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Die Universität in Wittenberg, die Leucorea, war geistiger Ausgangspunkt der lutherischen Reformation und eine der führenden Universitäten in Europa. Rechtshistoriker Heiner Lück, emeritierter Professor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), wirft nun in einer neuen Publikation einen umfassenden Blick auf die Wittenberger Universitätsgeschichte. Das 368 Seiten starke Werk liefert zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren einen Überblick über den gesamten Zeitraum der Existenz der Leucorea von ihrer Gründung 1502 bis zur Vereinigung mit der halleschen Friedrichs-Universität 1817 und über alle an ihr gelehrten Disziplinen. Erschienen ist es im Universitätsverlag Halle-Wittenberg.
"Die Identität einer Universität wird durch ihre Geschichte, ihre Gegenwert in Lehre und Forschung sowie ihre Zukunftsvision geprägt. Ohne eine Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte kann eine Universität daher kaum ihre Identität begründen und bewahren", sagt Prof. Dr. Christian Tietje, Rektor der MLU. Mit dem nun erschienenen aufwändig recherchierten Buch von Heiner Lück sei eine ganz zentrale Arbeit dazu entstanden.
Die letzte Gesamtschau der Wittenberger Universitätsgeschichte stammt von dem Historiker Walter Friedensburg und erschien im Jahr 1917. Lücks Buch unterscheidet sich davon in gravierenden Punkten: Zum einen spiegelt es den neuesten, vor allem auch den internationalen Stand der Forschung wider. Zum anderen setzt es neue Schwerpunkte. So nimmt das 16. Jahrhundert als "Reformationsjahrhundert" mit den wohl berühmtesten Gelehrten der Wittenberger Universität Martin Luther und Philipp Melanchthon nach wie vor eine gewichtige Rolle ein, aber keine überdimensionale mehr. "Ich wollte auch etwas über das wenig erforschte 17. und das noch weniger erforschte 18. Jahrhundert schreiben", betont Autor Lück.
So beleuchtet Lück etwa auch die bislang kaum gewürdigten aufklärerischen Tendenzen an der Leucorea im 18. Jahrhundert - immerhin wurde hier mit Anton Wilhelm Amo der erste afrikanische Philosoph in Deutschland promoviert und Gotthold Ephraim Lessing war hier Student. Lück liefert zudem Erkenntnisse zur Situation an der Universität vor und während der napoleonischen Kriege. Wittenberg habe den Anschluss an die zeitgemäße akademische Lehre verloren, so der Autor. Der Universität fehlten für eine moderne Ausbildung zum Beispiel ein Lehrkrankenhaus oder eine Geburtshilfeklinik, auch bedeutende Lehrsammlungen gab es nicht. "Vor allem ab den 1790er Jahren war ein Studium in Wittenberg nicht mehr attraktiv."
Heiner Lück war bis 2019 Professor für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte an der MLU. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Wittenberger Universität. Das nun vorliegende opulente Buch ist Ergebnis jahrzehntelanger Forschung. Es ist mit 250 Bildern üppig ausgestattet und enthält ein Personen- und Ortsregister sowie ein Verzeichnis von etwa 480 vor dem Jahr 1818 erschienenen und erwähnten Drucken.
Entstanden ist das Werk mit finanzieller Unterstützung der MLU, der Stiftung Leucorea und des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt.
Heiner Lück: ALMA LEUCOREA. Eine Geschichte der Universität Wittenberg 1502 bis 1817. Halle 2020. 368 Seiten. 175 Euro. ISBN 978-3-86977-208-0
https://uvhw.de/neuerscheinungen/product/200630_00-208-0.html
Cover zum Buch "ALMA LEUCOREA. Eine Geschichte der Universität Wittenberg 1502 bis 1817"
Universitätsverlag Halle-Wittenberg
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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