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Der Lockdown zur Eindämmung von Covid-19 kann eine Verstärkung von traditionellen Rollenmustern in Familien zur Folge haben. Zwar bietet Homeoffice Müttern die Chance, ihre Arbeitszeit aufzustocken. Gleichzeitig müssen sie aber auch mehr Haushalts- und Erziehungsarbeit übernehmen – vor allem, wenn die Väter nicht von zu Hause aus arbeiten können. Nu in etwa 30 Prozent der Haushalte sind Väter beruflich flexibler als Mütter und könnten daher mehr Zeit für die Kindererziehung und den Haushalt aufwenden. In der Mehrzahl der Familien kommt allerdings Mehrarbeit auf Frauen zu. Das geht aus einer aktuellen Kurzexpertise des ZEW Mannheim hervor.
„Wenn Väter jetzt mehr Haushaltsaufgaben übernehmen, können Mütter davon langfristig profitieren“, sagt Prof. Dr. Melanie Arntz, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und Mitautorin der ZEW-Kurzexpertise. „Wo durch Covid-19 traditionelle Rollenmuster Aufwind haben, dürften die Karrieren von Frauen darunter leiden.“
Homeoffice hat durch die Krise an Akzeptanz gewonnen
Die Covid-19-Pandemie hat einen massiven Wandel der Arbeitswelt mit sich gebracht. Während im Jahr 2018 knapp zwölf Prozent der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig im Homeoffice arbeiteten, waren es im April 2020 mehr als 35 Prozent. 26 Prozent arbeiteten sogar ausschließlich von zu Hause.
„Durch die Krise ist Homeoffice wesentlich üblicher geworden. Das wird langfristig dazu führen, dass es auch seitens der Arbeitgeber positiver beurteilt wird und häufiger verfügbar ist“, sagt Melanie Arntz. „Unternehmen und ihre Beschäftigten sammeln jetzt Erfahrung mit mobilem Arbeiten und stellen fest, dass es funktioniert. Außerdem wird es in Zukunft auch leichter sein, von zu Hause aus zu arbeiten, weil die Unternehmen jetzt entsprechende Investitionen tätigen und ihre Prozesse anpassen mussten. Wahrscheinlich werden Unternehmen auch nach der Krise häufiger Arbeitsformen ermöglichen, die Tätigkeiten und Meetings vor Ort ersetzen. Wenn Homeoffice besser verfügbar ist, führt das dazu, dass insbesondere Mütter mehr arbeiten.“
Die langfristigen Wirkungen werden aber auch davon abhängen, wie die zusätzlichen Betreuungsaufgaben zwischen Müttern und Vätern verteilt werden, die aufgrund der Schul- und Kitaschließungen anfallen. Um dies zu untersuchen, betrachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie flexibel das Beschäftigungsverhältnis beider Elternteile einer Familie während der Pandemie ist. Dabei gelten systemrelevante Berufe und andere Tätigkeiten, die vor Ort stattfinden müssen, als besonders unflexibel. Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit sind besonders flexibel. Begrenzt flexibel sind Berufe, die sich teilweise oder vollständig im Homeoffice erbringen lassen. Betrachtet man nun die Haushalte mit Kindern unter 13 Jahren nach der Flexibilität der beruflichen Tätigkeit der beiden Partner, so zeichnet sich ab, dass in der Mehrzahl der Familien vermutlich Mehrarbeit auf die Frauen zukommt.
Mütter sind in den meisten Familien beruflich flexibler
In insgesamt 28 Prozent der Haushalte verfügen Mütter in der Corona-Krise über mehr Flexibilität als Väter und können deshalb noch mehr Erziehungs- und Haushaltsaufgaben übernehmen als zuvor. In etwa 24 Prozent der Familien ist die Flexibilität beider Eltern vergleichbar. In diesen Haushalten ist es ebenfalls wahrscheinlich, dass Mütter mehr Zeit für Familie und Hausarbeit aufwenden werden. Denn schon vor der Pandemie war die Aufgabenverteilung in Haushalten mit Kindern unter 13 Jahren in Deutschland sehr ungleich. Selbst bei Doppelverdienerpaaren wandten Mütter etwa dreimal so viel Zeit für die Kindererziehung und doppelt so viel Zeit für Haushaltsarbeit auf wie Väter. Bei 85 Prozent dieser Paare arbeiteten die Mütter weniger Stunden, und in über 60 Prozent der Fälle verdienten sie einen geringeren Stundenlohn.
Allerdings arbeiten zurzeit 40 Prozent der Mütter, aber nur 23 Prozent der Väter in einem während der Krise systemrelevanten Beruf. Insgesamt verfügt in knapp 30 Prozent aller Haushalte mit einem Kind unter 13 Jahren die Mutter über weniger berufliche Flexibilität als der Vater. In diesen Haushalten könnte Covid-19 also der traditionellen Rollenverteilung entgegenwirken. „Wenn Väter jetzt mehr Aufgaben in der Kindererziehung und im Haushalt übernehmen, könnte das langfristig positive Folgen für Frauen haben”, sagt Melanie Arntz. „Für einen beträchtlichen Anteil der Familien ist das jedoch nicht der Fall. Wenn der Lockdown die klassische Rollenverteilung stärkt, profitieren Frauen von einer verstärkten Nutzung der Heimarbeit nach der Coronapandemie vermutlich weniger, mit nachteiligen Auswirkungen auf ihre langfristigen Karrierechancen.“
Prof. Dr. Melanie Arntz
Stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs
„Arbeitsmärkte und Personalmanagement“
Tel: +49 (0)621 1235-159
melanie.arntz@zew.de
Download der Kurzexpertise:
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/ZEWKurzexpertisen/EN/ZEW_Shortreport2009.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Gesellschaft
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