrechnungen zusammen.

    Für die Analyse verwendete das Team der Universität Hohenheim das sogenannte Value at Risk (VaR)-Verfahren. Bei dieser Modellrechnung wird ein Wertpapier immer nur einen Tag lang gehalten. Für ein reines DAX-Portfolio lag das Verlustrisiko im 1. Quartal 2020 bei sechs Prozent. Bei einer reinen Bitcoin-Geldanlage betrug es hingegen zwölf Prozent.

    „Der Bitcoin hat sich als besonders stark von den irrationalen Stimmungen an den Kapitalmärkten abhängig gezeigt“, so das Fazit. Grund dafür sei wohl ein Trend, der der Hoffnung auf Kryptowährungen entgegenlief: „Unter turbulenten Rahmenbedingungen ziehen Investoren ihr Kapital traditionell besonders schnell aus anderen Anlagen ab, um krisenbedingte Liquiditätslücken zu schließen. Die Blockchain und Kryptowährungen bergen sicherlich große Chancen – aber nicht als sicherer Anlage-Hafen!“

    Wer Geld verdienen will, muss bestimmte Risiken eingehen – und unnötige vermeiden

    Das Fazit der Finanzwissenschaftlerin: Wer Renditen erzielen will, müsse sein Geld investieren und setze sich damit immer auch den Risiken der jeweiligen Anlageklasse aus: „Aktienkurse können ebenso fallen wie Anleihen oder der Zins auf dem Sparbuch. Auch die Preise von Immobilien, Öl oder Agrarrohstoffen schwanken. Und selbst Bargeld ist nicht ohne Risiko, da infolge von Inflation die Kaufkraft eines 100 Euro Scheins 2025 ein anderer ist als heute.“

    Risiken ließen sich nicht vermeiden, allerdings schwanken Anlageklassen mit unterschiedlicher Intensität und in anderer zeitlicher Abfolge. „Das ist die Chance, denn ein diversifiziertes Portfolio, das unterschiedliche Anlagen mischt, senkt Risiken.“

    Fragt sich, wie sieht die optimale Mischung aus? Die Finanzwissenschaftlerin weiß: „Das optimale Portfolio enthält nur das Risiko, für das Anleger auch entlohnt werden – durch höhere durchschnittliche Renditen. Steckt ein Anleger sein gesamtes Vermögen jedoch in eine einzige Aktie, hat er im Vergleich zur Rendite ein viel zu hohes Risiko. Deshalb empfiehlt sich eher die Anlage in einen breit gestreuten Index, der die Gesamtwirtschaft abbildet.“

    Expertenliste: Corona-Krise und ihre Folgen

    Die weltweite Corona-Pandemie hat bereits jetzt einschneidende Folgen: der Bildungssektor, die Wirtschaft, die Arbeitswelt allgemein, aber auch das menschliche Miteinander werden voraussichtlich auch nach der Krise anders sein als vorher. Um damit sinnvoll umgehen zu können, sind sowohl in der Krise selbst als auch für die Zeit danach wissenschaftliche Fakten wichtiger denn je. Expertinnen und Experten der Universität Hohenheim informieren über die verschiedenen Aspekte der Corona-Krise und ihre Folgen. Ergebnisse und Experten: http://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-corona-krise

    Kontakt für Medien
    Prof. Dr. Monika Gehde-Trapp, Universität Hohenheim, Fachgebiet für Risikomanagement,
    T 0711 / 459-24740 oder 0711 219 58601, E monika.gehde-trapp@uni-hohenheim.de

    Weitere Informationen
    Expertenliste Corona-Krise und Folgen: http://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-corona-krise

    Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
    http://www.uni-hohenheim.de/presse

    Text: Beisse / Klebs


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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