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Ob flexible Arbeitszeitmodelle oder neue Verhaltensregeln zur Vermeidung von Infektionen. Die sogenannten Sozialen Innovationen zeigen gerade in der aktuellen Corona-Pandemie ihre große Bedeutung für die Bewältigung Gesellschaftlicher Herausforderungen. Hochschulen böten dabei grundsätzlich gute Voraussetzungen, um durch Soziale Innovationen Veränderungen herbeizuführen. Sie spielen als Entwicklungsort für Soziale Innovationen in Deutschland aber bisher noch kaum eine Rolle. Dies liegt weniger am Personal als an den Rahmenbedingungen, wie eine aktuelle Studie des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt.
Nicht alle Neuerungen sind technischer Natur, sondern Innovationen können auch neue gesellschaftliche oder soziale Praktiken sein. Soziale Innovationen sind Handlungsweisen, Organisationsformen, Haltungen oder auch Werte, die auf die Lösung von Problemen zielen, direkt oder indirekt gesellschaftliche Bedarfe adressieren und in den jeweiligen Handlungsfeldern auch angenommen werden. Bisher zeigen Studien jedoch, dass nur etwa 20 Prozent solcher Sozialen Innovationen aus Hochschulen stammen.
Dabei bieten die deutschen Hochschulen grundsätzlich gute Voraussetzungen, Soziale Innovationen zu initiieren. Unter anderem kommt es durch die Akademisierung neuer Berufsfelder zu einer weiteren Zunahme anwendungsorientierter Forschung an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten. Das bietet Chancen für Soziale Innovationen.
So gaben etwa 80 Prozent aller Pflegewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an deutschen Hochschulen an, bereits an Sozialen Innovationen beteiligt gewesen zu sein. Im Fachbereich Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie gilt das für die Hälfte aller Professorinnen und Professoren, wie eine Befragung des CHE unter 113 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus beiden Fachbereichen ergab.
„Ob Führungskräftetraining oder Nachhaltigkeitskonzept - sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutscher Hochschulen waren und sind an Sozialen Innovationen beteiligt, die sich auf unseren Alltag tagtäglich auswirken“, bilanziert Isabel Roessler, Expertin für den Bereich Third Mission und Transfer beim CHE. „Allerdings scheint es, dass Hochschulen als Ausgangspunkt Sozialer Innovationen nicht sichtbar werden.“ Im Gegensatz zu den „handfesten“ und daher oft einfacher kommunizierbaren technischen Innovationen werde in diesem Bereich Potenzial verschenkt, so Roessler.
Doch nicht nur im Bereich der Sichtbarkeit zeigt die CHE Studie noch Entwicklungspotenzial. So wirken sich etwa laut Urteil der Befragten auch organisatorische Faktoren hemmend auf die Entwicklung solcher Innovationen aus, etwa eine nicht optimal aufgestellte Hochschulverwaltung, fehlende Anreizstrukturen oder auch, dass es keine Lehrentlastung für Projekte gibt. Hier könnte an Stellschrauben gedreht werden.
„Auch, wenn die Befragten auf ihre intrinsische Motivation bei Sozialen Innovationen verwiesen und ihre Arbeit als Herzensangelegenheit bezeichnen, sollten sich die Hochschulleitungen nicht nur darauf verlassen, sondern aktiv werden. Externe Faktoren kann niemand beeinflussen. Die organisatorischen Rahmenbedingungen schon“, appelliert Isabel Roessler an die Hochschulleitungen. Dies könne etwa durch eine Deputatsermäßigungen oder strategische Kooperationen geschehen.
Über die Studie:
Die Publikation „Soziale Innovationen aus Hochschulen - Verbreitung, Hemmnisse, Fördermöglichkeiten“ ist die erste Veröffentlichung im Rahmen des Projektes WISIH entstanden. Datengrundlage ist eine Befragung von 113 Professorinnen und Professoren aus den Fachbereichen Pflegewissenschaft sowie der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie zwischen Februar und März 2020. Autorinnen und Autoren der Studie sind Isabel Roessler, Cort-Denis Hachmeister, Saskia Ulrich und Bianca Brinkmann.
Über das Projekt WISIH:
Das CHE Projekt „WISIH: Wege und Indikatoren Sozialer Innovationen aus Hochschulen im Bereich der Pflegewissenschaft und der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie“ ist im Oktober 2019 gestartet. Das Projekt beinhaltet auch einen Praxistest, bei dem unter realen Bedingungen an Fachhochschulen und Universitäten getestet wird, ob eine Erfassung von Indikatoren für Soziale Innovationen in der Praxis möglich ist. Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 16IFI112 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Weitere Informationen unter: https://www.che.de/projekt/wisih-soziale-innovationen-aus-hochschulen/
Dr. Isabel Roessler
Tel.: +49 5241 9761-43
E-Mail: Isabel.Roessler@che.de
Roessler, Isabel; Hachmeister, Cort-Denis; Ulrich, Saskia; Brinkmann, Bianca: Soziale Innovationen aus Hochschulen - Verbreitung, Hemmnisse, Fördermöglichkeiten, Gütersloh, CHE, 57 Seiten
https://www.che.de/download/soziale-innovationen-aus-hochschulen/ - Link zur Publikation
https://www.che.de/projekt/wisih-soziale-innovationen-aus-hochschulen/ - Link zum Projekt WISIH
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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